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PETE GROSS: STIMME DER SEAHAWKS

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Letzterer steht in der Nachbetrachtung – bei aller Kritik an der Bauweise und dem Zahn der Zeit, der am Gebäude nagte – wie kein anderes Symbol für die Gründung der Seahawks. Als Stimme der ersten Stunde vernahmen die Fans der jungen Franchise dabei einen Radiokommentator namens Pete Gross.


Pete Gross

17 Jahre, vom ersten Kick-off im Dome bis zu Gross’ Tod, war sein charakteristisches „TOUCHDOWN SEAHAWKS!“ Markenzeichen für NFL-Football in Seattle. Gross kommentierte bis zu seinem Lebensende fast jedes Spiel der Seahawks (insgesamt waren es 331) und verpasste lediglich in den letzten Jahren aufgrund der Behandlung seiner Krebserkrankung einige Partien.

Als „Voice of the Seahawks“ und Kultfigur der Franchise wurde er wenige Tage vor seinem Tod in den Ring of Honor aufgenommen. Nur 52 Stunden nach Gross’ feierlicher Aufnahme starb er viel zu früh im Alter von 55 Jahren. Dieser letzte öffentliche Auftritt vor dem Spiel gegen die Denver Broncos Ende November 1992 war einer der bewegendsten Momente in der Geschichte des Kingdomes.

Gross war zu diesem Zeitpunkt bereits zu schwach, um das Spiel zu kommentieren, richtete aber während der Zeremonie noch ein letztes „TOUCHDOWN SEAHAWKS!“ an die Fans im Stadion. Der langjährige Co-Kommentator und Weggefährte Steve Raible sollte fortan seinen Platz einnehmen. Die Seahawks gewannen trotz einer 1-10-Bilanz das Spiel gegen Denver nach Verlängerung. Ein spezieller Moment des Abschieds für Pete Gross – in seiner Arena.

Diese Spielstätte war besonders. Nicht nur aus architektonischer Sicht. Im Kingdome wurden Dezibelwerte über 130 gemessen. Der ehemalige Safety Paul Moyer, als Spieler und Assistenztrainer zwischen 1983 und 1994 bei den Seahawks tätig, erinnerte sich, in einem Monday Night Game gegen die Los Angeles Raiders die Ohrlöcher in den Helmen mit Tape abgedichtet zu haben, um die Lautstärke etwas erträglicher zu machen. Das Publikum so laut wie ein Düsenflugzeug in etwa 30 Metern Entfernung – per definitionem waren dies die Umstände, mit denen sich die Auswärtsteams in der Halle herumschlagen mussten, wenn sie nach Seattle kamen. Defensive End Jacob Green, der die Franchise von 1980 bis 1991 prägte, machte die Fans im Kingdome für fast die Hälfte seiner 116 Karriere-Sacks verantwortlich.

Während es für die gegnerische Offense in Seattle nahezu unmöglich war, ihre Spielzüge problemlos zu kommunizieren und kurzfristig auf Änderungen in der Defensive zu reagieren, hatte auch das Heimteam teilweise seine Probleme mit dem Lärm. Vor Spielzügen des Auswärtsteams war es Seattles Verteidigern oftmals nur durch Handsignale möglich, mit den Kollegen zu interagieren. Schwierigkeiten, die andere NFL-Teams gerne hätten. Gibt es eine Konstante in der Historie der Seattle Seahawks, ist es sicherlich der Heimvorteil.

Vom ersten Preseason-Spiel im August 1976 gegen die San Francisco 49ers bis zur Play-off-Niederlage im Januar 2000 gegen die Miami Dolphins war der Kingdome die Heimat der Seahawks. Ein Wohnzimmer aus Beton, eine Ära vollgepackt mit Emotionen, Zuschauerlärm, dem 12. Mann, herabstürzenden Deckenplatten – und einem Grande Finale: der Implosion am Morgen des 26. März 2000.

ESPN übertrug live, Stars der in Seattle entstandenen Grunge-Bewegung wie Eddie Vedder (Pearl Jam) und Chris Cornell (Soundgarden) waren Augenzeugen, als Sprengstoff das graue Denkmal in Schutt und Asche legte. 16,8 Sekunden dauerte das perfekt choreografierte Spektakel, dann war ein Stück Geschichte dem Erdboden gleichgemacht. Es war das weltweit bis dahin flächenmäßig größte Gebäude, das durch eine Sprengung abgerissen wurde.

Nostalgiker tröstet vielleicht die Tatsache, dass 97 Prozent des KingdomeBetons für den Bau des neuen Stadions an gleicher Stelle verwendet wurden. Vielleicht. Die alte Lady wird in Seattle noch immer vermisst. Sie hat es sich redlich verdient.

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