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VORWORT


Da ich mein ganzes Leben in Seattle verbracht habe, war es schon immer schwierig für mich, richtig zu begreifen, welchen Einfluss ein Team wie die Seahawks außerhalb der Stadt hat. Ich sah die Trikots von Matt Hasselbeck, als ich in der Mittelschule auftauchte. Es schien damals, als würde jedes Kind in der Nachbarschaft das Videospiel Madden 2007 aus seiner Plastikverpackung schälen, als Shaun Alexander das Cover zierte. Ich verfolgte, wie Hunderttausende von Seahawks-begeisterten Seattleites die Straßen der Innenstadt überfluteten. Sie blieben der Arbeit fern und unterstützten ihre Kinder beim Schuleschwänzen, nur um den ersten Super Bowl der Stadt im Februar 2014 feiern zu können. All das konnte man als lokales Phänomen abtun. Das Gleiche gilt für den ohrenbetäubenden Lärm, den ich als Reporter bei den Heimspielen der Seahawks erlebt habe.

Um aber die ganze Tragweite von Pete Carrolls Predigten zu verstehen, um die ikonische Natur eines von Skittles besessenen Running Backs zu erkennen und um die Überlegenheit eines Haufens knallharter Defensive Backs zu würdigen, musste ich Seattle verlassen.

Ich musste nach Übersee.

Meine Großeltern zogen in den 1960er-Jahren aus dem Mittleren Westen nach Seattle und hatten Seahawks-Dauerkarten für die Premierensaison 1976. Mein Großvater mütterlicherseits, Willie Lee, war ein weitgereister Ingenieur für Boeing Airlines, er starb 2002. Ich stelle mir noch heute seinen Gesichtsausdruck vor, würde er erfahren, dass ich dafür bezahlt werde, von einem Seahawks-Spiel in London zu berichten.

Ich landete in London am 9. Oktober 2018 und spürte fast sofort die Schockwellen, die von einem Jahrzehnt spannender Seahawks-Siege, herzzerreißender Niederlagen und per Griff in den Schritt vollendeter Touchdown-Läufe ausgingen. Während einer Woche, die ich auf der anderen Seite des Ozeans verbrachte, hatte ich Kontakt zu Seahawks-Fans aus der ganzen Welt und dokumentierte ihre Zuneigung zu einem Team, das in der oberen linken Ecke der Vereinigten Staaten versteckt ist. Am Vorabend der dominanten Vorstellung Seattles gegen die Raiders im Wembley-Stadion veranstaltete die örtliche Seahawks-Fangruppe eine Party, um das Team zu feiern und gleichzeitig Geld für den verstorbenen Quarterback Tyler Hilinski von der Washington State University zu sammeln. Während ich dieses Vorwort schreibe, trage ich – als stolzer WSU-Absolvent – meinen weiß-roten „Hilinski’s Hope“-Pullover aus dieser Nacht.

Als ich mich an diesem Abend mit Fans aus Tausenden von Meilen Entfernung austauschte – von denen mich einige mit wer weiß wie vielen Seahawks-Spielern verwechselten –, spürte ich ihre aufrichtige Begeisterung dafür, Menschen von jenseits des großen Teichs zu treffen und sich mit denen zu unterhalten, die ihre Liebe zu Seattles beliebtester Profimannschaft teilten. Menschen, die in der Achterbahn der Gefühle mitfuhren, als Hasselbeck in der Verlängerung verkündete, dass sein Team jetzt punkten würde. Menschen, die ihre Verschwörungstheorien rund um Super Bowl XL erzählten. Menschen, die sich daran erinnerten, wie Doug Baldwin die Nummer 15 trug. Die sich erinnerten, wie Brandon Browner Greg Jennings einen Body Slam verpasste. Die sich an das Kam-gegen-Cam-Duell in den Play-offs der Saison 2014 erinnerten und daran, wie Richard Sherman seine Überlegenheit durchsetzte, als wären das alles private Kindheitserinnerungen. Es war ein greifbares Gemeinschaftsgefühl.

Am Ende meiner Reise hatte ich eine ungesund hohe Zahl an Pubs besucht und die perfekte Menge internationaler Selfies gemacht. Ich kehrte nach Hause zurück und war mir um den Einfluss des Teams bewusst, das ich seit über zwei Jahrzehnten dabei beobachtete, wie es sich von einem Emporkömmling in den frühen 2000er-Jahren zu einem wahren Powerhouse in den 2010er-Jahren entwickelt hatte.

Ich glaube, jeder, der über ein NFL Team berichtet, spürt den Eindruck, den ein Team auf die Menschen in der Umgebung macht. Und jeder, der als Reporter mitreist, spürt den Eindruck, den dieses Team auf das ganze Land macht. Man trifft die Fans, die vor vielen Jahren aus Seattle weggezogen waren und die die Spiele der Seahawks in Pittsburgh, New York, Chicago, Washington D.C., Dallas, Carolina und so weiter in ihren Kalendern markiert haben. Man trifft Leute, die Podcasts in Georgia aufnehmen. Leute, die in Seahawks-Bars in Arizona kellnern. Aber nichts übertrifft das unbeschreibliche Gefühl, jemanden in einer völlig anderen Sprache über seine Liebe zu Steve Largent sprechen zu hören oder darüber, wie er Kenny Easleys Karriere von Anfang an verfolgt hat oder davon, wie er sein Walter-Jones-Trikot entstaubt.

Die Seahawks gehören der Stadt Seattle. Das war schon immer klar. Aber wie dieses Buch zeigt, gehören sie auch den Fans überall auf der Welt.

Michael-Shawn Dugar

Seahawks-Reporter für The Athletic

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