Читать книгу Klippenfall - Meike Messal - Страница 8

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Ratlos stand Levke vor Sylkes Laden. Fehmarn und Meer prangte auf einem großen blauen Schild über der Tür, die Schaufensterscheiben reflektierten die Mittagssonne. Sylkes Geschäft befand sich im Zentrum von Burg, ein Stück hinter dem Rathaus am Kaufhaus Scholz vorbei die Straße hinunter, in der Nähe des Filmtheaters Fehmarn. Wie oft hatten sie früher, als Sylke noch nicht so beschäftigt war, in dem gemütlichen Kino spannende Filmabende verbracht. Levke liebte das urige Ambiente, denn jeder Platz im Saal war mit einem kleinen Tisch und einem Lämpchen ausgestattet.

Auf der Straße herrschte reges Treiben, vor allem Touristen flanierten gutgelaunt durch die Stadt. Doch in dem Laden, dessen Türglocke in der Hauptsaison fast unermüdlich klingelte, war niemand. Stirnrunzelnd drückte Levke die Klinke herunter, rüttelte daran, doch die Tür öffnete sich nicht.

»Sylke?«

Was, verdammt, war mit ihrer Freundin los? Sie hatte gestern lange auf Sylke und Emmi gewartet und war letztendlich verwundert von Katharinenhof nach Landkirchen gefahren, wo sie sich in einer kleinen, gemütlichen Einliegerwohnung ihr eigenes Reich geschaffen hatte. Mehrfach hatte sie versucht, Sylke auf dem Handy zu erreichen. »Es gibt bestimmt eine ganz plausible Erklärung«, hatte sie sich eingeredet, als sie schließlich nach Mitternacht todmüde ins Bett gefallen war. Sie musste am nächsten Tag wieder früh raus. Der Bäcker, bei dem sie in Burg arbeitete, öffnete wochentags um sieben, Sylkes Laden hingegen erst um zehn Uhr.

Den ganzen Vormittag hatte sie an Sylke gedacht und sich sofort in der Mittagspause auf den Weg zu dem Laden gemacht, der nur wenige Hundert Meter von der Bäckerei entfernt lag. In ihren Gedanken sah sie Sylke lachend in der Tür stehen. »Wir haben doch bloß die Zeit vergessen, das kennst du doch!« Sie hörte die Stimme ihrer Freundin so nah an ihrem Ohr, dass sie erschrak, als der Laden in ihr Blickfeld kam und dieser verlassen dalag.

Das war noch nie vorgekommen. Selbst als Sylke vor einem Jahr eine schwere Grippe bekommen hatte. Mit Fieber hatte sie hinter dem Tresen gestanden und ihre Mattheit weggelächelt. Im Weglächeln war sie gut.

Levke schaute auf ihre Uhr, sie hatte nur noch fünfundzwanzig Minuten. Ein letztes Mal klopfte sie energisch gegen die Scheibe, jedoch mehr aus Pflichtbewusstsein. Sylke war nicht da, sie ging nicht an ihr Handy. Und Emmi ...

Levke schlug sich gegen die Stirn. Natürlich, Emmi! Sie musste doch in der Schule sein. Da war Sylke streng, da kannte sie keine Gnade. Die Inselschule lag mitten in Burg, wenn sie schnell ging, konnte sie in weniger als fünf Minuten dort sein. Sie wollte gerade loslaufen, als sie innehielt. Mist, es waren doch Ferien! Das vergaß sie manchmal, da sie keine Kinder hatte.

Seufzend fuhr sich Levke über die Stirn. Sie hatte um vier Feierabend. Dann würde sie noch einmal zum Laden gehen. Bestimmt war das alles nur ein großes Missverständnis, sicher hatte Sylke irgendetwas gesagt, das ihr entgangen war.

Levke nickte energisch. So musste es sein. Sie ging mit festen Schritten, einem Lächeln auf dem Gesicht, tat alles, um sich selbst zu überzeugen. Um zu verhindern, dass sich die Angst in ihrem Inneren weiter ausbreitete wie ein Geschwür. Nein, verdammt noch mal, sie wollte nicht darüber nachdenken, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.

Klippenfall

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