Читать книгу VI Girl goes Germany - Melanie T. Shetty - Страница 10
Kapitel 6
ОглавлениеJuni 2010
»Ich hab gehört, du willst kündigen«, sagt Tine. »Es wird ein großer Verlust sein, wenn du gehst.«
»Ich habe dir immer gesagt, es ist eine ungesunde Atmosphäre hier«, sage ich lächelnd.
Tine’s Charme, wenn sie ihn benutzten wollte, war überwältigend, ich war einfach von ihr begeistert.
»Aber wir bleiben in Kontakt, versprochen?«, sage ich.
Die Arbeitsbedingungen im Hotel waren wirklich miserabel! Sie teilen einen ein, 42 bis 45 Stunden in der Woche zu arbeiten, es gibt keine Zeit für eine richtige Pause, keine bezahlten Überstunden, wenige Urlaubstage, und so weiter.
Außer Tine mag ich hier niemanden. Die Rezeptionschefin sitzt nur auf Ihrem fetten Hintern und geht alle zehn Minuten eine Zigarette rauchen. Die Reservierungssachbearbeiterin schreit die ganze Zeit, wenn sie nicht auch eine Raucherpause macht. Und die anderen Empfangsmitarbeiter lassen einen nur im Stich. Wenn beide Telefone klingeln, Gäste warten um eingecheckt zu werden, oder E-Mails gelesen werden möchten, sitzen die Kolleginnen nur im BackOffice und lassen einen vorne alleine arbeiten.
Sorry, aber da habt ihr euch die falsche ausgewählt! Eine Handvoll blöder Dinge, die mich einfach stören.
Glücklicherweise fand ich eine Stelle in einem namenhaften Unternehmen in Stuttgart. Mehr Geld, weniger Arbeit und super Kollegen.
Ich muss erwähnen, dass es nun schon drei Monate sind, in denen wir uns nicht gesehen haben. Aber David ist einfach so perfekt. Okay, ihr denkt bestimmt »es ist doch nur ein Mann, um Gottes willen!«. Aber anstatt ein einer Märchenbeziehung sitze ich hier alleine und warte darauf, dass er endlich kommen darf.
»Ach bebo, ich vermisse dich so arg«, sage ich am Telefon.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange auf die Papiere warten muss. Ich hoffe, alles geht gut.« sagt er.
»Verlass dich lieber nicht auf die«, sage ich, und nehme einen Tortilla-Chips aus der Packung neben mir. »Ihre Aussagen waren nicht gerade vielversprechend.«
»Jetzt fühle ich mich komisch. Komm schon, heitere mich ein wenig auf«, sagt er.
»Ist es nicht offensichtlich, dass ich besorgt bin? Werden wir überhaupt unsere Hochzeit am 10.07. feiern können?«, frage ich.
»Möglicherweise. Aber nur, wenn wir unsere Hoffnung nicht verlieren«, sagt er lachend.
»Wir haben nur Pech. Glaubst du, dass wenn ich noch einmal anrufe, der Prozess beschleunigt wird?«, endlich esse ich den Tortilla-Chips in meiner Hand, um David Zeit zu geben, eine passende Antwort zu finden.
Ich esse noch drei weitere, dann sagt er: »Du bist einfach liebenswert. Ruf einfach noch einmal an.«
»Ich denke, du hast Recht«, lächle ich.
Er ist ein toller Fang. Wenn wir im Supermarkt im Angebot wären, könnte man uns nicht einzeln kaufen, sondern nur im Doppelpack.
David scherzte am Telefon, dass das Schlimmste, das mir je passiert sei, die Arbeit im Hotel gewesen wäre. Es ist aber wahr. Kein normaler Mensch hält es dort aus.
Es ist einfach unbestreitbar wahr, dass sie die Leute nur ausnutzen und es doch niemand länger als ein paar Monate dort aushält. Ich verdiene etwas Besseres. Es war nur eine Frage der Zeit bis ich etwas Besseres finden würde.
»Kommen Sie rein, Frau Karole«, Herr Krokowski öffnete die Tür zu seinem Büro.
»Ich denke, es ist das Beste, wenn ich kündige. Hier ist mein Schreiben«, sagte ich.
»Sind Sie sich sicher?«, fragt er ein wenig schockiert.
»Ja«, ich lief lächelnd aus seinem Büro und fuhr zurück nach Hause.
Es ist kurz nach 16 Uhr als ich zu Hause ankomme. Ich schloß die Autotür so leise wie möglich und ging hinein.
Ich wusste, dass es das Richtige für mich war.
»Hey, tut mir leid, dass ich etwas spät dran bin«, sage ich. »Ich habe heute meine Kündigung abgegeben.«
»Und was für eine erfundene Geschichte hast du ihnen erzählt?«, fragt meine Mutter.
»Etwas über mich, dass ich nicht glücklich sei mit dem Verhalten der anderen Kollegen«, antworte ich.
Sie nickt. Vielleicht klingt es für andere etwas komisch, aber ich werde denen sicherlich nicht sagen, dass ich einen besseren Job bekommen habe.
»Also, was gab’s zu Mittag?«, fragt meine Mutter, um das Gespräch fortzuführen.
»Ich hatte einen Salat«, erwiedere ich.
Meine Mama zieht die Augenbrauen hoch und nickt langsam, »Nun, ich bin froh, dass du etwas Besseres hast. Jetzt können wir nur hoffen, dass David sein Visa bekommt.«
»Ich muss noch einmal mit denen reden. Er muss innerhalb der nächsten zwei Wochen hier sein«, sage ich, und mein Magen dreht sich.
Ich ging in mein Zimmer und rief David via Skype an.
»Hey bebo«, sage ich.
»Hey Booboole, wie geht es dir?«, fragt er aufgeregt.
»Einerseits gut, weil ich endlich den Job gekündigt habe, auf der anderen Seite schlecht, weil ich dich so sehr vermisse …«, flüstere ich.
»Oh … komm schon. Nur noch ein paar Tage!«, versucht er, mich aufzumuntern.
»Ich hoffe es. Und dann heiraten wir noch einmal«, ich mache es mir auf der Couch gemütlich.
»Das werden wir«, bestätigt er und lächelt in die Camera.
»Dann werde ich offiziell auch in Deutschland Frau Karole heißen«, sage ich zu David, der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte.
»Das wirst du, sofern du deinen Namen im Rathaus ändern lässt«, sagt er einfach.
»Wenn? Nun, ich dachte, du willst es so? Meinst du, ich sollte nicht?«, ich zuckte mit den Schultern.
Ich wünschte, er wäre jetzt gerade neben mir. Und könnte mir einen Kuss geben.
»Es ist deine Entscheidung. Ich kann dich nicht zwingen. Allerdings hatten wir eine Vereinbarung. Schon vergessen? Du kannst organisieren und machen was du willst, aber nimmst meinen Namen an«, sagt er.
»Ehrlich gesagt mag ich meinen Nachnamen sehr. Ich denke, es wäre eine Schande, diesen zu ändern. Und der Name würde auch perfekt zu dir passen: David Beck. Findest du nicht?«, ich lächle verlegen.
Das musste er erst einmal für ein paar Minuten verdauen.
Ich dachte, ich wäre immun gegen das gesamte Konzept der Liebe nach dem dummen Puerto-Ricaner, bis ich David getroffen habe. Die Dinge haben sich geändert. In einem kurzen Zeitraum wandelte ich mich von einer arbeitsliebenden Schiffsmitarbeiterin zu einem liebeskranken Verlobten. Und das bedeutet, neue Regeln sind erforderlich. Sobald wir einen Tag »gemeinsam«, sind, müssen wir nur noch herausfinden, welche dies sind. Es ist einfach Einstellungssache …
»Nein, ich denke, du solltest noch einmal darüber nachdenken«, sagt er.
Ich nickte. Er schien besorgt. Aber diesmal wollte ich alles richtig machen, im Gegensatz zum letzten Mal. Ich wollte diese kirchliche Trauung so perfekt wie möglich gestalten.
Nicht, dass ich schon einmal verheiratet war. Naja, nur, fast.