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Kapitel 5

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Mai 2010

»So viele Dinge«, dachte ich laut.

David stimmte mir zu, obwohl er nicht wusste, wovon ich sprach.

»Ich muss noch Blumen für die Hochzeit besorgen. Und mein Kleid muss noch gekürzt werden …«, sagte ich zu ihm, und schaute sein Gesicht in der Computer Kamera an.

»Du gibst so viel Geld für all das aus«, sagte er.

»Wie bitte? Es ist ein einmaliges Erlebnis. Alles muss perfekt sein. Das weißt du!«, antwortete ich.

Er lächelte nur. Natürlich. Das ist das, was er immer tut. Und für ihn ist es ja auch einfach. Er ist Meilenweit entfernt von der ganzen Organisationssache. Gott sei Dank machte ich mir vorab eine Check-Liste.

Nur noch zwei Monate. Okay. Bleib ruhig! Das mit den Blumen sollte ja kein Problem sein. Und mein Kleid, gut. Es passt mir eigentlich perfekt, aber selbst mit meinen Pumps ist es noch zu lang. Meine Cousine Maya empfahl mir eine Schneiderin. Und dort werde ich morgen mal hingehen … Uff!

Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass David etwas sagte.

»Hast du schon nach einem Auto geschaut?«, fragt er.

»Was?«

»Wie kommst du denn zur Arbeit? Hast du schon ein Auto gekauft?«, wiederholte er.

»Ach weißt du. Ich hab da eines gesehen, dass nicht so teuer ist. Morgen gehe ich mit meinem Vater mal hin«, dachte ich, schaute ihn kurz in die Augen und dann schnell wieder weg.

»Mir ist es egal welches Auto du dir aussuchst, solange du zufrieden damit bist«, sagt er.

»Okay. Ich ruf dich morgen Abend wieder an«, sagte ich plötzlich »Ich muss jetzt schlafen gehen!«

Ich bin etwas nervös über meine Zukunft und bedauere etwas meine Vergangenheit. Im Moment will ich einfach nur, dass alles perfekt ist. Und was, wenn nicht? Es ist so eine Art und Weise, die einen disziplinierten Menschen verrückt machen kann. Man kann planen, organisieren und tun – aber am Ende kann man doch nicht kontrollieren, ob auch alles seinen Weg geht. Wisst ihr was ich meine? Oh Mann. Sorry. Es ist einfach nur viel zu viel.

Am nächsten Morgen klingelte mein Alarm pünktlich um 5 Uhr.

Solang ich kein eigenes Auto habe, nimmt mich mein Vater mit. Obwohl ich viel zu früh da bin, ist es immer noch besser, als mit Bus und Bahn zu fahren.

»Du nimmst mir einen Teil meiner Nachtschicht weg«, sagt der Mitarbeiter, als ich in das Hotel komme.

Ich lache. »Ja, natürlich!«

Das Hotel befindet sich direkt in der Stuttgarter Innenstadt und ist ständig ausgebucht. Meistens sind es Geschäftsleute, die ein- und auschecken.

Neun Stunden später und ich sitze im Auto meines Vaters.

Ich rief David an, sah ein bisschen Fernseh und schlief ziemlich schnell ein.

Ich wachte auf und dachte, ‚Heute gehe ich endlich zur Schneiderin!‘

»Einen schönen Nachmittag!« sage ich, als ich in den Laden eintrete.

»Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?«, die Dame schaut mich etwas ungläubig an.

Ich lächle höflich und sage: »Ich habe mein Kleid in den USA gekauft. Es sitzt perfekt, nur ist es ein wenig zu lang.«

»Okay. Dann schauen wir mal. Bitte ziehen Sie es an«, sagt sie.

Es fühlt sich toll an, ein Brautkleid zu tragen. Ich fühle mich wie eine Prinzessin. Tja, meine Haut sieht zwar noch bisschen blass aus, aber ich habe ja noch genügend Zeit, um ins Solarium zu gehen …

»Verstehe«, sagt sie und schaut mich von oben bis unten an. »Und Sie wollen diese Schuhe tragen?«

»Mm. Ja schon«, sage ich.

Sie funkelt mich an: »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Sie sollten besser flache Schuhe tragen.«

Sie machen wohl Witze alte Dame! Das sind schon ‚flache‘ Schuhe. Sie sollte mal meine Schuh-Kollektion zu Hause ansehen! Ach … natürlich konnte ich das nicht zu ihr sagen.

Ich schaue sie ernst an. »Vielen Dank für Ihren Rat aber ich glaube, die Pumps sind in Ordnung.«

Sie zuckte die Schultern und ging weg.

Ich ließ mein Kleid da und die Schneiderin bat mich, in drei Wochen wiederzukommen. Super, ein weiterer Punkt, denn ich von meiner Liste streichen kann!

»Also Papa! Was sagst du zu diesem Auto?!« Ich zeigte ihm im Internet einen kleinen Gebrauchtwagen.

»Ehrlich gesagt, für dich ist der Wagen okay«, sagt er.

»Ich weiß«, erwidere ich. »Und für den Anfang ist es doch super, meinst du nicht auch?«

»Klar, wir können ja die nächsten Tag vorbeigehen!«, sagte er und setzte sich wieder auf die Couch, um fernzusehen.

Am nächsten Tag fuhren mein Vater und ich nach der Arbeit vorbei und kauften den Wagen. Okay. Es ist nichts Besonderes. Ein gebrauchter SMART für €4,500. Schon viel Geld. Aber meine Eltern unterstützen mich und bezahlten die Hälfte, als sogenanntes Hochzeitsgeschenk!

»Be-e-bo-o! Be-e-bo! Hörst du mich?«, trällerte ich in dem Moment, als David ans Telefon ging.

»Ja mein Schatz ich kann dich klar und deutlich hören«, sagte er.

»Be-e-bo-o, ich habe ein Auto gekauft!« Die Ampel sprang auf rot und das Auto ruckte zum Stillstand, ohne auf irgendjemand oder etwas zu stoßen.

»Bist du gerade im Auto?«, fragte er.

Ich nahm an, dass er wahrscheinlich besorgt war, ob alles gut lief. Ich beruhigte ihn und sagte: »Ja, ich fahre gerade. Aber ich musste es dir einfach erzählen.«

Er mag es einfach nicht, wenn ich gleichzeitig Auto fahre und nebenbei noch telefoniere.

Nächstes Stichwort: Auto, welches von der Liste gestrichen werden kann!

»Mama, ich bin’s.« Ich rief alle an, um Ihnen die tollen Neuigkeiten zu erzählen.

»Hallo, was ist los? Bist du noch unterwegs? Es ist so laut«, sagte sie.

»Ja, so könnte man es nennen. Ich habe gerade das Auto gekauft!«

Meine Mutter lachte erst eine Weile, bevor sie weitersprach: »Melanie, hör auf während der Fahrt zu telefonieren! Wir sehen uns doch sowieso in ein paar Minuten!«, und sie legte auf.

Ich kann wirklich kein Schaltgetriebe fahren. Ich hasse es. Aber besser so, als gar kein Auto zu haben. Dieses Auto zu fahren verbrauchte die letzten Reserven meiner heutigen Konzentration. Als ich zu Hause ankam, war ich erleichtert. Mein Vater sah mich mitfühlend an und machte einige unterstützende Kommentare über die Schwierigkeit einer Gangschaltung, aber ich hatte keine Lust zu Reden. Ich stürzte mich in mein Bett und schlief.

VI Girl goes Germany

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