Читать книгу VI Girl goes Germany - Melanie T. Shetty - Страница 8
Kapitel 4
ОглавлениеApril 2010
Ich musste ständig an all den Papierkram denken, den wir für die Aufenthaltsgenehmigung für David noch erledigen mussten.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und betrachtete den Schreibtisch. Es war kein schöner Anblick. Draußen war die Frühlingssonne so herrlich, und ich war hier drin mit diesem Kampf beschäftigt.
Ich schaute auf das Foto von meinem Süßen.
‚Wir können es schaffen’, sagte ich mir. Es waren ja erst ein paar Tage vergangen, seit er ging.
Ich finde es nicht gerecht, dass man uns so eine harte Zeit gibt. Anfangs wollte die Dame im Rathaus lediglich die Übersetzung unserer Heiratsurkunde aus Belize.
Gut, erledigt. Dann sagte sie, David müsse seine Geburtsurkunde beglaubigen lassen, dann ins Deutsche übersetzten und schließlich noch eine Heiratsfähigkeitsurkunde besorgen. Meine Güte, konnte uns das jemand nicht schon vorher mitteilen?
Ich wollte nur noch lachen, aber konnte nicht. David schickte mir all die Dokumente per Express und ich machte meinen Weg zum Rathaus.
»Okay, das wären dann 400 Euro, um die Dokumente an die deutsche Botschaft in Mumbai zu senden«, sagte die Dame.
»Wie bitte? Davon war nie die Rede! Erst benötigen Sie nur eine Übersetzung, dann all die anderen Dokumente, und jetzt wollen Sie alles wieder zurück nach Indien schicken?«, ich bin schier ausgeflippt.
»Tut mir leid, dass ich Ihnen vorher nichts davon erzählt hatte, aber ich habe eben erst all die Anweisungen angefragt«, sagt sie lächelnd.
Ja bestimmt, Sie haben keinen Grund zum Lächeln!
»Aber wird er bis Juli einreisen dürfen? Wir haben unsere kirchliche Trauung schon organisiert!«, sagte ich.
»Ich kann Ihre Frage nicht beantworten. Sie müssen einfach abwarten«, erklärt sie kurz und bündig.
Es schien eine sehr seltsame Art von Antwort zu sein. Wenn David bis Juli nicht hier ist, dann weiß ich nicht weiter … die gesamte Planung, die Einladungen, die Feier.
Ich versuchte, höflich zu wirken, lächelte und verließ ihr Büro. Auf meinem Heimweg begann ich zu weinen. Alles was aus Ihrem Mund kam war einfach nur Müll. Und es ist so unfair. Warum machen die es so schwierig?!
Wieder zu Hause rief ich David an.
»Hi Schatz wie geht es dir?«, sagte er und wunderte sich, wie wohl das Treffen lief.
»Bebo«, sagte ich, »Es sind die Dokumente. Jetzt wollen die alles an die deutsche Botschaft in Mumbai senden, um alles noch einmal zu überprüfen.«
»Ach komm! Und wie lange wird das dauern?«, fragt er.
»Nun, bis zu vier Monaten«, sage ich traurig.
»Oh nein, aber hey, alles wird gut. Nur nicht aufgeben«, sagt er optimistisch.
Zum Glück fand ich einen Job. Zumindest bin ich mit Arbeiten beschäftigt.
Mein erster Tag im Hotel. Ich schaute auf den Eingangsbereich und hoffte, zumindest gute Kollegen zu haben.
»Hi, wie geht es Ihnen?«, sagte Mr. Krokowksi, der Assistent der Geschäftsleitung.
»Vielen Dank der Nachfrage, gut«, antwortete ich.
»Wir erwarten nicht, dass Sie alles gleich nach einem Tag können«, sagte er.
»Danke«, meine Augen weiteten sich.
Er lächelte. »Tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann, aber Tine wird Sie einlernen.«
Und da war sie, ein blondes süßes Mädchen. Immer noch in der Ausbildung, aber jetzt muss sie mir zeigen, wo es langgeht.
»Siehst du, alles wird gut. Es könnte ein wenig stressig von Zeit zu Zeit werden. Ich werde dich so viel ich kann unterstützen«, sagte sie in einem sehr freundlichen Ton.
Ich war geschmeichelt. »Das ist sehr lieb von dir.«
»Hast du schon einmal in einem Hotel gearbeitet?«, fragt sie.
»Ja, aber noch nie in Deutschland«, antwortete ich.
»Aber du kennst dich mit dem System aus?«, sagte Tine und zeigte mir die zwei PC’s am Empfang.
»Ich habe mit etwas Ähnlichem gearbeitet, daher sollte es kein Problem sein«, sagte ich.
Tine öffnete eine Mappe und gab mir einen Stift.
»Bitteschön«, sagte sie und gab mir die Mappe.
Ich nickte. »Dankeschön.«
Der Ordner enthielt alle wichtigen Informationen über das Hotel und die Aufgaben am Empfang.
Als ich letzte Woche mein Interview hatte, dachte ich wirklich, es könnte eine spannende Arbeit werde. Aber ich habe mich wohl getäuscht.
Die Tage im Hotel waren einfach nur Stress pur, kombiniert mit den letzten Planungen für unseren großen Tag und der Kampf mit David’s Visa.
Wochen vergingen und ich konnte das Warten nicht mehr abhaben. Ich ging in das Landratsamt nach Pforzheim und beschwerte mich.
Und im Ernst, ich dachte, diese Dame verarscht mich?!
»Guten Morgen«, sagte ich, als ich die Bürotüre öffnete, »kann ich reinkommen?«
»Ja natürlich, treten Sie ein«, sagte die Beamtin.
»Gut. Schauen Sie, ich habe Schwierigkeiten mit der Dame in unserem Rathaus«, versuchte ich zu erklären.
»Und was soll ich nun tun?«, fragt sie.
Ich seufzte. »Das weiß ich nicht genau, aber mein Mann muss bis Juli hier sein.«
»Haben Sie alle Dokumente eingereicht? Es kann zwischen sechs Wochen und vier Monaten dauern, je nachdem, wo er herstammt«, sagt sie.
»Wo er her stammt?«, fragte ich überrascht.
»Ja«, antwortete sie.
»Gut, dann gebe ich Ihnen jetzt ein Beispiel. Eine Bekannte hat im Türkei-Urlaub jemanden für Geld geheiratet. Dieser Kerl war binnen sechs Wochen in Deutschland. Wie ist das möglich?«, ich wurde etwas aufbrausend.
Sie lächelte. »Nun, ich glaube, Sie wissen nicht worüber Sie hier reden. Die Türken sind unsere größte Einwanderungsgruppe. Hier gelten andere Regeln. Vergleichen Sie ein Land wie Türkei doch nicht mit Indien«, sagte sie ganz entspannt.
»Ich glaube Sie machen Witze. Soll das eine Erklärung sein?«, sagte ich.
Ich stand auf und stürmte aus Ihrem Büro. Ich konnte nicht glauben, was sie da gesagt hatte. Es ist immer das gleiche hier. Manche Landsleute können tun und lassen, was sie wollen. Und Menschen, die wirklich mit einem guten Willen versuchen, hier herzukommen? Nein. Okay, nicht alle Menschen sind gleich. Aber es ist nicht fair. Und jetzt habe ich wirklich Zweifel, dass er noch rechtzeitig seine Papiere bekommen wird.
Ihre Worte waren echt bitter.