Читать книгу Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 11
Michael
ОглавлениеSein Flug landete pünktlich um sechs Uhr morgens auf dem Pariser Flughafen. Da gleich heute der erste Termin anstand, konnte er sich nicht ausruhen. Den Jetlag ignorierend vertiefte er sich während der Fahrt vom Flughafen zum Hotel in die Unterlagen.
Der hoteleigene Wagen brachte ihn zum Four Seasons George V Hotel, wo er wieder eine der beiden Königssuiten für die nächsten vier Tage bewohnen würde. Zum Service des Hotels gehörte zum Glück auch das Auspacken, so dass er Ruhe hatte, sich auf das Erste von insgesamt 14 Meetings in den nächsten drei Wochen vorzubereiten.
Früher war er regelmäßig nach Europa gereist, so dass er nur einige Tage dort verbringen und nie einen solchen Marathon hatte hinlegen müssen. Allerdings lag seine Schwester da auch noch nicht im Koma und seine Gedanken waren rein auf das Geschäftliche fokussiert gewesen. Fast – denn nachts hatte er einer zierlichen Frau seine ganze Aufmerksamkeit geschenkt und oftmals war die komplette Nacht für ihr Liebesspiel draufgegangen.
Seufzend schob er die Gedanken beiseite und vertiefte sich wieder in den Bericht, den Ann ihm noch am Sonntag gemailt hatte. Ganz kurz gestattete er sich, seinen Blick zum Louvre schweifen zu lassen, um dann wieder dem Bericht seine volle Konzentration zuzuwenden.
***
Nach gut einer Stunde intensiven Arbeitens klopfte es an der Suite und Michael streckte seine steifen Glieder. Er sah sich dem Pagen gegenüber, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
»Monsieur Thompson, Ihr Wagen steht bereit.«
Michael packte seine Sachen zusammen und ließ sich zu seinem Wagen geleiten.
Während der Fahrt durch Paris blickte er durch die getönten Autoscheiben und ließ die Stadt auf sich wirken. Paris pulsierte so ganz anders als New York. Und doch hatte die Stadt der Liebe ihren ganz eigenen Charme. Vor dem Überfall auf Annabell hatte er die Frau, die er einst über alles geliebt hatte, einmal hierher mitnehmen wollen. Schon wieder stahl sie sich in seine Gedanken, was er im Moment einfach nicht gebrauchen konnte.
***
Am späten Nachmittag trat er mit Kopfschmerzen und mittlerweile völlig übermüdet aus dem riesigen Bürokomplex der Technique Group, einem starken Partner seiner Firma Thompson Holding.
Der Termin war gut gelaufen, sehr gut. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Für Morgen war noch eine weitere Sitzung angesetzt, danach konnte er zwei Tage lang Paris genießen. Und er wusste auch schon wie und wo.
Die Sitze des Wagens hießen ihn Willkommen und er schaltete nach Stunden endlich sein Handy wieder ein. Seine Sekretärin hatte ihm die Unterlagen für Deutschland und Italien gemailt, die nächsten beiden Ziele, die auf seiner Reise anstanden.
Außerdem hatte ihm Jonathan vor einer Stunde eine Nachricht geschickt, dass die neue Pflegekraft eingetroffen war und offenbar zur Spitzenklasse gehörte. Er überlegte kurz zuhause anzurufen, verwarf dann aber den Gedanken. Mit Jonathan wollte er keinen Smalltalk führen und seine Haushälterin würde sich nur Sorgen machen, wenn er sich am ersten Tag meldete.
In seiner Suite spülte er zwei Kopfschmerztabletten mit einem Scotch herunter und entschied sich dann, dass es dringend Zeit war, einiges an Schlaf aufzuholen.
***
Paris hatte er zu einem guten Abschluss gebracht und war sehr zufrieden. Zur Feier des Tages befand er sich auf dem Weg ins One Two Two, welches in Paris ein Geheimtipp war, denn in dieses Etablissement kam nur hinein, wer Beziehungen und Geld besaß. Und von beidem hatte Michael genug.
Da das One Two Two offiziell gar nicht mehr existierte, wurde er eine Seitenstraße vorher herausgelassen, um dann den Rest des Weges zu Fuß zurück zu legen. Bei seinem Marsch zum wahrscheinlich teuersten Bordell von ganz Frankreich sah er in verschiedenen Abständen Männer stehen, die anscheinend für die Sicherheit der zahlenden Gäste sorgten.
Es hatte sich auch unter den Kriminellen schnell herumgesprochen, dass das Etablissement immer noch Bestand hatte und die gut betuchten Kunden dafür sogar einen Fußmarsch auf sich nahmen. So wie Michael heute.
Er ging die Stufen zum unscheinbaren Hauseingang hinauf und klopfte gegen die schwere Tür. Ganz dem Klischee eines Filmes entsprechend, wurde eine kleine Klappe geöffnet. »Oui?«, kam es nur kurz und knapp von einem körperlosen Gesicht.
Ohne einen Ton zu sagen, reichte er seine Karte durch die quadratische Öffnung in der Tür und keine zwei Sekunden später wurde er hineingelassen.
Das Gesicht bekam einen wuchtigen Körper, der sicher jeglichen Ärger von den Frauen, die hier arbeiteten, fernhielt.
Eine ältere, aber wunderhübsche Frau eilte auf ihn zu. »Monsieur Thompson, Herzlich Willkommen im One Two Two. Ich bin Madam Moffet.« Sie sprach perfekt Englisch und doch sah man, dass sie eindeutig Französin war.
Sein Nicken war ihr Antwort genug. »Folgen Sie mir bitte.«
Sie führte ihn an eleganten Sitzgelegenheiten vorbei, wo Männer und Frauen in Gespräche vertieft waren. Hier konnte man nicht nur seine Lust ausleben, sondern auch mit gebildeten Frauen verdammt teure Unterhaltungen führen.
Madam Moffet öffnete eine Gittertür, und ließ ihm den Vortritt in den altertümlichen Fahrstuhl. Er war sich jedoch sicher, dass der Charme trog und modernste Technik eingebaut war.
Sie fuhren zwei Stockwerke hinauf und wieder ließ sie ihm den Vortritt. Ohne ihm eine Konservation aufdrängen zu wollen, führte sie Michael den Gang entlang und hielt ihm dann die Tür mit der Nummer 28 auf. Sie war einfach die perfekte Gastgeberin und er wusste nun, warum dieses Etablissement solch ein Geheimtipp war.
Mit einem Nicken zog sie sich zurück und schloss leise die Tür hinter ihm.
Eine junge, aber nicht minder wunderschöne Frau kam aus einem angrenzenden Raum auf ihn zu. Sie trug nur einen Bademantel und beim Laufen schwang dieser immer wieder auf, gab den Blick auf ihre Spitzenunterwäsche frei. Zielsicher trat sie an ihn heran und lockerte seine Krawatte. Dann zog sie Michael rückwärts mit sich zum großen Himmelbett und drückte ihn sanft darauf herab. Sie setzte sich rittlings auf ihn, massierte ihm die Schläfen und strich immer wieder durch seine Haare.
Micheal entspannte sich mehr und mehr, schloss die Augen und gab sich ihren kundigen Händen hin. Er spürte, wie sie ihm Knopf für Knopf das Hemd öffnete und dann ihre warmen Hände über seine Brust gleiten ließ.
Seine Erektion drückte schon längst gegen ihr weiches Fleisch und sie bewegte leicht ihr Becken und rieb sich an ihm.
Die Beherrschung verließ ihn und mit einer schnellen Bewegung lag sie unter ihm. Er verlor keine Zeit, öffnete seine Hose, zog ihren Slip einfach zur Seite und drang mit einem schnellen und kräftigen Stoß in sie ein. Ihrer beider Stöhnen hallte durch den Raum. Viel zu lang war es her, seit er … und schon tauchte wieder Susans Gesicht auf. Stülpte sich über das der Hure, die unter ihm lag. Seine Gefühle fuhren Achterbahn und wechselten von Verlangen zu Wut, von Liebe zu Hass und er stieß immer schneller und härter zu.
Seine Emotionen erreichten einen neuen Höhepunkt und als auch er diesen erreichte und sich in ihr ergoss, nahm das Gesicht der fremden Frau wieder Gestalt an und er erkannte ihren ängstlichen Blick. Wie ein Wilder hatte er diese Frau genommen und sich den Titel Arsch des Jahres für die nächsten Jahre redlich verdient.
»S'il vous plaît excuser«, murmelte er, rollte sich von ihr herunter, schloss die Hose und verließ fluchtartig das Zimmer.
Diesmal eilte er die Treppe hinab und verabschiedete sich hastig von Madam Moffet. Sie verlor kein einziges Wort darüber, dass er gerade mal zehn Minuten im Zimmer verbracht hatte und der Bodyguard hielt ihm die Tür wieder auf.
Der Wagen wartete noch in der Seitenstraße auf ihn und er ließ sich in sein Hotel zurückbringen. Auf seinem Zimmer schmiss er das Jackett achtlos auf den Sessel und schenkte sich ein großes Glas Whisky ein. Dann trat er ans Fenster und schüttelte den Kopf. Was für ein beschissenes Wrack er doch war.
Morgen ging es weiter nach Italien. Allerdings nahm er sich hier und jetzt vor, auf der weiteren Reise jegliche Bordelle zu meiden.