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Mia

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Nachdem sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, lehnte sie sich nach vorne und stützte ihr Kinn auf der Hand ab.

Sie musste dringend eine Lösung finden. Zurück in ihr altes Zuhause konnte sie nicht mehr. Dort hatte sie alle Zelte abgebrochen und dort warteten auch die Kredittypen. Sie war wirklich viel zu naiv gewesen, ohne einen richtigen Plan hierherzukommen. Was hatte sie erwartet? Dass ihr Vater sie mit offenen Armen empfing? Er nur auf sie gewartet hatte? Er war ein reicher Mann mit zwei Kindern, einer Familie, die er sicher nicht wegen einer Affäre zerstören wollte.

Mia hätte sich selber ohrfeigen können. Nun hatte sie ihre Chance verspielt. Sie kam nicht mehr in sein Bürogebäude hinein und das Privatgrundstück war gut abgeriegelt.

Lautes Rufen schreckte sie auf und sie sah ein Kleinkind den Weg entlang laufen. Es war zwar noch unsicher auf den Beinen, hatte aber schon einen schnellen Schritt drauf, der, wenn es weiterlief, es direkt auf die Straße führte. Mia dachte nicht lange nach, sprang auf und versperrte dem Kind den Weg. Dann beugte sie sich herab und nahm es auf den Arm.

„Na du Süße, bist du deinen Eltern davon gelaufen?“ Die Kleine lachte glucksend und strahlte Mia an. Schritte ließen Mia hochschauen und fast hätte sie das arme Kind fallen gelassen, als sie den Mann erkannte, der sie gestern noch mit einem spöttischen Lachen angeschaut hatte, weil ihr Koffer den Dienst aufgegeben hatte.

Direkt dahinter kamen zwei Frauen angerannt und eine streckte sofort die Arme aus. Mia reichte das Kind sofort weiter.

Sie spürte immer noch den intensiven Blick von dem Mann, traute sich aber nicht mehr, ihn anzuschauen. Dann wurde sie schon von der anderen Frau in den Arm gerissen und gedrückt. Mia war ein wenig überrumpelt, konnte aber natürlich die Reaktion verstehen.

„Vielen, vielen Dank! Wenn Sie nicht gewesen wären …“, sagte die Frau zu ihr, die sie umarmt hatte.

„Es ist ja noch mal alles gut gegangen“, Mia lächelte scheu. Die Frau schüchterte sie ein. Sie sah umwerfend aus und war dazu auch noch nett.

Nun wandte sich die Mutter an sie. „Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Aber geht es Ihnen gut?“

Natürlich waren ihre rotgeweinten Augen den Frauen aufgefallen. Daher griff sie schnell zu einer Notlüge. „Ja, ja, nur eine Allergie.“

Hoffentlich sah keiner, dass eine leichte Röte ihr Gesicht überzog.

„Ich würde mich so gerne bei Ihnen bedanken. Wirklich. Und oh, wie unhöflich. Wir haben uns gar nicht vorgestellt. Ich bin Kathy Gold, meine Tochter Sarah und meine Schwägerin Victoria Gold.“

Mia wurde blass. Das Leben war manchmal wirklich grausam. Sie stand gerade ihrer Halbschwester gegenüber, und wenn ihr Gehirn richtig arbeitete, war Kathy die Frau ihres Halbbruders. Da war sie eben noch von ihrem Vater abgewiesen worden und nun das hier. Sie musste hier weg. Auch wenn ein kleiner Teil im Kopf ihr sagte, dass es ihre Chance war, so sagte der Verstand ihr ganz klar: Verschwinde von hier. Sofort!

„Ähm, das ist nicht nötig“, stammelte sie daher schnell. „Mia Skye. Aber ich muss jetzt auch los, ich habe noch einen dringenden Termin.“

Fast schon panisch wandte sie sich ab und ging mit schnellen Schritten davon.

Sie hörte noch, wie Kathy ihr hinterherrief, „aber … schade, dann nicht“, dann war Mia um die Ecke des Parks verschwunden. Ihr Herz raste und ihr war total schlecht. Der heutige Tag war die reinste Katastrophe. Wie konnte das Schicksal so scheiße sein? Warum hatte es ihr die Mutter genommen, es zu einem Vater geschickt, der sie nicht wollte und ihr dann auch noch ihre Halbschwester über den Weg laufen lassen? Was hätte sie sagen sollen? Hi, ich bin Mia, deine Halbschwester. Dein Vater hat meine Mutter geschwängert und ich war heute bei ihm, um ihn wegen Geld anzupumpen. Er hat mich aber rausgeworfen. Hast du zufälligerweise 45000 Dollar für mich?

Der Mann, der dabei gewesen war, sah wie der Bodyguard von ihnen aus. In dem Moment hätte er ihr bestimmt eine Kugel durch den Kopf gejagt, zumindest sie aber der Polizei übergeben.

Mia sah, wie die zwei Frauen mit dem Kind den Park verließen. Sie selber stand geschützt hinter einem Baum und beobachtete die beiden. Als der Mann nun auch aus dem Park heraustrat, musste sie sich schnell zurückziehen, denn sofort ging sein Blick auch in ihre Richtung. Ja, der passte auf die drei auf.

Sie konnte ihnen noch eine Weile hinterherschauen, bis sie um die Ecke verschwanden. Diesmal überlegte sie nicht lange und ging hinterher. Es war wie ein Zwang, dass sie ihnen folgen musste. An der Ecke blieb sie stehen und schaute vorsichtig an der Mauer vorbei. Die drei Personen hatten die Straßenseite gewechselt und gingen immer weiter.

Mia dagegen blieb auf ihrer Seite, denn dort war der schützende Park, der immer wieder Eingänge bot, wo sie verschwinden konnte, wenn es sein musste.

Sie waren noch nicht weit gegangen und die Gegend zeugte von Geld, als die Drei vor einem Tor stehen blieben und nachdem es sich geöffnet hatte, hindurch gingen. Hier lebten sie also. Ob das nun das Zuhause von Kathy oder Victoria war, wusste Mia zwar nicht, aber immerhin wohnte eine von ihnen hier.

Sie blieb im Schatten des großen Baumes stehen und gestattete sich ganz kurz, wirklich nur einen winzig kleinen Augenblick, davon zu träumen, wie es wäre, hier zu wohnen. Dann seufzte Mia und wandte sich ab.

Sie hatte Hunger und Durst, wahrscheinlich war es schon nach Mittag und sie wollte nur noch in ihr kleines Motelzimmer, um dort über eine Lösung nachzudenken.

Mia betrat erneut den Park, um den Weg abzukürzen, als sie von hinten gepackt und gegen den nächsten Baum gedrückt wurde.

Mia, still yours!

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