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Vicky

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S

ie hatte es kaum glauben können, dass sie nun auf dem Weg zu Vincent waren. Aber Vicky konnte sich unmöglich in dieser Verfassung ihrer Familie zeigen. Ihre Eltern würden sich bestätigt fühlen und ihr sofort den Umgang mit den Straßenkids verbieten und Jace würde es sich nicht nehmen lassen, alle Typen eigenhändig umzubringen.

Beides waren keine Optionen für sie. Nun blieb also nur noch Option Nummer drei: Vincent. Verdammt, vor dem sie vorhin noch aus der Halle regelrecht geflohen war, war nun ihre Lösung.

„Wir sind da“, riss er sie aus ihren Gedanken.

Ihr war schon klar, dass er hier irgendwo wohnte, daher überraschte sie der Anblick des heruntergekommenen Blocks nicht.

Vincent half ihr vorsichtig aus dem Auto heraus und nahm ihre Tasche mit.

Er schloss die Haustür auf und sie stützte sich schwer auf ihn. Logisch, dass der Aufzug außer Betrieb war und sie die Treppe nehmen mussten.

Im zweiten Stock schienen sie endlich angekommen zu sein und gingen den langen Gang mit etlichen Türen entlang. Vor der Nummer 213 blieb er stehen, kramte nach seinem Schlüssel und öffnete die Türe.

Er schob sich mit ihr in die kleine Wohnung. Vicky staunte nicht schlecht, als sie das Wohnzimmer betraten. Es war zwar spartanisch eingerichtet, jedoch ordentlich und sauber. Fast schon steril.

Er ließ sie vorsichtig auf das Sofa nieder.

„Ich hole dir ein Kühlpack für die Lippe, Moment.“

Vicky konnte ihn nun ungehindert beobachten. Er warf die Lederjacke über den einzigen Sessel. Auch angezogen mit Jeans und Shirt, machte er eine fantastische Figur. Wie gut, dass sie angeschlagen war und so auf keine dummen Gedanken kam.

Er ging zu der kleinen Küchennische, die es mit im Raum gab und holte aus dem Gefrierfach ein Gelkissen.

Nachdem er noch ein Tuch darum gewickelt hatte, reichte er ihr es weiter. Dann zog er eine Box heran, aus der er eine Salbe nahm.

Doch bevor er ihren Rücken eincremte, hauchte sie ein „Danke“ hervor. Denn ohne Vincent läge sie jetzt vergewaltigt und schwer verletzt irgendwo in einer Seitenstraße. Er hatte ihr das Leben gerettet.

„Schon gut“, erwiderte er nur.

„Die ist für deinen Rücken. Rutsch bitte ein wenig nach vorne, damit ich dich eincremen kann.“

Gehorsam rutschte Vicky an den Rand der Couch und er ließ sich neben sie nieder. Behutsam zog er ihr wieder das enge Shirt hoch und diesmal wurde ihr bewusst, dass sie keinen BH trug. Sie hatte zwar große Brüste, aber diese waren straff und das ganz ohne eine Schönheitsoperation. Hoffentlich zog er das Shirt nicht so hoch, dass sie herausfielen.

Aber anscheinend war Vincent in solchen Dingen geübt, denn obwohl ihr Shirt fast den ganzen Rücken freigab, waren ihre Brüste weiterhin züchtig bedeckt.

Bei manchen Stellen, wo er die Creme auftrug, zuckte sie vor Schmerz zusammen.

„Tut mir leid. Ich hätte dir vielleicht erst einmal ein Schmerzmittel geben sollen.“

„Schon ok, mach einfach weiter.“

„Du musst das Shirt noch oben lassen, bis die Creme eingezogen ist. Wo hast du noch Verletzungen?“, fragte er nach.

„Am Bauch, aber das ist nicht so …“

„Der Mistkerl hat dir auch noch in den Bauch geschlagen?“, fuhr Vincent dazwischen.

„Das war der erste Schlag.“

„Fuck, ich hätte ihm das Genick brechen sollen. Wenn die Creme eingetrocknet ist, werde ich noch den Bauch abtasten.“

„Bist du Arzt?“

„Nein, ich kenne mich nur gut mit Verletzungen aus. Erfahrung“, gab er nur widerstrebend zu.

„Warum kannst du nicht nach Hause?“, lenkte er das Thema geschickt auf Vicky.

Sie seufzte. Das war auch ein Thema, was sie gerne gemieden hätte, sie war es ihm aber schuldig, es zu erklären. „Meine Eltern sind reich. Sehr reich. Eigentlich hätte ich direkt nach dem High-School-Abschluss vor 2 Jahren studieren sollen. Wenn es nach meinem Vater gegangen wäre. Aber ich wusste nicht, in welche Richtung ich gehen möchte. Ehrlich gesagt, weiß ich es auch heute noch nicht. Mein Vater hat mir 3 Jahre gegeben, wenn ich bis dahin nicht ein Studium begonnen habe, oder einen Job für mich finde, wird er mir den Geldhahn zudrehen.“ Vicky sah kurz Vincent an, der ihr schweigend zuhörte. „Ich weiß, das sind keine wirklichen Probleme. Allerdings, wenn mich meine Eltern jetzt so sehen, werden sie darauf bestehen, dass ich die Straßenkinder aufgebe. Und Jace darf es auch auf keinen Fall mitbekommen. Jace ist mein Bruder. Der bringt die Typen sonst sofort um.“

„Du weißt aber schon, dass deine Lippe nicht sofort verheilt.“

„Ich weiß“, druckste Vicky nun rum. „Könnte ich vielleicht solange bei dir unterkommen?“

„Bei mir? Warum nimmst du dir kein Hotelzimmer?“

„Weil die Kreditkarte von meinem Dad ist.“

„Und dein Bruder wird nicht misstrauisch, wenn du nicht zu Hause bist?“

„Ich würde seine Frau anrufen. Die hält dicht.“

„Also gut. Aber nur solange, bis man dir nichts mehr ansieht“, gab Vincent widerstrebend nach.

„Danke! Ich rufe schnell Kathy und Barney an.“

Er reichte ihr das Handy rüber.

Schnell war mit Kathy geklärt, was geschehen war und sie versprach, Jace nichts zu sagen. Sie wusste was sonst passieren würde und keine von den Frauen wollte, dass er wieder kriminell wurde.

Sie rief Barney an, bat ihn, sich um ihr Autofenster zu kümmern und gab ihm die Adresse durch, damit er sich den Schlüssel abholen konnte.

„Und nun lass mich deinen Bauch abtasten.“

Vincent zog ihr das Shirt am Rücken wieder herunter und Vicky legte sich auf das Sofa.

Seine Finger tasteten vorsichtig ihren Bauch ab. Es tat zwar weh, aber er schien zufrieden zu sein.

„Soweit ich es beurteilen kann, hast du keine schwerwiegenden inneren Verletzungen. Willst du dich nicht doch lieber noch einmal professionell untersuchen lassen?“

„Auf keinen Fall“, wehrte Vicky vehement ab.

Sie setzte sich wieder auf und kühlte weiter ihre Lippe. Vincent brachte ihr Schmerztabletten und ging dann nach unten, um Barney ihren Autoschlüssel zu übergeben.

Auch wenn es gerade früher Abend war, so hatte der Vorfall Vicky sehr geschafft. Sie rollte sich wie eine Katze, soweit es die Schmerzen zuließen, auf dem Sofa zusammen und drückte ihre Nase in das Kissen, was nach ihm roch. Ihr fielen die Augen zu und mit einem letzten Seufzer und seinem Geruch in der Nase, schlief sie ein.

Zwischen Auftrag und Liebe

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