Читать книгу Zwischen Auftrag und Liebe - Melanie Weber-Tilse - Страница 9
Vincent
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incent überquerte gerade die Straße, als er das Grölen von einigen Männern hörte. An sich ignorierte er diese Ansammlungen, denn Schlägereien gehörten hier zur Tagesordnung.
Doch etwas ließ ihn innehalten. Als er die Stimme des Jungen erkannte, wurde ihm ganz anders.
„Und nun Schlampe, werde ich dir zeigen, was es heißt, mich zu demütigen.“
Bei diesem Satz ließ er seine Tasche fallen und sprintete los. Er konnte sich nämlich denken, wen derjenige mit Schlampe meinte.
Als er in die Gasse einbog und Vicky sah, wie die Typen sie festhielten, wie der Junge seine Hose runterließ und auch noch angefeuert wurde, brannte eine Sicherung bei ihm durch.
Er packte sich den Ersten und drosch auf ihn ein. Keiner von denen würde Vicky noch einmal anpacken, keiner von denen würde ihr auch nochmal ein Haar krümmen.
Als Letzten packte er sich den Jungen und rammte ihm mit voller Wucht sein Knie in die offen liegenden Weichteile. Der würde Tage nicht mehr pinkeln können und nur noch mit Schmerzen laufen. Am liebsten hätte er ihm allerdings das Genick gebrochen. Ein kleiner Funke Verantwortungsbewusstsein war aber noch vorhanden. Der Junge war minderjährig und Vincent stand eigentlich auf der anderen Seite des Gesetzes. Eigentlich. Leider.
Er riss ihn wieder auf die Beine und schaute ihn fest in die Augen. „Wenn du, oder die anderen, noch einmal Hand an Vicky legt, dann bringe ich euch um. Und nun verpiss dich.“ Der Typ kroch mehr, als das er ging, aber das war Vincent egal.
Schnell kniete er sich zu Vicky hinunter und sah sie besorgt an. „Scheiße, das sieht nicht gut aus.“
„Es geht schon“, keuchte Vicky. „Hilfst du mir bitte hoch?“
Vincent fasste sie vorsichtig unter die Arme und zog sie auf die Füße. Ihr Stöhnen erschreckte ihn. „Wo hast du Schmerzen?“
„Frag lieber, wo ich keine habe“, presste sie hervor. „Aber am schlimmsten sind die im Rücken.“
Vincent erstarrte, denn er wusste, dass Rückenverletzungen sehr gefährlich sein konnten.
„Darf ich?“, fragte er, bevor er vorsichtig ihr Shirt nach oben schob, nachdem sie zustimmend genickt hatte.
Auf dem Rücken bildeten sich schon die ersten Hämatome. Vorsichtig tastete er den Rücken ab und merkte schnell, dass hier keine gravierende Verletzung vorhanden war. Prellungen und Quetschungen taten aber leider auch sehr weh.
„Wo steht dein Auto?“
„Da vorne.“
Vincent sah die Gasse entlang und entdeckte ihren weißen Flitzer.
Langsam ging er mit ihr zum Wagen. Da Scherben auf dem Beifahrersitz lagen, verfrachtete er sie kurzerhand auf den Rücksitz.
„Wo soll ich dich hinbringen? Krankenhaus, nach Hause?“
„Zu dir“, kam prompt ihre Antwort.
Vincent schaute sie verwundert im Rückspiegel an. „Zu mir? Bist du dir sicher?“
„Ja. Ich kann sonst nirgends hin, ohne dass auffliegt, was mit mir geschehen ist. Bitte, Vincent!“
„Ok.“ Er legte den Gang ein und fuhr los.