Читать книгу Zwischen Auftrag und Liebe - Melanie Weber-Tilse - Страница 5
Vincent
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r wohnte noch nicht lange hier. Allerdings hoffte er, dass es auch nicht für lange sein würde. Sein Auftrag hatte ihn hierhergebracht, in das wohl schlimmste Viertel von White Beach. Dabei wohnte seine Zielperson ganz woanders. Warum man ihm diese Tarnung besorgt hatte, verstand er immer noch nicht.
Er bearbeitete mit schnellen Schlägen den Boxsack. Heute war er nicht wie üblich abends in der Trainingshalle, sondern schon nachmittags hingegangen. Er war so ruhelos gewesen und musste seine Energie unbedingt loswerden. Mittlerweile bereute er das allerdings, denn wenn er gewusst hätte, dass so viele Kinder hier sein würden, wäre er nicht gekommen. Der Lärm von ihnen ging ihm jetzt schon gehörig auf den Sack.
War er heute in einen Schulausflug geraten? Seine Laune wurde immer schlechter und als dann die Bande auch noch lauthals den Trainer begrüßte, hätte er am liebsten diesem Vik den Hals umgedreht.
Als er jedoch den Blick hob, um besagten Trainer anzuschauen, traf ihn fast der Schlag.
„Was macht denn Barbie hier?“, entfuhr es ihm gerade so laut, dass sein Trainingsnachbar ihn hören konnte.
Dieser hörte augenblicklich auf, auf seinen Sack einzuschlagen, und schaute daran vorbei.
„Du meinst Vicky?“
„Wenn das die Frau in dem knallengen, quietschgelben Anzug und den riesigen Brüsten ist, dann ja.“
„Pass auf, was du sagst. Du weißt nicht, wer das ist, oder?“
„Ne, woher denn? Ich bin noch nicht lange hier.“
„Das ist Victoria Gold. Ihre Eltern gehören zu einen der reichsten Bewohner in White Beach, was aber interessanter sein dürfte, sie ist die Schwester von Jace Gold.“
Vincent tat so, als ob ihm die Namen nichts sagten. Aber das taten sie sehr wohl. Gerade hatte er einen Sechser im Lotto mit Zusatzzahl. Das ließ er sich aber nicht anmerken.
„Keine Ahnung, wer die Golds oder wer Jace ist. Aber die Kleine sieht heiß aus.“
„Ich würde an deiner Stelle die Finger von ihr lassen. Alle Männer hier im Laden würden sicher gerne zwischen ihren Beinen liegen. Aber keiner würde sie je anrühren. Der Name Gold schreckt ab. Aber nicht nur das. Die Kleine hat Haare auf den Zähnen. Die hat hier schon einige flachgelegt. Und damit meine ich nicht ficken.“ Fin lachte über seinen eigenen Witz.
„Aha. Und du würdest auch gerne mal zwischen ihren Beinen liegen?“, provozierte ihn Vincent.
„Nope. Dann doch lieber vor Jace knien.“
„Du bist schwul?“
„Hast du ein Problem damit?“
„Nope, solange du mich nicht anbaggerst, ist alles in bester Ordnung.“
„Keine Sorge, du bist nicht mein Typ.“
Vincent zog eine Augenbraue hoch. Da hatte er ja Glück gehabt, dass Fin nicht auf ihn stand.
„Aber auch so rate ich dir, die Finger von ihr zu lassen. Sie ist wirklich anständig. Was sie mit den Kids hier auf die Beine gestellt hat, hätte keiner für möglich gehalten. Barney hat sie nun auch fast so weit, dass endlich die Umkleiden renoviert werden. Aber der frisst ihr sowieso aus der Hand – wie fast alle hier.“
„Scheint ja wirklich eine kleine Samariterin zu sein, die liebe Ms. Gold.“
Vincent widmete sich wieder seinem Sandsack und ließ eine schnelle Abfolge von Schlägen darauf prasseln. Unauffällig behielt er Vicky allerdings dabei im Auge.