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3. Ein römischer Leonidas80
ОглавлениеPulcrum, dii boni, facinus Graecarumque facundiarum magniloquentia condignum M. Cato libris Originum de Q. Caedicio tribuno militum scriptum reliquit.
Id profecto est ad hanc ferme sententiam:
Imperator Poenus in terra Sicilia bello Carthaginiensi primo obviam Romano exercitu progreditur, colles locosque idoneos prior occupat. Milites Romani, uti res nata est, in locum insinuant fraudi et perniciei obnoxium. Tribunus ad consulem venit, ostendit exitium de loci importunitate et hostium circumstantia maturum. „Censeo“ inquit „si rem servare vis, faciundum, ut quadringentos aliquos milites ad verrucam illam“ – sic enim Cato locum editum asperumque appellat – „ire iubeas, eamque uti occupent, imperes horterisque; hostes profecto ubi id viderint, fortissimus quisque et promptissimus ad occursandum pugnandumque in eos praevertentur unoque illo negotio sese alligabunt, atque illi omnes quadringenti procul dubio obtruncabuntur. Tunc interea occupatis in ea caede hostibus tempus exercitus ex hoc loco educendi habebis. Alia nisi haec salutis via nulla est.“ Consul tribuno respondit consultum istuc quidem atque81 providens sibi viderier; „sed istos“ inquit „milites quadringentos ad eum locum in hostium cuneos quisnam erit, qui ducat?“ „Si alium“ inquit tribunus „neminem reperis, me licet ad hoc periculum utare; ego hanc tibi et rei publicae animam do.“ Consul tribuno gratias laudesque agit. Tribunus et quadringenti ad moriendum proficiscuntur. Hostes eorum audaciam demirantur; quorsum ire pergant, in expectando sunt. Sed ubi apparuit ad eam verrucam occupandam iter intendere, mittit adversum illos imperator Carthaginiensis peditatum equitatumque, quos in exercitu viros habuit strenuissimos. Romani milites circumveniuntur, circumventi repugnant; fit proelium diu anceps. Tandem superat multitudo. Quadringenti omnes cum uno perfossi gladiis aut missilibus operti cadunt. Consul interibi, dum ea pugna pugnatur,82 se in locos tutos atque editos subducit.
Sed quod illi tribuno, duci militum quadringentorum, divinitus in eo proelio usu venit, non iam nostris, sed ipsius Catonis verbis subiecimus: Dii immortales tribuno militum fortunam ex virtute eius dedere. Nam ita evenit: Cum saucius multifariam ibi factus esset, tamen volnus capiti nullum evenit, eumque inter mortuos defetigatum volneribus atque, quod sanguen eius defluxerat, cognovere. Eum sustulere, isque convaluit, saepeque postilla operam rei publicae fortem atque strenuam perhibuit83 illoque facto, quod illos milites subduxit, exercitum ceterum servavit. Sed idem benefactum quo in loco ponas, nimium interest. Leonides Laco, qui simile apud Thermopylas fecit, propter eius virtutes omnis Graecia gloriam atque gratiam praecipuam claritudinis inclitissimae decoravere monumentis; signis, statuis, elogiis, historiis aliisque rebus gratissimum id eius factum habuere; at tribuno militum parva laus pro factis relicta, qui idem fecerat atque rem servaverat.
Hanc Q. Caedici tribuni virtutem M. Cato tali suo testimonio decoravit. Claudius autem Quadrigarius annali tertio non Caedicio nomen fuisse ait, sed Laberio.
Der punische Feldherr rückt im Lande Sizilien im ersten karthagischen Krieg vor und dem römischen Heer entgegen; er besetzt die Hügel und die geeigneten Posten als erster. Die römischen Soldaten dringen, wie es in der Natur der Sache liegt, in das Gelände ein, das der Arglist und dem Verderben ausgeliefert war. Ein Tribun kommt zum Consul und eröffnet ihm, dass der Untergang nahe bevorstehe, da der Ort ungünstig sei und die Feinde ringsum stünden. „Ich bin dafür“, sprach er, „wenn du die Lage retten willst, so solltest du etwa vierhundert Soldaten zu jener Warze“ – denn so nennt Cato eine hohe und schwer zugängliche Stellung – „beordern und sie durch einen Befehl auffordern, diese zu besetzen; sobald die Feinde dies sehen, werden gerade die tapfersten und besonders einsatzbereiten Kämpfer auf sie abgelenkt werden und sich allein auf diese Aufgabe festlegen. Jene vierhundert werden ohne Zweifel alle niedergemacht werden. In der Zwischenzeit, solange die Feinde mit diesem Vernichtungskampf beschäftigt sind, wirst du Zeit haben, das Heer aus der augenblicklichen Stellung hinauszuführen. Sonst gibt es keinen Weg zur Rettung.“ Der Consul entgegnete dem Tribunen, das scheine ihm durchdacht und weitblickend; „aber“, sprach er, „wer wird sich denn bereit finden, die vierhundert Soldaten dorthin mitten in die Keilformationen der Feinde zu führen?“ „Wenn du“, erwiderte der Tribun, „keinen anderen findest, so magst du mich für die Probe verwenden; ich gebe dir und dem Staat mein Leben.“ Der Consul dankt dem Tribun und lobt ihn. Der Tribun und die vierhundert Mann machen sich auf den Weg in den Tod.
Die Feinde wundern sich sehr über ihre Kühnheit und warten noch ab, wohin sie weiter gehen würden. Aber sobald es klar wurde, dass das Ziel ihres Marsches die Besetzung der „Warze“ war, schickt der karthagische Feldherr Fußvolk und Reiterei gegen sie, die tapfersten Männer, die er in seinem Heere hatte. Die römischen Soldaten werden umzingelt, hierauf setzen sie sich zur Wehr; es entsteht ein Gefecht, das lange unentschieden bleibt. Schließlich siegt die Übermacht. Die vierhundert fallen alle mit dem einen, von Schwertern durchbohrt oder mit Wurfgeschossen überschüttet. Inzwischen zieht der Consul, solange dieser Kampf gekämpft wird, sich mit den Seinen heimlich in sichere und hochgelegene Stellungen zurück.
Aber was jenem Tribun, dem Anführer der vierhundert Soldaten, durch göttliche Fügung in der Schlacht widerfuhr, das haben wir nicht mehr mit unseren, sondern mit Catos eigenen Worten hinzugefügt: „Die unsterblichen Götter haben dem Militärtribun ein Glück gewährt, wie es seiner Tapferkeit entsprach. Es ging nämlich folgendermaßen zu Ende: Obwohl er dort mehrfach verwundet wurde, blieb doch sein Haupt unverletzt, und man erkannte ihn unter den Toten, von Wunden und durch den Blutverlust erschöpft. Man hob ihn auf, er erholte sich wieder und diente dem Staat später noch oft durch tapfere und wackere Taten. Dadurch, dass er jene Soldaten ablenkte, hat er das übrige Heer gerettet. Aber in der Bewertung derselben guten Tat besteht je nach dem Ort84 ein gar großer Unterschied. Der Spartaner Leonidas hat bei den Thermopylen etwas Ähnliches vollbracht – und wegen seiner Leistungen hat ganz Griechenland ihm vorzüglich Dank und Ehren gespendet und ihn mit Denkmälern seiner glorreichen Ruhmestat verherrlicht: mit Bildern, Statuen, Ehreninschriften, Geschichtsdarstellungen und in anderer Weise bezeugten sie ihren innigsten Dank für diese seine Tat; aber dem Kriegstribunen blieb für seine Taten nur geringes Lob, obwohl er doch dasselbe getan und die Lage für Rom gerettet hatte.