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Kapitel 7

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„Möchtest Du auch ein Bier?“ Harry reichte Carola ein Bier, und sah Thomas fragend an.

„Nein danke, ich muß noch heut Abend fahren. Du weißt doch genau, daß ich vor dem fahren nie Alkohol trinke.“

„Nein, natürlich nicht. Aber während des Fahrens.“ Harry schlug sich wegen seines Scherzens mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Er lachte als einziger, sein Gegenüber verzog schmollend den Mund.

„Also, sind wir uns einig. Nehmen wir die Wohnung in der Großen Kreuzstraße. Die Miete teilen wir durch drei.“

Alle nickten. Sie hatten sich eine 4-Zimmer Wohnung für 500,- Euro gemietet. Sie war im ersten Stock eines Altbaues in der Ratzeburger Altstadt.

„Aber nicht, daß bei mir die ganze Putzarbeit hängen bleibt.“ Carola wollte diesen für sie wichtigen Punkt geklärt haben. Ihre Augen funkelten bei diesem Punkt.

„Keine Panik,“ Harry hob beschwichtigend die Hand, „wir teilen uns die Arbeit“. Er versuchte sie zu beruhigen, obwohl er sich dabei gleichzeitig dachte, daß sie ja Student sei, oft zu Hause und somit viel Zeit zum putzen hat. Diese Einsicht ließ ihn entspannt in die Zukunft sehen, da er sich sagte, daß es sich schon einpendeln werde, wenn sie erst mal zusammen wohnen werden.

„Ihr wißt aber auch, daß ich oft beruflich nicht zu Hause bin. Dann kann ich natürlich nicht mithelfen, aber wenn ich wieder da bin putze ich gern.“ Thomas wollte nicht den Eindruck im Raum stehen lassen, daß er sich drücken wolle.

„Das kriegen wir schon hin.“ Harrys Optimismus machte allen Mut, und sie gingen von einer langen Zeit des Bestehens der Wohngemeinschaft aus.

Carola hatten sie auf einer Party kennen gelernt, und sich gleich gut verstanden. Ihre Körperfülle war recht beeindruckend, wozu noch ihre geringe Körpergröße kam. Ihre rundlichen Wangen ragten als herausragendes Element im Gesicht hervor. Aber sie war ein lieber Mensch, auf dem man sich verlassen konnte. Da sie studierte erging es ihr genau wie den anderen zwei. Sie litt an akutem Geldmangel. Deshalb sah jeder einen Vorteil für sich in einer Wohngemeinschaft.

Zuerst lief auch alles gut zusammen. Da Thomas sich viel auf Touren in Europa befand, war er wenig zuhause, so daß die anderen schalten und walten konnten wie sie wollten. Dazu kam, daß Thomas Ende Juli Carolas Freundin Jule kennen lernte, in die er sich gleich verliebte. Es dauerte auch nicht lange und Thomas wohnte fast ausschließlich bei Jule. Ende September fand auch schon die Verlobung statt. So bekam Thomas nicht mehr viel mit, was sich in seiner eigentlichen Wohnung abspielte.

Da Carola studierte, hatte sie von Anfang an Schwierigkeiten ihren monatlichen Teil zur Miete beizusteuern, aber die ersten Monate ging es noch. Harry war es auch ganz recht, daß er weniger unter der Aufsicht von Thomas stand, so konnte er mehr seine Phantasie spielen lassen. Die Verwirklichung dieser manifestierte sich in neuen Bestellungen, die immer größere Dimensionen annahmen.

So bestellte er beim Telekomshop unter dem Namen Manuel Koslowski drei Faxgeräte der besseren Kategorie. Zusätzlich mußten es auch noch drei aktuelle Handys sein. Insgesamt belief sich die Bestellung auf 1.400,- Euro. Da Harry wieder dringend Bargeld benötigte, erinnerte er sich an Oliver, den er gleich kontaktierte. So kam er wenigstens zu der Hälfte des Wertes, und Oliver konnte sie bestimmt mit Gewinn weiter verschachern.

Carola studierte fleißig weiter, und Thomas war in seiner knappen Freizeit nicht mehr von Jule zu trennen. So konnte Harry ungestört wieder weiter bestellen. Getreu dem Motto Frechheit siegt, erinnerte er sich wieder der Firma Conleys. Diesmal zog er die Sache größer auf, indem er gleichzeitig unter drei verschiedenen Namen bestellte. Einer davon war der bekannte Namen Koslowski, aber mit einem anderen Vornamen und einer anderen Adresse versehen. Wenn Bankverbindungen verlangt wurden gab er immer seine alte Kontonummer an. Sein Konto wurde nämlich von der Kreissparkasse wegen zu großer Anhäufung von Rücklastschriften gekündigt. Ankommende Rechnungen hat er nie bezahlt, ergo sie gleich dem Altpapierüberantwortet.

In der Wohnung stapelten sich die Kataloge. Von Quelle, Otto über Neckermann, bis zu rein spezifischen Katalogen wie Konrad Elektronik oder von Baumärkten war alles zu finden. Da er die bezogenen Waren selber nicht benötigte und auch nicht mehr unterbringen konnte, suchte und fand er neue Abnehmer seiner Hehlerware. So erschlossen sich ihm neue Bekanntschaften und Abnehmer jenseits der Legalität.

Die Videotheken im Kreis zitterten schon bei der Nennung seines Namens. So kam es, daß er bald keine Filme mehr in allen Videotheken ausleihen konnte. Er hatte sich zum Beispiel eine Play Station mit Spielen ausgeliehen, und ganz vergessen sie zurück zu geben.

Doch immer ging bei ihm auch nicht alles glatt. Harry hatte einmal hervorragende Winterreifen bestellt, die bald geliefert werden sollten. Da er nicht zu Hause war, nahm sein Nachbar die Reifen entgegen und unterschrieb die Lieferung. Da er wenig Platz hatte, wurden die Winterreifen im Flur angeliefert, wo sie lagern sollten, bis Harry wieder anwesend wäre. In letzter Zeit hatte Harry seinem neuen Hobby dem Zug fahren gefrönt, und war weniger zu Hause. Natürlich fuhr er schwarz. Seine Exkursionen führten ihn durch ganz Deutschland. Als er von einem seiner Ausflüge wieder in seiner Türschwelle erschien, mußte er feststellen, daß die Reifen nicht da waren. Sie wurden geklaut. Sein Gemüt, das sonst eher ruhig war, kann in Streßsituationen eskalieren, wie jene eine war. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er war es gewohnt, andere zu betrügen und zu beklauen, aber selber beklaut zu werden? Frechheit. Wie konnten sie nur? Wie schlecht war doch die Welt.

Er konnte es nicht auf sich sitzen lassen, so kam es, daß Harry der sonst immer angezeigt wurde, diesmal auf der anderen Seite stand und selber eine Anzeige wegen Diebstahls aufgab.

Sie wollen doch betrogen werden!

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