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Pasta, Wein und Kerzenschein

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Der flackernde Widerschein einer Kerze erleuchtete den gemütlich eingedeckten Tisch, tauchte ihn in sanfte Gelbtöne, verbreitete Wärme und Behaglichkeit. Ich genoss die mediterrane Atmosphäre. Genoss das italienische Flair, das wie ein guter Hausgeist in diesem Lokal schwebte.

Das Ambiente stimmte, Charly sah in ihrem geblümten Sommerkleidchen einfach hinreißend aus. Überdies hatte mein karmesinroter Porsche 911 Turbo S Cabriolet auf der Fahrt hierher einen mordsmäßigen Eindruck bei ihr hinterlassen.

Ich ließ meinen Blick durch das Lokal schweifen und registrierte mit Genugtuung die anerkennenden Blicke der anderen Männer. Ihre Begleiterinnen hingegen starrten meine Charly neidvoll, beinahe mordlustig an.

Daran werde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen, dachte ich. Schöne Frauen hast du nie für dich alleine. Es wird immer jemanden geben, der sie begehrlich angafft.

Doch Charly schien die Blicke der anwesenden Männer überhaupt nicht wahrzunehmen und schenkte mir ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Ich muss ja zugeben, im Nachhinein betrachtet, hat sie ihre Rolle sehr professionell gespielt. Sie war eine Schauspielerin par excellence, eine Meisterin im Vorgaukeln falscher Tatsachen.

And the Oscar goes to Charly …

Aus den Lautsprechern dudelte leise Musik, und ein Sänger schmachtete seinen Text Amor … Amor … Amor … hingebungsvoll durch den Raum. Der befrackte, ein klein wenig schwul wirkende Kellner kam auf unseren Tisch zugetrippelt und servierte mit übertriebenem Gehabe unsere Speisen.

»Prego Signora, Prego Signor. Habe Sie noch eine Wunsche? Oder iste sich alles zu Zufriedenheit?«

Müssen italienische Kellner eigentlich immer so reden? Habe Sie …, iste sich …, Mamamia, iste sich beste Weine von die Welt. Finden die das sexy, denken die wirklich, dass das Frauen beeindruckt?

»Danke Roberto. Es ist wie immer alles perfekt«, sagte Charly und schenkte dem italienischen Kellner ein Lächeln, das ein Gefühl der Eifersucht in mir aufblühen ließ.

»Molto buono … molto buono, Signora Charlotta.«

Doch nicht schwul, dachte ich und hätte dem Kellner am liebsten sein dümmliches Grinsen aus dem Gesicht gewischt.

»E ora, buon appetito …«, wünschte der Kellner, drehte sich auf dem Absatz herum und trippelte – der Kerl musste doch schwul sein! – davon: die Arme seltsam erhoben und an den Leib gepresst.

»Guten Appetit, ich hoffe es schmeckt dir«, sagte Charly leise.

Essen … Ich hatte überhaupt keinen Hunger. Nein, ich würde wohl nie wieder feste Nahrung zu mir nehmen müssen. Das herrliche, wundervolle Gefühl des Verliebtseins, das sich wohlig in meinem Bauch ausbreitete, sättigte mich voll und ganz.

»Ja, guten Appetit. Hmm … sieht das lecker aus«, flunkerte ich und versenkte meine Gabel tief in der Pasta. Ich hatte mir Rigatoni con la pajata bestellt, während Charly sich für den Klassiker Tortellini alla panna entschieden hatte.

Geschmacklich, nun ja, sollte man bei einem kleinen Italiener im Frankfurter Westend natürlich keine Wunder erwarten. Doch das Essen schmeckte deutlich besser als die rot eingefärbte Brühe, die sie hier hochtrabend als ihren Hauswein anpriesen.

Ich tupfte mir mit der rotkarierten Papierserviette – Stoffservietten gab es nicht – den Mund ab, hob mein Glas Fegro, billig Ware!, in die Höhe und prostete Charly zu.

»Auf einen wunderschönen Abend …«

»Ja, auf einen wundervollen Abend und auf hoffentlich viele, die noch folgen werden«, hauchte sie in einem verführerischen Tonfall. Dabei nahm ihr bildhübsches Gesicht eine dezente Rotfärbung an und sie senkte verlegen ihren Blick.

Mein Herz vollführte einen mehrfachen Salto vor Glück, während ich mit Todesverachtung an meinem Rotwein nippte.

Damals kam es mir wie der Himmel auf Erden vor. Dass ich bereits der Hölle so nah war, fiel mir natürlich nicht auf. Wie auch? Ich hatte ja nur Augen für Charlys unbeschreiblichen Liebreiz.

Der Abend verlief unglaublich harmonisch. Irgendwann fing Charly dann an, mich quer über den Tisch mit Eis zu füttern. Ich fraß ihr buchstäblich aus der Hand, hing an ihren sinnlichen Lippen, lauschte ihrer sanften Stimme, ließ mich von ihrem Lachen verzaubern und genoss ihre körperliche Nähe.

Der schwule italienische Kellner kam an diesem Abend noch einige Male an unserem Tisch vorbei. Nach dem dritten – oder war es bereits das vierte? – Glas Wein beschlossen wir, mit dem Taxi zu ihr nach Hause zu fahren.

Charly wohnte in einem kleinen Zwei-Zimmer-Apartment. Die Einrichtung kam von der Stange, zeugte aber dennoch von ihrem guten Geschmack. Wir richteten uns auf ihrem gerade einmal zwei Quadratmeter großen Balkon gemütlich ein und kuschelten uns eng aneinander. Wir genossen die laue Sommernacht, hielten uns bei den Händen und lachten viel miteinander.

Dann geschah es.

Unsere Lippen fanden sich, und als sie mir wie selbstverständlich ihre Zunge darbot, versank die Welt um mich herum in einem Meer aus Feuer. Die Flammen der Leidenschaft, der Durst nach Liebe, der Hunger nach Zärtlichkeit, das ohnmächtige Gefühl, in einem Strudel der Begierde ertrinken zu dürfen, loderten in meinem Herzen, fraßen sich tief in mein Seele, belegten mich mit einem nicht mehr enden wollenden Zauberfluch.

Für einen kurzen Moment schrie mein Ich gepeinigt auf. Erhob warnend den Zeigefinger, versuchte die Kontrolle über meinen Verstand wieder aus den Klauen der Liebe zu erobern. Doch Amor hatte bereits seinen Pfeil auf mich abgeschossen. Er war tief in mein Fleisch eingedrungen und hatte sein liebliches Gift in meinem gesamten Körper verteilt.

Haben Sie so etwas auch schon erlebt? Haben Sie auch schon einmal die totale Hingabe gespürt, die Aufgabe des eigenen Ich?

Dann wissen Sie ja, wie es mir in diesem Moment ergangen ist.

Die Atmosphäre schien vor angestauter Sinnenfreude geradezu zu knistern. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange wir uns auf dem Balkon geküsst haben. Doch irgendwann stand Charly einfach auf, hauchte mir ein »Schlaf mit mir!« ins Ohr und zog mich in die Richtung, in der ihr massives, eisernes Doppelbett stand.

Ich weiß: Ein Gentleman genießt und schweigt. Ich möchte Sie auch wirklich nicht mit allen Einzelheiten unserer ersten Nacht langweilen. Doch als Charly die Träger ihres Sommerkleidchens löste und wenige Augenblicke später vollkommen nackt vor mir stand, stockte mir der Atmen – vor Erregung.

Ich befand mich in einer Art Schockstarre, war nicht willens oder fähig, meinen Blick von ihrem nackten Körper abzuwenden. Ihre Hand nestelte an den Knöpfen meiner Jeans, während sich ihre perfekt geformten Brüste am Stoff meines T-Shirts rieben. Für einen Moment schaute sie mir tief in die Augen, dann zog sie mir meine Hose herunter und ging vor mir auf die Knie.

Ich will Ihnen wirklich nicht beschreiben, was ihre zierlichen Finger, was ihre sinnlichen Lippen alles mit mir angestellt haben. Doch es war mit Abstand das Schönste, das ich in all den Jahren erleben durfte. Als wir schließlich auf ihrem Bett lagen und sie mich bereitwillig in sich aufnahm, zerplatzte die Geißel der Vernunft, die mich all die Jahre mit eiserner Hand beherrscht hatte.

Ich spürte das rhythmische Kreisen von Charlys Becken. Spürte ihre vor Erregung steil aufgerichteten Knospen, und ich spürte das wilde Verlangen, das überall in ihr zu brennen schien. Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in mein Fleisch, während sie ihre Zähne begehrlich in mein Ohrläppchen schlug.

Der Schmerz ließ mich laut aufschreien und steigerte meine Lust, mein Verlangen, meine Begierde ins Unermessliche.

Ich hörte ihren keuchenden Atem, spürte ihren ekstatisch zuckenden Leib und schmeckte das Salz ihres süßen Schweißes, als ich ihre zarte Haut mit meiner Zunge liebkoste. Als wir gemeinsam unserem Höhepunkt entgegentrieben, warf sie mich auf den Rücken, fesselte mich mit Seidentüchern an das Bettgestell und presste ihre Schenkel fest gegeneinander.

Dann verband sie mir mit einem weißen Seidenschal die Augen und flüsterte ganz zart in mein Ohr: »Der ist in Zukunft nur noch für dich.«

Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich nie zuvor so einen Orgasmus erleben durfte. Wäre ich nicht an das Bett gefesselt gewesen, wäre ich nackt und voller Glückseligkeit quer durch Frankfurt getaumelt.

Irgendwann – ich kann die vergangene Zeit wirklich nicht abschätzen – befreite mich Charly wieder von meinen Fesseln. Wir kuschelten uns verliebt aneinander, genossen die Nähe, genossen die Geborgenheit, genossen die Wärme, die wir uns gegenseitig schenkten.

Als der Morgen bereits erwachte und der Himmel eine zartrosa Färbung annahm, schliefen wir eng ineinander verschlungen ein. Von da an waren wir für einander da, und ich dachte, es würde für den Rest meines Lebens auch so bleiben …


Der Hölle so nah

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