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2Die Rolle von US-Konzernen im Nazi-Deutschland US-Konzerne unterstützen die geheime Wiederbewaffnung der deutschen Marine sowie die NSDAP

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Als der Erste Weltkrieg sich 1918 einem tumulthaften Ende zuneigte, eröffnete August Thyssen die Bank Voor Handel en Scheepvaart, N.V. in Rotterdam in den Niederlanden.1 Sie war eine Tochtergesellschaft seiner deutschen August-Thyssen-Bank mit Sitz in Berlin, und sie war als sein eigenes persönliches Bankunternehmen gegründet worden. Die niederländische Bank sollte für Thyssen und seine beiden Söhne klugerweise als Absicherung dienen, um jederzeit, abhängig vom Ergebnis des Ersten Weltkriegs, erhebliche Geldmittel transferieren zu können. Besonders bedeutsam wurde dies, als Deutschland auf den letzten Etappen des Krieges in eine chaotische Phase hineintaumelte, die am 11. November 1918 zu einem Waffenstillstand führte, der die Feindseligkeiten beendete. Der Vertrag von Versailles wurde von den besiegten Deutschen mehr als sieben Monate später am 28. Juni 1919 unterzeichnet, und es herrschte große Not, als die deutsche Industrie versuchte, sich inmitten drückender Reparationszahlungen, die kaum noch Raum für Regierungsaufträge ließen, wieder zu erholen.

Durch die Verlagerung von Finanzmitteln auf ihre niederländische Bank war Thyssens Firma in der Lage, ihre verbliebenen Vermögenswerte zu schützen, sich von den verheerenden Kriegsverlusten zu erholen, ihr Stahlgeschäft wieder aufzubauen, antikommunistische nationalistische Bewegungen zu unterstützen und schließlich eine Schlüsselrolle bei der geheimen Wiederbewaffnung des deutschen Militärs, vor allem der Marine, zu spielen. Rückhaltlos unterstützte die Familie Thyssen die Thule-Gesellschaft und die Bemühungen der deutschen Marine, eine starke nationalistische Bewegung zu fördern. Hitlers aufkommende Nazi-Partei war die vielversprechendste unter allen nationalistischen Parteien, und die Thyssens sahen eine Chance in ihrer finanziellen Unterstützung.

Die beiden Söhne August Thyssens sollten nun diametral entgegengesetzte politische Rollen für die Familie spielen, um sich in Zukunft gegen die Art von Verlusten, wie man sie durch den Ersten Weltkrieg erfahren hatte, abzusichern.

John Loftus, ein früherer NS-Kriegsverbrecherankläger des amerikanischen Justizministeriums, schreibt dazu:

»Nach dem Ersten Weltkrieg war August Thyssen gewaltig ausgebrannt durch seine Vermögensverluste infolge der brutalen Bedingungen des Versailler Vertrags. Er war entschlossen, dass dies nicht noch einmal geschehen dürfe. Einer seiner Söhne sollte die Nazis unterstützen, der andere würde neutral bleiben. Gleichgültig, wer den nächsten Krieg gewann, die Familie Thyssen würde ihn mit ihrem Industrie-Imperium unversehrt überstehen. Fritz Thyssen entschied sich 1923 für die Nazis, sein jüngerer Bruder heiratete in den ungarischen Adel ein und änderte seinen Namen zu Baron Thyssen-Bornemisza. Später beanspruchte der Baron die ungarische ebenso wie die niederländische Staatsbürgerschaft. In der Öffentlichkeit gab er vor, seinen Nazi-Bruder zu hassen, aber privat trafen sie sich bei geheimen Vorstandssitzungen in Deutschland, um ihre Tätigkeiten aufeinander abzustimmen. Drohten dem einem Eigentumsverluste, würde er seine Anteile auf den anderen übertragen.«2

Fritz Thyssen ist als »der Mann im Gedächtnis geblieben, der Hitler mehr Geld gab als jeder andere«.3 Seine erste Spende von 100.000 Goldmark (rund 25.000 Dollar) ließ er der Nazi-Partei zukommen, nachdem er Hitler im Jahre 1923 zum ersten Mal reden gehört hatte.4 Thyssen hat genau beschrieben, wie Erich Ludendorff, ein General des Ersten Weltkriegs und früherer Generalquartiermeister, seinerzeit der zweithöchste militärische Rang in ganz Deutschland, ihn dazu überredete, die Hitler-Rede zu besuchen:

»›Es gibt nur eine Hoffnung‹, sagte Ludendorff zu mir, ›und diese Hoffnung wird von den nationalen Gruppierungen verkörpert, die unsere Wiederherstellung wünschen.‹ Er empfahl mir insbesondere das Freikorps Oberland und vor allem die nationalsozialistische Partei Adolf Hitlers. Ludendorff bewunderte Hitler sehr. ›Er ist der einzige Mann‹, sagte er, ›der über politisches Gespür verfügt. Gehen Sie einmal hin und hören Sie ihm zu.‹ Ich folgte seinem Rat. Ich besuchte mehrere öffentliche Veranstaltungen, die von Hitler organisiert wurden. Dabei bemerkte ich seine rhetorische Begabung und seine Fähigkeit, die Massen zu führen. Was mich aber am meisten beeindruckte, war die Ordnung, die seine Versammlungen beherrschte, die beinahe militärische Disziplin seiner Anhänger.«5

Ludendorff erkannte die bedeutende Rolle, die nationalistische Bewegungen für Deutschlands getarntes Wiederbewaffnungsprogramm und die Überwindung des Versailler Vertrags spielen könnten.

Man brauchte internationale Investoren, um Gelder für die verschiedenen Projekte der Familie Thyssen zu sammeln, zu denen schließlich auch die verdeckte Finanzierung von Hitlers Nazi-Partei gehörte. Als der US-Banker Averell Harriman 1922 nach Deutschland reiste und sich mit der Familie Thyssen traf, wurde die Abmachung getroffen, dass Investitionsmöglichkeiten am besten durch die gemeinsame Schaffung einer privaten Bank in New York zu realisieren sind: die Union Banking Corporation, die 1924 gegründet wurde. Harrimans Partner, George Herbert Walker (der Großvater des Präsidenten George Herbert Walker Bush), wurde Präsident der neuen Bank. 1926 ernannte er seinen Schwiegersohn Prescott Bush zum Vizepräsidenten der Union Banking Corporation. Die neu gegründete Bank »machte es den Thyssens einfach, Vermögen zu transferieren, Geld zu waschen, Gewinne zu verstecken und Steuern zu vermeiden«.6 Umgekehrt halft die Union Banking Corporation Prescott Bush dabei, ein Vermögen anzuhäufen, das er wirkungsvoll für seinen Wahlkampf nutzte, um in den US-Senat gewählt zu werden, und sein Reichtum ermöglichte es ihm auch, eine politische Dynastie zu begründen und seinem Sohn (George H. W. Bush) sowie seinem Enkel (George W. Bush) den Weg zu ebnen, zukünftige US-Präsidenten zu werden.

Obwohl die Union Banking Corporation amerikanische Direktoren hatte, stellte die Familie Thyssen über ihre niederländische Tochterbank die Haupteigentümer, wie eine Überprüfung der Union Banking Corporation vom 16. August 1941 bestätigte:

»Die Union Banking Corporation, gegründet am 24. August 1924, befindet sich vollständig im Besitz der Bank voor Handel en Scheepvaart N.V. in Rotterdam, Niederlande. Meine Untersuchung hat keine andere Eigentümerschaft als die der holländischen Bank ergeben. Mr. Cornelis [sic] Lievense, der Präsident der UBC, gibt an, von keinem Eigentümer als allein der Bank voor Handel zu wissen, hält es aber für möglich, dass Baron Heinrich Thyssen, der Bruder von Fritz Thyssen, eine erhebliche Beteiligung halten könnte.«7

Die Ermittler stellten außerdem fest, dass »die Union Banking Corporation seit ihrer Gründung Vermögenswerte verwaltete, die ihr vor allem über die holländische Bank aufgrund der Anteile der Thyssens an amerikanischen Investitionen zur Verfügung gestellt wurden«.8 Webster Tarpley, der Autor von George Bush: The Unauthorized Biography (»George Bush: die nicht autorisierte Biografie«, nicht auf Deutsch erschienen), schrieb:

»Aufgrund des persönlichen Vertrags zwischen Averell Harriman und Fritz Thyssen von 1922 sollte W. A. Harriman & Co. (beziehungsweise die Union Banking Corporation) Gelder zwischen New York und den ›Thyssen-Anteilen‹ in Deutschland hin und her transferieren. Mit einer Einlage von rund 400.000 Dollar wurde Harrimans Organisation Anteilseigner und Manager von Thyssens Bankgeschäften außerhalb Deutschlands …«9

Im Jahr 1926 übernahm Fritz Thyssen die Stahlfirma seines Vaters und bildete zwei Jahre später einen Konzern, die Vereinigten Stahlwerke AG, der mehr als 75 Prozent der deutschen Eisenerz-Reserven kontrollierte. Thyssens Konzern, zu dem auch die kürzlich umbenannte Firma seines Vaters, August Thyssen-Hütte AG, gehörte, wurde bis zum Zweiten Weltkrieg und währenddessen unentbehrlich für die Stahlproduktion NS-Deutschlands sowie für dessen getarntes Wiederbewaffnungsprogramm mit Hilfe ausländischer Banken und Tochtergesellschaften in den Niederlanden, den USA und anderswo in der Welt.

Weitere deutsche Industrielle kollaborierten mit den Thyssens bei der Nutzung ausländischer Tochterunternehmen und Banken, um Geldmittel zu transferieren und sich am verdeckten Wiederbewaffnungsprogramm zu beteiligen, das von der deutschen Marine eingeführt wurde. Zu diesen zählte Friedrich Flick, der mit Thyssen bei der Gründung der Vereinigten Stahlwerke zusammenarbeitete und mit Hilfe der Union Banking Company tätig war, wie Webster Tarpley beschreibt:

»Friedrich Flick war zusammen mit Fritz Thyssen der größte Miteigentümer des deutschen Stahlkonzerns, Thyssens langjähriger Mitarbeiter und gelegentlicher Konkurrent … Die Flick-Harriman-Partnerschaft stand unter direkter Aufsicht von Prescott Bush, Präsident Bushs Vater, und von George Walker, Präsident Bushs Großvater.«10

Ebenfalls 1926 trat Allen Dulles, der spätere Direktor der CIA, bei seinem Bruder John Foster Dulles, dem zukünftigen Außenminister unter Präsident Eisenhower, in die renommierte Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell ein, die John Foster zu jener Zeit leitete. James Srode, der Autor einer US-Biografie über Allen Dulles, schilderte den damaligen Einfluss der Firma folgendermaßen:

»Sie war bei Foster Dulles’ Eintritt als geschäftsführender Partner die größte, mächtigste und angesehenste Anwaltskanzlei in der Welt. Ihre Klienten waren nationale Regierungen, große Firmen und sogar ganze Industrien.«11

Unter den zahlreichen Klienten der Brüder Dulles findet sich auch diejenige Bank, die der Familie Thyssen gehörte, die Bank voor Handel en Scheepvaart N.V. in Rotterdam. Darüber hinaus vertraten die Dulles-Brüder noch eine Reihe anderer deutscher Firmen, darunter den gewaltigen Chemiekonzern I.G. Farben, der zusammen mit Thyssens und Flicks Vereinigten Stahlwerken eine wesentliche Rolle bei der Wiederbewaffnung Deutschlands und der Entwicklung seiner heranreifenden Geheimen Weltraumprogramme spielen sollte, von denen eines in der Antarktis aufgebaut werden würde.

Antarktis - die verbotene Wahrheit

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