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Franz wartete bereits am Karl-Valentin-Brunnen. Obwohl Max keine 20 Minuten von Thalkirchen aus her gebraucht hatte, und das bei durchaus munterem Samstagvormittagsverkehr. Er hatte es der Taxifahrerin mit einem großzügigen Trinkgeld gedankt.

»Guten Morgen. Was macht der Kopf?« Franz sah ihn abwartend an.

»Geht so.« Max verzog, Schmerzen andeutend, das Gesicht. »Wo ist sie?«

»Ein Stück die Reichenbachstraße runter. Dann gleich rechts in die Utzschneiderstraße. Dort liegt sie in einem Hinterhof. Keine zwei Minuten von hier.«

»Also los. Der Föhn wird nicht besser, verflixt noch mal.«

»Stimmt. Ich spüre es an meinem Kopf. Es ist ein Doppelsyndrom.«

»Föhn und Knüppel?«

»Du sagst es.«

Wenig später erreichten sie den Tatort, einen Innenhof, in dem sich Müll, Paletten und Kisten stapelten. Der Hausbesitzer schien nichts von einem gepflegten Ambiente für seine Mieter zu halten, wie das andere Vermieter taten, die ihre Höfe zu gemütlichen Aufenthaltsorten gestalteten. Aber bestimmt kassierte er dafür trotzdem ordentlich ab, wie es längst überall in der Stadt üblich war.

»Verdammt, es ist wirklich Mathilde.« Max schüttelte betroffen den Kopf. Das durfte doch alles gar nicht wahr sein. Noch vor wenigen Stunden hatte er fröhlich mit ihr geplaudert. Jetzt lag sie mit seltsam verdrehtem Kopf vor ihnen im Schmutz. Die Welt um ihn herum bekam von einer Sekunde auf die andere einen grauen Schleier. »Den Kerl erwischen wir, Franzi. Wenn du nicht mitmachst, suche ich ihn alleine.«

»Wieso sollte ich nicht mitmachen?« Franz sah ihn verständnislos an. »Genau genommen ist es meine Aufgabe, den Mörder zu finden. Ich bin von der Kripo, schon vergessen?«

»Logisch. Ich mein ja bloß. Die Sache geht mir wirklich an die Nieren.« Max blickte finster drein. »Sieht aus, als hätte ihr jemand das Genick gebrochen.«

»Ja.«

»Muss ein kräftiger Täter gewesen sein. Vielleicht jemand, der Ahnung von Kampfsport hat.«

»Das ist wohl richtig.« Franz nickte.

Max fragte Jan Reiter von der Spurensicherung, der direkt neben ihnen stand, was er über den Tathergang berichten könne.

»Ihr wurde eindeutig das Genick gebrochen«, erwiderte er. »Das kann ich bestätigen.«

»Hast du eine Tatzeit für uns?«

»Ungefähr zwischen Mitternacht und 1 Uhr. So viel kann ich jetzt schon sagen.«

»Irgendwelche Spuren? Hinweise auf den Täter?« Max kniff vor Schmerzen die Augen zusammen. Vielleicht sollte er doch auf Monika hören und einen Arzt aufsuchen.

»Wir nehmen wie immer Proben von allem, was uns notwendig erscheint. Das hier haben wir zum Beispiel unter ihren Fingernägeln gefunden.« Jan zeigte einen kleinen Stofffetzen in einer Plastiktüte. »Aber genaue Hinweise gibt es erst, wenn sie auf dem Tisch in der Gerichtsmedizin liegt und wir mit unseren Fundstücken im Labor waren. Auch zur Tatzeit. Wisst ihr doch, Leute.«

»Trotzdem, Jan. Was könnte geschehen sein? Gib uns irgendwas.« Max wusste, dass man nicht nachgeben durfte, wenn man von den Jungs in den weißen Kitteln etwas erfahren wollte.

»Es sieht irgendwie nach Raubmord aus. Sie hat weder Papiere noch Geld, Handy oder eine Handtasche bei sich.« Der große, übergewichtige Jan wischte sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl es früh am Tag war, sorgte der Föhn bereits wieder für ungewöhnlich hohe Temperaturen.

»Das mit der Handtasche ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Max nachdenklich. »Sie hatte gestern so einen hellgrauen Lederbeutel bei sich.«

»Stimmt.« Franz nickte.

»Aber es muss nicht zwingend ein Raubmord gewesen sein, oder?« Max richtete sich erneut an Jan.

»Nein.« Jan schüttelte den Kopf. »Der Täter kann mit dem Diebstahl ihrer Sachen genauso gut versucht haben, ihre Identität zu verschleiern. Wisst ihr ja selbst.«

»Um Zeit zu gewinnen«, meinte Franz.

»Zum Beispiel. Aber ich will mich da noch auf nichts festlegen.« Jan steckte sorgfältig das Plastiktütchen mit dem Stofffetzen darin in die Tasche. »Wir suchen in der näheren Umgebung weiter. Vielleicht finden wir ihre Handtasche irgendwo.«

»Danke, Jan.« Max nickte ihm mit zusammengekniffenen Lippen zu. Er musste sich schwer zusammenreißen, nicht laut über das Schicksal loszufluchen. Mathilde war viel zu jung zum Sterben gewesen und viel zu nett.

»Wir müssen ihre Familie benachrichtigen«, meinte Franz.

»Sie hat mir gestern erzählt, dass sie nicht verheiratet ist«, erinnerte sich Max. »Ihre Eltern starben vor einigen Jahren. Nur ihr Bruder ist noch am Leben. Aber zu ihm hatte sie in der letzten Zeit kaum Kontakt.«

»Das weißt du alles noch?« Franz runzelte ungläubig die Stirn.

»Es war gleich nachdem du zu deinem Essen gegangen bist. Da ging es mir noch gut.« Max wich einem der Männer von der Spusi aus, der gerade mit einer großen Schaufel an ihnen vorbeiwollte.

»Gab es noch andere Personen, die ihr nahestanden?«, fragte Franz. »Vielleicht hatte sie einen Freund.«

»Davon hat sie leider nichts erzählt.« Max schüttelte langsam den Kopf. Die ganze Sache machte ihm wirklich zu schaffen. »Ruf doch mal die Kollegen in Dortmund an. Die sind näher an ihren Lebensumständen dran und finden sicher schneller etwas raus, als wenn ich zum Beispiel da hochfahre, um mich umzuhören.«

»Mach ich.« Franz nickte.

»Gehen wir uns irgendwo besprechen?«

»Ums Eck ist ein italienisches Café. Die müssten schon aufhaben.«

»Gute Idee.«

»Ein Hörnchen wäre gut. Ich hab Hunger«, warf Franz noch ein.

»Du musst doch noch satt von gestern sein.«

»Warum?«

»Nix. Nur so.« Max winkte ab.

Er machte noch mit seinem Handy ein Foto von Mathilde, um sich bei der Befragung eventueller Zeugen leichter zu tun. Dann verabschiedeten sie sich von Jan und gingen los.

Herrschaftszeiten. Das alles ausgerechnet so kurz vor seinem 55. Geburtstag. Eigentlich wollte Max diese einmalige Schnapszahl am nächsten Samstag gebührend feiern. Mit selbstgespielter Livemusik und einem großen Büffet in seinem alten Schwabinger Lieblingslokal, dem früheren »Musiktresor«. Dort hatte er damals auch seinen 40. gefeiert. Seine Gäste damals waren begeistert gewesen, als er selbst eine halbstündige Musikeinlage mit Stücken von Johnny Cash gebracht hatte.

Die Planung des diesjährigen Jubiläums stand bereits. 55 Gäste. Eine tolle Band, und Hartmut, der Besitzer des »Musiktresors«, hatte ein grandioses Büffet bei seinem Lieblingsmetzger bestellt. Doch jetzt schaute es erst mal eher nach Arbeit und einer gehörigen Portion Wut auf den Täter aus.

Mord am Viktualienmarkt

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