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Das Kreuz ist der Ausweis der Liebe

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Das Kreuz ist der eine entscheidende Ausweis der Liebe: »für dich« heißt es hier stets. Das heißt auch: »an deiner Stelle«. Eigentlich hätten wir nichts anderes verdient, als dort zu hängen. Das Kreuz sagt weiter: »zu deinen Gunsten«. Hier geschieht der große Austausch: Christus hat sich alles auf seine Schultern laden lassen, was uns beschwerte und von Gott trennte. Und er reicht uns vom Gnadenstuhl entgegen, was sonst nie und nimmer unseres hätte werden können: Leben, Vergebung, Erneuerung, Gemeinschaft mit Gott. Anders war uns nicht zu helfen. So ist uns für immer und ewig geholfen: Liebe ist Hingabe an uns, Liebe ist Opfer, Liebe ist im Kreuz Christi: für uns, an unserer Stelle, zu unseren Gunsten.

Gottes Wesen ist opferbereite Liebe. Diese Liebe ist nicht etwas, was zu Gott hinzuaddiert würde, nichts, was er sich gelegentlich zulegt und was er darum auch wieder ablegen könnte. Die Liebe ist keine Tugend, keine antrainierte Fähigkeit. Jedes bisschen an Gott ist vielmehr durchtränkt, geformt, bewegt, bestimmt und durchwebt von der Liebe, und zwar von der Liebe zu uns. Von nichts anderem könnte man das in gleicher Weise behaupten, nicht von Gottes Gerechtigkeit, nicht von Gottes Kraft, auch nicht von Gottes Wissen. Mit nichts anderem sollen wir Gott so identifizieren wie mit Liebe.

Gottes Wesen ist Liebe, und diese Liebe gilt uns. Wir sind von Gott geliebt, egal ob wir es wissen oder nicht, ob wir es fühlen oder nicht, ob wir meinen, es zu verdienen, oder nicht, ob wir gerade gut drauf sind oder völlig neben der Spur. Wir sind in seinem Herzen. Wir stehen vor seinen Augen. Wir bewegen sein Empfinden. Wir rühren ihn zu Tränen. Wir bringen ihn zum Lachen. Wir sind von ihm umsorgt und umgeben, getragen und erhalten, begabt und gesendet, und das aus einem Grund: weil er uns so liebt. Johannes sagt an anderer Stelle: »Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. Er hat seinen Sohn gesandt, der für unsere Schuld sein Leben gegeben hat. So hat er uns mit Gott versöhnt« (1. Johannes 4,10). Bei Plato heißt es, dass sich die Liebe immer auf etwas richtet, was durch seine Liebenswürdigkeit anziehend ist. Etwas ist irgendwie attraktiv und liebenswert, und dann lieben wir es. Bei Gottes Liebe ist das anders, und anscheinend haben wir ein Leben lang damit zu tun, das nachzubuchstabieren: Gottes Liebe findet das Liebenswürdige nicht vor, sondern schafft es erst, so hat es Martin Luther 1518 formuliert. Noch spitzer schreibt er: »Die Sünder sind darum schön, weil sie geliebt werden; nicht darum werden sie geliebt, weil sie schön sind.«14 Liebe macht schön! Darum ist die Gemeinde eine schöne Versammlung oder eine Versammlung der Schönen.

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