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1. Gott auf Wohnungssuche – Gottes Geist in unserem Leben

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Menschen in einer Universitätsstadt wissen gut, was es heißt, auf Wohnungssuche zu sein, Anzeigen aufzugeben und Angebote zu studieren. Ein ungemütlicher Zustand, unbehaust, irgendwie schutzlos, im Zwischenland, nicht mehr dort, noch nicht hier. Ungemütlich, anstrengend, nervig. Wer dringend sucht, der muss manches in Kauf nehmen. Sehr einladend finde ich etwa dieses WG-Zimmer: »Sie können alle überflüssigen Möbelstücke rausräumen, und Oma holen wir im Frühjahr auch wieder ab.«

Auch Gott ist auf Wohnungssuche. Vielleicht denken Sie: Na, das ist ein etwas seltsamer Vergleich. Gott – auf Wohnungssuche? Aber wir hören von Jesus öfter, dass er keine Wohnung hatte. Gleich zu Beginn seines Lebens heißt es, dass für Josef und Maria kein Platz in der Herberge war (Lukas 2,7). Ein Stall war die erste Adresse des Herrn auf Erden. Später beschreibt Jesus seinen »Lebensstil« und seine Wohnsituation: Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann, er ist gleichsam obdachlos in dieser Welt (Lukas 9,57-58). Jesus – ein Landstreicher? Als Jesus in sein Eigentum kam, nahmen die Menschen ihn nicht auf. Doch die, die ihn aufnahmen, sind Gottes Kinder (Johannes 1,9-13). Auf seinem Weg von Bethlehem nach Golgatha sucht Jesus immer wieder Herberge bei Menschen, zum Beispiel bei Zachäus (Lukas 19,5). Jesus möchte einkehren. Jesus bittet um Aufnahme und sucht, wo er willkommen ist. Er ist kein Hausbesetzer, er ist ein Wohnungssucher. Der hohe Gast macht sich ganz niedrig. Das bedeutet am Ende ja nichts weniger als: Gott macht sich klein. Er, der größer ist als das Größte, wird kleiner als das Kleinste, um durch unsere Lebenstür zu treten und sich bei uns häuslich niederzulassen. Ich kleiner Mensch werde ganz groß: Gott bittet um Einlass.

Von Jesus hörten wir es, und danach setzt es sich seit Pfingsten fort. Das ist eine wichtige Spur, wenn wir verstehen möchten, wer der Heilige Geist ist und was er tut oder was es für uns bedeutet, mit dem Heiligen Geist in Verbindung zu treten. Um es vorwegzunehmen: Wenn es uns um lebendiges, mündiges Christsein geht, dann kommen wir dem Geheimnis solchen Christseins hier ein ganzes Stück näher. Es geht dabei letztlich um die Frage, ob das Leben eines Jüngers in der Welt ein angestrengter Versuch ist, ein besserer Mensch zu werden, oder ob es ein Leben aus der tiefen, geheimnisvollen Gemeinschaft mit Gott ist.

Dafür bietet sich dieses Bild von der »Wohnungssuche« an, es gewährt uns einen Zugang zum Geheimnis des Heiligen Geistes und zugleich zum Geheimnis des Christseins: Gott nimmt Wohnung in einem Menschen. Er tut das dort, wo Menschen das Wort von Jesus hören und sich daran halten und danach richten. Er tut das da, wo Menschen sich sagen lassen, wer sie sind und was Gott für sie sein will. Wo Menschen das Wort von Jesus so hochachten, da zieht Gott ein. Das ist die einzige Bedingung, die der wohnungssuchende Gott hat: Haltet euch an Jesus und sein Wort. Dann ziehe ich ein. Ich selbst. Gott, der Heilige Geist. Jesus hat gesagt: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben. Und wir werden zu ihm kommen und immer in ihm gegenwärtig sein« (Johannes 14,23). Luther übersetzte: »… wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.«

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