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2. Vom Geist getrieben – Die Kraft zur Veränderung

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Einer meiner ältesten Freunde begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang. Seine Geschichte ist schnell erzählt. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, lebten wir in Bielefeld. Da meine Eltern einen größeren Betrieb führten, hatten wir eine Haushaltshilfe. Frau Staratzke nahm mich immer mit zum Einkaufen. Das führte uns in lauter kleine Läden, zum Bäcker, zum Fleischer, ins Milchgeschäft und in den Obstladen. Dazu mussten wir die große Ringstraße überqueren, vierspurig, in der Mitte Straßenbahnschienen. Das war immer ein Abenteuer! Eines Tages, als wir gerade die Schienen überquerten, entdeckte ich einen Teddy. Er lag genau in der Rille der Schienen, in der die Räder der Straßenbahn fuhren, und war nur knapp zehn Zentimeter groß. Die nächste Bahn hätte ihn wohl zermalmt. Ich hob ihn auf und nahm ihn mit. Ich wurde größer und älter und hörte irgendwann auf, mit Teddys zu spielen. Aber ich habe es nie übers Herz gebracht, diesen kleinen Kerl wegzugeben oder gar wegzuwerfen. Er musste bei jedem Umzug mit, und seit Langem hat er seinen festen Platz in meinem Bücherregal, Abteilung Seelsorge.

Im Grunde ist es mit uns genauso: Irgendwann hat uns Gott aufgelesen, oft aus prekärer Lage, in großer Not, kleine Wesen, unscheinbar und vergänglich, und er hat uns zu sich genommen und dann gesagt: »Ich lasse dich nie wieder allein. Du gehörst jetzt zu mir. Für immer und für ewig, was auch geschieht. Nichts könnte mich dazu bringen, mich von dir zu trennen. Du bist mein und ich bin dein.« Jetzt haben wir unseren festen Platz bei Gott.

Für meinen Teddy war’s das, für uns nicht. Paulus hat einmal beschrieben, wie es weitergeht: Gott »hat sie schon im Vorhinein ausgewählt. Schon im Voraus hat er sie dazu bestimmt, neu gestaltet zu werden – und zwar so, dass sie dem Bild seines Sohnes gleichen« (Römer 8,29).

»Dem Bild seines Sohnes gleichen!« Gott hat eine Wahl getroffen, wir sind sein Eigentum. Wir lassen uns das als Christen gern gefallen und singen: »Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin. Du hast gesagt, dass jeder kommen darf. Ich muss dir nicht erst beweisen, dass ich besser werden kann. Was mich besser macht vor dir, das hast du längst am Kreuz getan.«23 Das ist Gnade Nr. 1. Wir tun nichts dazu, wir sind wie aufgelesene Teddybären, wir dürfen kommen, wie wir sind. Und nun? War es das?

Nein, sagt Gott, so gewiss du nun für immer und ewig deinen Platz bei mir hast, so gewiss bin ich mit dir noch nicht fertig. Jetzt beginnt nämlich ein Abenteuer, das Abenteuer der Veränderung. Wir könnten auch sagen: das Abenteuer der Heilung, der Wiederherstellung, der Erneuerung, der Verwandlung. Das Abenteuer, ein lebendiges und mündiges Christenleben zu beginnen. Das ist auch Gnade, Gnade Nr. 2. Paulus schreibt: Gott hat uns eine Bestimmung mitgegeben: Wir sollen dem Bild seines Sohnes, dem Bild von Jesus, gleichen. Etwas anders gesagt: Es geht darum, dass wir verändert werden. Es wird etwas anders in unserem Leben. Das ist unsere Bestimmung.

Darum singen wir auch die andere Strophe: »Jesus, bei dir muss ich nicht bleiben, wie ich bin. Nimm fort, was mich und andere zerstört. Einen Menschen willst du aus mir machen, wie er dir gefällt, der ein Brief von deiner Hand ist, voller Liebe für die Welt.«

Wie ist das mit dieser zweiten Gnade? Wie genau müssen wir uns das vorstellen?

Lebendig!

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