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Die schenkende und die empfangende Liebe
ОглавлениеWie sähe dann die Liebe auf unserer Seite aus? Wenn es heißt, wir sollten nun auch lieben, weil uns der liebende Gott mit Liebe zuvorgekommen ist, dann denken wir natürlich zuerst: »Okay, jetzt sind wir an der Reihe. Jetzt sollen wir auch so lieben, wenigstens ansatzweise, wie wir es bei Gott sehen. Es geht jetzt um unsere Liebestaten.« Das ist nicht ganz falsch, aber voreilig. C.S. Lewis unterscheidet zwei Arten der Liebe: die schenkende und die empfangende Liebe.15 Die schenkende Liebe ist die starke Liebe, die sich für andere hingibt und einsetzt. Die empfangende Liebe ist eine Tochter der Armut. Sie ist bedürftig und angewiesen auf das Schenken des anderen. Beide sind nötig. Die schenkende Liebe verhält sich zur empfangenden wie das Negativ zum Positiv. Damit ist nicht gemeint wie das Gute zum Bösen, sondern vielmehr wie die Kuchenform zum Kuchen selbst. Unsere Liebe ist zunächst und auf Dauer empfangende Liebe. Wir sind der Liebe Gottes bedürftig. Wir bleiben dieser Liebe bedürftig. Wir wachsen niemals darüber hinaus. Und das ist gut und genug. Käme nicht mehr aus unserem Leben heraus als dieses, dass wir der Liebe Gottes bedürftig gewesen wären und uns ihr in empfangender Liebe entgegengestreckt hätten, so wäre es schon gut, schon genug, schon ausreichend. Gottes bedürftig zu sein und zu bleiben, ehrt Gott und gibt ihm Raum, zu sein, was er ist: schenkende Liebe ohne Maßen. Darum geht es: Kommen Sie zum Gnadenstuhl. Lassen Sie sich beschenken. Lassen Sie es sich sagen. Sie können es schmecken im Abendmahl. Sie können es fühlen durch den Zuspruch des Segens, durch das Kreuzzeichen auf Ihrer Stirn oder durch all das Gute, das Sie empfangen. »Für dich, nichts als Liebe.«