Читать книгу Mein Buch - Michael J. Bergmann - Страница 13
Brennfleck
ОглавлениеMaria und ich waren zu Gast in unserer Stammkneipe "Schwarzer Adler" in Worzeldorf. Es war ein sonniger Tag im Sommer und die Terrasse war teilweise besucht. Auch wir setzten uns dorthin, wo es in der Sonne schön warm war. Wir bestellten jeder ein Glas Retsina und Emmi,die Wirtin, brachte ihn uns. Als wir also so saßen und vor uns hinsahen und uns ein wenig unterhielten, fiel mir auf, dass die Tischdecke, deren Material aus leicht umschäumtem grobmaschigem Gewebe bestand, lauter Brennflecken aufwies. "Schau," sagte ich zu Maria,"wie die Raucher die Decken versauen!" Nach einigem Nachdenken hatte ich jedoch eine andere Erklärung. Als Emmi wieder erschien, fragte ich sie: "Na, Emmi, hast wohl auch viele Raucher unter den Gästen?" Sie beklagte sogleich, dass die Leute die Aschenbecher für alles benutzen würden, nur nicht für die Asche ihrer Zigarretten. "Wenn Du mir noch ein neues Glas Wein einschenkst, werde ich dich von d i e s e m Übel befreien!" sagte ich zu Emmi. Sie schaute mich erst fragend an, brachte aber dann das gewünschte Glas. Es war ein Achtelliter - Glas, mit schönem, hellem Retsina. Sie stellt ihn vor mich auf den Tisch in die Sonne. "Setz' dich einen Moment hierher, Emmi!" Sie setzte sich neben mich. Was das Ganze sollte, war ihr völlig unklar. Ich zeigte auf das Glas und sagte:"Paß' mal auf, was jetzt passiert!" Und tatsächlich: nach einer kleinen Weile stieg eine erst zarte, dann kräftiger werdende Qualmwolke von einem Punkt der Tischdecke neben dem Weinglas auf. Es war genau der Brennpunkt des Weinglases, das in gefülltem Zustand wie eine Linse wirkte und die Sonnenstrahlen bündelte.
"Hat nun dieses zweite Glas zum Verständnis beigetragen?" fragte ich Emmi.
"Ja," sagte sie, und dann kopfschüttelnd --:
"Diese R a u c h e r !"