Читать книгу Mein Buch - Michael J. Bergmann - Страница 6
Scheinbar
ОглавлениеIm Herbst 1962 - ich hatte mich bei der Bundeswehr zunächst für die Offizierslaufbahn entschieden - war ich in Neubiberg bei München stationiert. Da ich bis dahin nur ein Moped mein eigen nannte, aber in Nürnberg wohnte, war die Überlegung, sich einen anderen fahrbaren Untersatz anzuschaffen naheliegend. Führerschein hatte ich keinen. So meldete ich mich also nach München bei einer Fahrschule an, um den Einser (damals für Motorräder aller Art) zu machen. Wie kam ich jetzt nach München? Die Zeit war immer knapp bemessen und Pünktlichkeit war absolutes Muß, wollte man nicht bestraft werden.
Von den Kameraden - wußte ich - wollte einer seinen Roller verkaufen. Da das Angebot günstig war, kaufte ich diesen und besaß dann einen Roller der Marke GLAS, mit 125 ccm. Und siehe da, (fast) alle Transportprobleme waren gelöst. Ich fuhr mit dem Roller - bar jeden Scheines- nach Nürnberg und auch zur Fahrschule, wo ich ihn jeweils außer Sichtweite abstellte. Eines Tages, es war wieder Wochenende und eine Fahrt nach Nürnberg stand an, schwang ich mich also in Bundeswehrklamotten (wärmere hatte ich nicht) auf das Fahrzeug und fuhr durch München in Richtung Auto-bahneinfahrt Nürnberg. Plötzlich - ich traute meinen Augen nicht - war von Ferne eine Polizeistreife am Strassenrand zu sehen, die jeden aufhielt und kontrollierte. Jetzt war guter Rat teuer! Einer Eingebung folgend, steuerte ich den erstbesten Polizisten an, noch bevor dieser seine Hand erhoben hatte, um mich zu stoppen. Mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt fragte ich:" Bitte, Herr Wachtmeister, ich suche die Autobahn nach SALZBURG, bin ich denn hier richtig?" Natürlich wußte ich genau, daß das die entgegengesetzte Richtung war.
"Do san's hier ober ganz verkehrt" sagte der Wachtmeister und fuhr fort: "drahn's um und fohrn's do umi, dann sehn's scho die Schilder für Salzburg!" Mehr wollte ich nicht hören. Sofort wendete ich gekonnt auf der Strasse und fuhr in entgegengesetzter Richtung davon. Müßig, zu sagen, daß ich später auch zur Führerschein-prüfung noch mit dem Roller fuhr. Ja, heute würde ich mir das nicht mehr erlauben!