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Der Lehrling

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Ich war als Physiklaborant- Lehrling bei Siemens. Zentralabteilung für Sonderwerkstoffe im Transfor-matorenwerk in Nürnberg. Dort lernte ich viele interessante Dinge über Halbleiter, Peltier-Elemente, Quarzglas- Blasen, Fotolabor im mikro-/makroskopischen Bereich, Zusam-mensetzung und Erschmelzen von Gläsern imkleinen und grösseren Stil. Eines Tages- mein Chef war jene Woche nicht da, machte ich mir Gedanken über die Herstellung von Glasproben zur Ermittlung des Ausdehnungskoeffizienten und anderer Eigenschaften. Hierzu musste man bisher einen Glasrohling (das war Glas, das im flüssigen Zustand aus einem Platin- Schmelztiegel in Grösse einer Kaffeetasse auf ein Stahlblech gegossen worden war und dort erkaltete) zunächst mit der Diamant-Trennscheibe in Streifen schneiden und anschliessend schleifen, so dass man ein kleines Stäbchen von ca. 5x4x50 mm herausbekam. Jetzt wurde mit dem Gasgebläse ein Ende flüssig gemacht, und eine Platinelektrode (Draht, ca 0,5 mm Durchmesser) hinein geschmolzen. Am anderen Ende passierte dasselbe, jedoch mit einem Thermoelement (zwei zusam-mengeschmolzene Drähte: Platin /Platin- Rhodium). Dann wurde diese Probe mit den Zuleitungen in einen Ofen gegeben, erhitzt- je nach Glasart mehrere 100 Grad - und über die Drähte die Eigenschaften gemessen.

Meine Idee beruhte darauf, dass der ganze Her-stellungsaufwand für diese Probe- mit herausschneiden, schleifen, Drähte anbringen- ersetzt wurde durch eine kleine 2-teilige Stahlform, in die man die Drähte einlegen konnte. Diese Form mit den Drähten wurde dann in das flüssige ausgegossene Glas gedrückt, so dass man nach erkalten und Öffnen die fertige Probe in der Hand hatte. Ich liess in der Werkstatt eine solche Form bauen und pro-bierte es aus. Es funktionierte auf Anhieb.

Mein Chef war begeistert, als er wiederkam und sagte, ich solle es als Verbesserungsvorschlag einreichen, was ich auch tat. Anfang des folgenden Jahres bekam ich eine Mitteilung von der Zentrale in Erlangen, mein Vorschlag sei unter den drei besten des Jahres und ich bekäme einen Preis. Der Preis bestand in einem 3-tägigen Ausflug nach Berlin in einer Linienmaschine (amerikanische 2-Prop), mit Hotel, Essen, Führungen etc.

So flog ich, als Lehrling (18 Jahre), also nach Berlin. Die dortigen Manager waren zwar über mein Kommen und –warum - informiert, aber nicht über mein Alter. So wurde ich dann am Flughafen mit allen Ehren empfangen von den höchsten Bossen auch gleich zum Mittagsmahl begleitet. Sehr „pomfortionös“, das kann ich sagen. Anschliessend bat man zum Kaffee mit Zigarre- die ich rauchte. Alle amüsierten sich heimlich über die Szenerie, und ich mich über sie, denn ich wusste ja nun, in welcher „Klemme“ sie steckten: sie hatten ein Programm gemacht und das wollten sie jetzt nicht mehr umwerfen. Abends ging’s in das Musical „Irma La Duce“- eine fantastische Aufführung. Und danach- und wieder wird man es nicht glauben - in ein Nachtlokal mit halbnackten Tänzerinnen. Es war eine Welt, die ich vorher natürlich nicht kannte, aber ich spielte meine Rolle, als ob ich mein Leben lang nichts anderes gemacht hätte. Den nächsten Tag wurde ich durch das Siemenswerk in Berlin geführt (immer in Begleitung mehrerer Kollegen- wie bei einer Arztvisite, nur dass ich als Arzt behandelt wurde) und den nächsten flog ich wieder zurück.

Dieses mein Verhalten und wie es dazu kam, war typisch auch für meinen späteren Lebenslauf.

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