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Walkman/iPod
ОглавлениеSeine Popularität hatte der Walkman bei Jugendlichen in Ost und West gleichermaßen. Während Westjugendliche ihn bereits im frühen Jugendalter geschenkt bekommen oder gekauft und später achtlos in die Ecke gelegt hatten, so erwarben die meisten Ostjugendlichen ihn erst am Tag des ersten Besuchs in Westberlin von ihrem Begrüßungsgeld in Höhe von 100 DM. „Den Walkman hab ich mir damals gekauft, wo die Grenzen aufgemacht wurden. Das war das Erste, weil ich so viel fahren muss, von hier nach Treptow, und da hab ich mir echt was Praktisches gekauft“, erzählt Sandra (15). Das galt für viele Jugendliche in Berlin, dass der Walkman überwiegend in öffentlichen Verkehrsmitteln getragen wurde, um die Zeit zu überbrücken. „Walkman höre ich jeden Tag, wenn ich zur Schule fahre, wenn ich zurückkomme, wenn ich in der S-Bahn sitze“, so Alexandra (17) aus Ostberlin. Oder Marco (17) aus Westberlin: „Morgens, wenn ich eilig zur Schule musste, hab ich mir ’ne Heavykassette eingelegt mit Alice Cooper, fährt man automatisch schneller.“ Die Digitalisierung der Musikkultur hat durch die Einführung des iPods nicht nur den Walkman abgelöst, sondern sie wird auch den Konsum von Rock und Pop radikal verändern: Stereoanlagen und CD-Regale werden aus den Wohnzimmern verschwinden, das klassische Album mit Booklet, Cover und Hülle ebenfalls, oder anders ausgedrückt: Das Runde (CD) muss ins Eckige (Handy). Unterschiede im Nutzen dieses Mediums zwischen Ost- und Westjugendlichen sind definitiv nicht mehr erkennbar.