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Berlin – 30 Jahre nach der deutschen Einheit

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Berlin, Zentrum der deutschen Ost-West-Auseinandersetzung, hat sich fast beiläufig zu einer wirklichen Metropole entwickelt, und wie jede Metropole der Welt ist sie multikulturell, voller Menschen, die die innerdeutsche Beziehungskiste mit ihren gegenseitigen Kränkungen eher wenig interessiert. Bodo Morshäuser erinnert sich an das alte Westberlin so: „Ich verglich die Weltstädte mit dieser ehemaligen Halbstadt und schien in ein Dorf, nach Bad Berlin wiederzukehren, der stillsten der großen Städte, verschont vom Durchgangsverkehr und ohne erwähnenswerte Dichte. Westberlin war nicht die Stadt, die mit Modernität, sondern mit Rückständigkeit, weniger mit Geschwindigkeit als mit Betulichkeit faszinierte. Die Stadt schrie nicht, sie flüsterte, zog dich nicht in sich hinein. Sie strahlte allein dadurch, dass es sie gab, wie es sie gab: geschlossen“ (Morshäuser 1992: 164).

Heute boomt Berlin an allen Ecken und Enden. Der Potsdamer Platz, das Regierungsviertel, der Hauptbahnhof, aber auch zahlreiche neue Bürohochhäuser kündigen eine Hauptstadt an, die ihre neue Rolle als eine der wichtigsten Städte in Europa gefunden hat. Thomas Krüger, ehemaliger Jugendsenator von Berlin, drückt es so aus: „Die einst schlafende Schönheit Berlins bekommt ein junges, frisch aufgelegtes und neugieriges Gesicht“ (Krüger 1998: 22). Berlin hat seit seiner Teilung 1961 über die Maueröffnung 1989 bis 30 Jahre nach der deutschen Einheit einen dramatischen Wandel vollzogen. Nirgendwo erlebt man den epochalen Wandel so unmittelbar an der Schnittstelle von Ost und West wie am Potsdamer Platz. Auf wenigen Hektar Fläche dokumentieren Konsum und Lebensstil, wie sich die Welt verändert hat.

Nach dem Mauerfall wucherte noch Unkraut über dem öden Areal. Ein paar Schutthaufen erinnerten an den Krieg, der Deutschland und die Welt teilte – ein Niemandsland zwischen Ost und West. Heute zieht es ca. 14 Millionen Tourist*innen pro Jahr nach Berlin. Die Besucher*innen spazieren durch die zugigen Straßen einer Retortenstadt und erleben die bunte Warenwelt der globalen Wirtschaft. Der Architekt Hans Kollhoff, einer der Erbauer des Potsdamer Platzes, weist in einem Interview darauf hin, dass Berlin auch als Las Vegas eine Rolle spielt: „Das Las-Vegas-Bild hat mit der Lage Berlins zu tun. Berlin liegt in der Wüste. Sie müssen eineinhalb Stunden mit dem Auto fahren, um die Lichter einer anderen Stadt zu sehen“ (Görke/Goldmann/Nowakowski in: Der Tagesspiegel vom 11.09.2006). Nicht nur in West und Ost gab es in den letzten 30 Jahren spannende und hochinteressante Veränderungen, sondern Berlin insgesamt übt unverändert eine große Faszination aus, insbesondere auf die jugendlichen Besucher*innen aus aller Welt.

Jugend in Berlin

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