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Jugend in der wiedervereinigten Hauptstadt – vergessen und an den Rand gedrängt?
ОглавлениеErstmalig erlebte eine Kinder- und Jugendgeneration die auch für sie völlig unerwartete Wiedervereinigung zweier unterschiedlicher Gesellschaftssysteme. Dabei bestimmten Erwachsene, nach welchen Vorstellungen sich die Stadt weiterentwickeln werde. Einzige sichtbare Zäsur im institutionalisierten politischen System für das vereinte Deutschland war der Regierungsumzug nach Berlin. Heute agiert die Politik in einem völlig neuen Umfeld und doch ist sie der Hauptstadt und ihren Bürger*innen nicht nähergekommen. Der Berliner Schriftsteller und Komponist Hans G. Helms drückt es so aus: „Zu übersehen ist freilich auch nicht, was für Kapital und Obrigkeit durchaus von Relevanz ist: Gentrification meint stets politisch-soziale Pazifizierung. Die Yuppie-Heuschrecken werden die Hausbesetzer und Autonomen, die Hooligans und Skinheads restlos vertilgen oder wenigstens verdrängen“ (Helms 1992: 11). Eine sehr pessimistische Einschätzung, die zumindest derzeit nicht geteilt werden kann, obwohl sich mit dem Projekt Mediaspree in Friedrichshain-Kreuzberg große Veränderungen in dieser Hinsicht andeuten. Denn die Gefahr, die dabei besteht, dass Jugendliche und ihre Interessen in der Hauptstadt unterzugehen drohen, ist nicht zu unterschätzen.
Und deshalb kommen in dieser Untersuchung Berliner Jugendliche selbst zu Wort: Wie sie den Fall der Mauer erlebt haben, was sie am Tag der deutschen Einheit empfanden, und wie sie ihre Perspektive 30 Jahre nach dem Mauerfall sehen. Dabei sollen Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, wie sie die Jugendlichen selbst beschreiben, herausgearbeitet werden. Denn Ost- und Westbeziehungen waren nicht immer ganz einfach. Einigen hing das Thema zum Halse heraus, viele sind dagegen der Meinung, dass die deutsche Einheit inzwischen auch mental vollzogen ist. Deshalb will die vorliegende Studie einen Beitrag dazu leisten, nicht nur eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Jugendlichen in Berlin vorzulegen, sondern auch zur Diskussion über Perspektiven Jugendlicher in der Hauptstadt anzuregen.