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MEIN VERSTÄNDNIS VON DESIGN

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Wir befinden uns in einem Dilemma. Einerseits wollen wir uns moralisch richtig verhalten. Wir sind uns bewusst, dass die konventionelle Modeindustrie eine Belastung für die Umwelt ist und die meisten Menschen, die unsere Kleidung fertigen, unfair entlohnt werden. Andererseits können wir nicht einfach mit dem Konsum aufhören. Irgendwas müssen wir schließlich essen, trinken und anziehen.

Möglicherweise fragst du dich: Ein Designer, der zum bewussten und reduzierten Mode-Konsum auffordert – geht das überhaupt? Klar geht das! Ich finde nämlich nicht, dass du gar nichts mehr konsumieren sollst (dann müsste ich mir einen neuen Job suchen, und das wäre schade), sondern hochwertiger und langlebiger.

DER DESIGNER ALS KURATOR

Kleidungsstücke haben einen geistigen Urheber, einen Designer, jemanden wie mich. Jemanden, der sich mit den aktuellen Trends auseinandersetzt, aber auch den Blick in die Glaskugel wirft und sich fragt: Welche Teile werden meiner Kundin auch in der dritten Saison noch gefallen? Woran wird sie möglichst lange Freude haben? Welches Kleidungsstück ist es wert, von ihr ausgewählt und getragen zu werden?

GUTES DESIGN IST GUT FÜR DIE WELT

Nach meinem Grundverständnis gestaltet ein Designer nicht nur Dinge, er gestaltet auch einen kleinen Ausschnitt der Welt. Auf diese Welt gilt es Rücksicht zu nehmen, weshalb eine kuratierte Auswahl an Kleidungsstücken die Grundlage einer jeden Kollektion bilden sollte. Naturgemäß sehen das nicht alle Designer so, vor allem nicht diejenigen, die für große Ketten arbeiten und Mode am Fließband produzieren. Die hauen ihre Ideen und Designs im Akkord in die Welt hinaus, weil das von ihrem Arbeitgeber so verlangt wird. Und weil sie so wenig Zeit haben, Ideen in Ruhe zu entwickeln, werden diese in der Regel eben auch nicht so brillant, wie sie sein könnten, wenn man dem Designer Zeit gäbe.

Seitdem ich mein eigener Boss bin, darf ich selbst entscheiden, wie viel Überlegung und Arbeit in meine Produkte fließen sollen. Ich glaube daran, dass eine Konsumentin durchaus in der Lage ist, zwischen einer Wegwerf-Klamotte und einem überlegten Design, in das die Überzeugungen und Standpunkte des Gestalters eingeflossen sind, zu unterscheiden. Ein Designer ist ein Kurator, der eine Auswahl aus den Millionen verschiedenen Möglichkeiten trifft, die unsere Welt so abwechslungsreich und bunt machen. Er pickt sich etwas heraus, was in seinen Augen am zukunftsträchtigsten ist, gibt seine eigenen Ideen und seinen Geschmack hinzu und erschafft so Unikate, die die Zeit überdauern.

Ein guter Designer fordert die Konsumentinnen nicht dazu auf, zwanzigmal denselben Rock zu kaufen. Er ist kein Verkäufer. Deshalb darf, kann und soll ein Designer durchaus zu überlegtem und nachhaltigem Konsum anregen.

Wer sich auch nur ein bisschen mit bewussterem Konsum auseinandersetzt, weiß, dass die Zeiten vorbei sind, in denen wir einfach in den Supermarkt marschierten und eine x-beliebige Tafel Schokolade in den Einkaufskorb legten. Jede Wahl, die wir beim Einkaufen treffen, ist Ausdruck unserer finanziellen Mittel, unseres persönlichen Geschmacks und unserer geistigen Haltung. Das ist der Grund, warum ich Fast Fashion ablehne: Denn wer billig kauft, zeigt, dass ihm das Wohl anderer Menschen gleichgültig ist und dass ihn die Zukunft der Erde nicht sonderlich interessiert. Wir können gar nicht mehr »nur« konsumieren, ohne auch etwas damit über uns auszusagen.

WAS DU KAUFST, ZEIGT, WER DU BIST

Minimal Style

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