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KONSUM IST AUCH IMMER EIN STATEMENT

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Die Herausforderung ist aber: Konsum findet nicht nur zwischen Supermarktregalen und im Online-Warenkorb statt, sondern vor allen Dingen zwischen unseren Ohren, wo bei den meisten Menschen (wenn auch leider nicht bei allen) das Gehirn liegt. Es gibt einen Grund, warum wir so gern shoppen gehen und uns von geschmackvoller Werbung verführen lassen, warum wir denken, den dritten Spargelschäler oder ein und denselben Pullover in vier unterschiedlichen Farben zu brauchen (und ich gebe es gern zu, das ist mir selbst auch schon passiert): Wenn wir uns etwas Schönes gönnen, wird in unserem Belohnungszentrum im Hirn nämlich jede Menge Dopamin ausgeschüttet, was uns ein gutes, wohliges Gefühl vermittelt. Das »Glückshormon« ist der Antreiber schlechthin und wird bei guten Nachrichten, Sex, leckerem Essen, Lob und allem anderen, was sich gut anfühlt, vom Gehirn zur Verfügung gestellt. Wir machen so ziemlich alles gern, was sich gut anfühlt und demnach für Dopaminausschüttung sorgt. Konsum gehört auch dazu. Deshalb wäre es auch so unsinnig, das Konsumieren zu unterbinden, denn abgesehen von der Tatsache, dass wir etwas zum Anziehen brauchen: Ein Konsumverbot würde keine drei Tage funktionieren. Viel zu groß ist unser menschliches Grundbedürfnis nach dem guten Gefühl!

Wenn also der Mechanismus nicht verändert werden kann, gibt es nur eine andere Schraube, an der wir drehen können. Das ist die Art und Weise, wie wir konsumieren. Idealerweise sollte diese nicht kurzfristig und lustgetrieben, sondern langfristig und überlegt sein. Denn emotionales Shopping ist wie emotionales Essen: nicht nachhaltig und selten befriedigend. Klar, es gibt Tage, da muss man einfach in ein Schnellrestaurant fahren und einen pappigen Burger und fettige Pommes kaufen. Das tut gut, das schüttet Dopamin aus. Allerdings macht es nicht nachhaltig satt. Und gesund ist es auch nicht.

Mit Fast Fashion verhält es sich nicht anders als mit Fast Food. Es befriedigt kurzfristige Gelüste, führt aber irgendwann zu Frust. Denn plötzlich befinden sich so viele Teile in deinem Kleiderschrank, mit denen du entweder nichts anzufangen weißt oder die nach dem dritten Waschen auseinanderfallen, verzogen beziehungsweise verfärbt sind. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft: Kaufe, nutze, wirf weg.

Diesem Verhalten möchte ich entgegentreten. Ich finde es wichtig, als Designer einen Standpunkt zu vertreten. Nicht nur, um von der Konsumentin bemerkt und durch ihren Kauf unterstützt zu werden, sondern auch und vor allem, um mich von den Marken abzusetzen, für die Kleidungsstücke nur Durchlauferhitzer sind. Mode soll eine Saison oder einen Trend überdauern. Ein Designer muss also in der Lage sein, nicht nur kurzfristige, sondern vor allem mittel- und längerfristige Trends zu erkennen und aufzugreifen.

FAST FASHION KANN NIEMALS SATT MACHEN

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