Читать книгу Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk - Страница 10

Kapitel 8 Eine Plantage im Süden

Оглавление

Charlotte biss sich auf die Unterlippe und nur ein leises Stöhnen drang aus ihrem Mund. Sie hatte ihre Hände auf dem kleinen Beistelltisch am Kamin abgestützt. Zum Knarren des kleinen Tisches klang das leise Klatschen durch den Raum, wenn sich Charlottes Gesäß unter den Stößen von John Obediah Jones verformte. Charlotte trug ein einfaches Hauskleid, denn es störte den Plantagenbesitzer, sich stetig durch einen Wust von Unterröcken wühlen zu müssen, bis er endlich am Ziel war. Charlotte verstand es, einen Mann zu befriedigen. Zu den leisen Geräuschen im Lesezimmer des großen Herrenhauses gesellte sich Johns erregtes Ächzen, als er begierig um Charlottes Oberkörper herum griff. Die schwarzhaarige Frau erkannte seine Begierde, öffnete mit einer Hand ungelenk die Knopfleiste ihres Kleides, so dass John ungehindert ihre üppigen Brüste berühren konnte. Sie trug kein Mieder unter dem Kleid. Es war zu warm dafür und sie brauchte es auch nicht. Ihre Brüste waren voll und dennoch fest. John Obediah Jones genoss es, wie sie im Takt seiner Stöße schwangen.

Eigentlich hieß Charlotte mit vollem Namen Charlotte Luise Marianne von Behrens und Jones wusste, das sie die Witwe eines preußischen Offiziers war, der bei irgendeiner unsinnigen Schlacht ums Leben gekommen war. Der Mann war zudem dem Spiel verfallen und hatte sein Vermögen längst verspielt, als es ihn erwischt hatte. Charlotte von Behrens war mittellos gewesen und hatte in Deutschland nur die Möglichkeit gesehen, sich als Gesellschafterin einer anderen vermögenden Dame durchzuschlagen. Doch die hübsche Frau hatte einen anderen Weg gewählt, um einen Neuanfang zu finden. Sie reagierte auf die Heiratsanzeige eines Plantagenbesitzers aus Charleston und war in die Staaten gereist, brach alle Brücken hinter sich ab. Nur, um in Charleston festzustellen, dass sich der versprochene Mann bereits anderweitig gebunden hatte.

Zufällig lernte sie John Obediah Jones kennen und für diesen war es eine Selbstverständlichkeit, sie bei sich aufzunehmen. Er war einfach ein hilfsbereiter Mann und konnte eine Frau nicht dem Elend preisgeben. Zudem war sie äußerst ansehnlich und sie hatte sich rasch damit abgefunden, dass John Obediah Jones sich gelegentlich bei ihr entspannte, ohne sich als Ehemann an sie binden zu wollen. Wahrscheinlich hoffte sie noch immer unterschwellig, eines Tages Frau Jones zu werden, denn sie war durchaus bereitwillig, ihre Röcke zu raffen, wenn Jones sie ins Lesezimmer bestellte.

Das Klatschen wurde lauter, als der Plantagenbesitzer sich aufstöhnend in Charlotte befriedigte und Jones spürte die zusätzliche Nässe zwischen ihren Schenkeln, als er sich aus ihr löste. Er hörte sie leise seufzen. Dieses Seufzen, welches ihm verriet, dass er ein wenig zu rasch gekommen war. Doch das war nicht sein Problem. Seine gelegentliche Befriedigung empfand er als angemessene Gegenleistung dafür, dass er der Offizierswitwe ein gesichertes Leben ermöglichte. Oh, er war kein Unmensch. Es war nicht so, dass er ihre Bereitwilligkeit verlangt hätte. Es hatte sich, nun, ergeben und John Obediah Jones war kein Mann, der leichfertig auf die Annehmlichkeiten des Lebens verzichtet hätte.

Er trat von ihr zurück und ordnete seine Kleidung, während Charlotte sich aufrichtete und ihre Röcke nach unten schob.

„Du könntest ein wenig Zitronensaft bereiten, Charlotte“, sagte er freundlich und sah ungeniert zu, wie sie ihr Kleid schloss. „Baumgart wird gleich von seinem Kontrollritt zurückkommen und ich denke, er wird eine Erfrischung zu schätzen wissen.“

Er konnte sehen, dass ihre Augen für einen Moment einen interessierten Ausdruck annahmen. Einen Ausdruck, den sie nie hatten, wenn sie sich ihm hingab. Interessant. Interessierte die hübsche Witwe sich für den jungen Baumgart? Noch interessanter wäre, ob Hans Baumgart sich für Charlotte interessierte. Wenn ja, so ergab sich daraus hoffentlich nichts Ernstes. Er hatte nichts dagegen, wenn Baumgart Charlotte gelegentlich bestieg, aber er hätte es nicht geschätzt, sie als, nun, Unterhalterin, zu verlieren.

Er nickte ihr zu und verließ das Lesezimmer, ging durch den breiten Flur mit den Teakholzdielen zur Veranda vor dem Herrenhaus. John winkte dem schwarzen Gärtner lächelnd zu und zog seinen Schaukelstuhl zu sich heran.

Entspannt lehnte er sich zurück und legte seine Füße auf die Balustrade der Veranda. Insgesamt war es bislang ein sehr angenehmer Tag. Die Zeitung hatte geschrieben, die Baumwollpreise sollten steigen, Charlotte war ihm dienlich gewesen und auf der Plantage schien alles in bester Ordnung. John Obediah Jones seufzte leise. Aber die Zeitung malte auch ein paar düstere Wolken an den Horizont.

Jim, sein farbiger Hausdiener kam aus dem Haus und brachte ein Tablett mit zwei Gläsern Zitronensaft. Jones wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war kaum erträglich. Manchmal wunderte er sich, wie gut die Schwarzen damit fertig wurden. Er blickte über den gepflegten Rasen mit der kleinen Wasserfontäne, um die mancher Nachbar ihn beneidete. Vor dem Haupttor war eine dünne Staubfahne zu erkennen. Sie kam aus Richtung der südlichen Felder. Das würde wohl Hans Baumgart sein, der dort die Aufsicht hatte und seinen täglichen Bericht abgeben würde. Hatte sich gut gemacht, der Hans, aber er ritt ein wenig scharf.

Wenig später trieb Hans Baumgart sein Pferd vor das Haus und sprang behände aus dem Sattel. Einer der schwarzen Stallburschen kam heran und übernahm das Tier.

„Führe es noch herum und reibe es dann sorgfältig ab, bevor du es tränkst“, sagte Hans in bestimmendem Ton. Er schlug mit der Reitgerte gegen seinen Stiefelschaft. Jones wusste, dass der inzwischen 21-jährige sie kaum benutzte. Der Plantagenbesitzer hatte ihm früh vermittelt, dass er es nicht schätzte, wenn sein Eigentum beschädigt wurde.

„Guten Tag, Boss“, sagte Hans grinsend und nahm dankbar ein Glas Zitronenwasser entgegen. „Verdammte Hitze heute.“

„Wir haben immer eine verdammte Hitze“, erwiderte Jones lachend. „Erzähl, habt ihr das Problem gelöst?“

Hans Baumgart nahm den Hut ab und wischte Schweiß von der Stirn. „Das Ding taugt nichts. Es ist die Welle, Boss. Ich habe mir das Metall angesehen. Die Welle ist zu dünn und verbiegt sich zu leicht.“

Jones knurrte missbilligend. „Bei dem Geld, das diese Pflückmaschine gekostet hat, würde ich schon einwandfreie Qualität erwarten.“

Traditionsgemäß pflückten die schwarzen Arbeiter und Arbeiterinnen die Baumwolle von den Sträuchern und zupften sie dann, um die störenden Kerne zu entfernen. Eine mühselige und zeitintensive Arbeit. Jones hatte daher interessiert einer Vorführung in Baton Rouge beigewohnt, bei der eine Pflückmaschine vorgestellt wurde. Im Grunde ein großer hölzerner Kasten mit einer trichterartigen Schütte an der Oberseite und einer Entleerungsöffnung an der Seite. Darin befand sich eine Welle, an der gabelartige Metallstäbe arbeiteten. Die von oben eingeschüttete Baumwolle wurde von den Gabeln zerpflückt. Jones war nicht gerade begeistert von dem Resultat. Die Arbeit der Schwarzen war wesentlich besser. Aber er hatte trotzdem probeweise so eine Maschine gekauft. Was die Maschine ausspuckte, konnten dann die Schwarzen nacharbeiten. Trotz allem eine Zeitersparnis, wenn es denn funktionierte.

Hans nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas. „Sangales will wohl die kleine Fiona heiraten, Boss. Er wird Sie wohl in den nächsten Tagen um Erlaubnis bitten.“

Jones lachte. „Diese Nigger können ihre Schwänze einfach nicht ruhig halten, wie?“ Er lachte erneut und rief Jim, um die Gläser nachfüllen zu lassen. „Na, mir soll es recht sein. Aber die beiden werden eine Hütte brauchen.“

Hans nickte. „Nächste Woche ist doch die Auktion. Da wollten wir doch den Hermes versteigern.“

Jones kratzte sich am Kinn. „So ganz schmeckt mir das nicht. Ich reiße nicht gerne eine Familie auseinander und Hermes hat eben erst wieder ein Mädchen bekommen. Aber er ist ein verdammter Unruhestifter. Nein, es ist wohl besser, wenn wir ihn verkaufen. Dann kann seine Frau mit den Kindern in das Frauenhaus ziehen und Hermes Hütte wird für Sangales und Fiona frei. Ja, ich denke, so halten wir es.“

Der Plantagenbesitzer blickte über die Felder, die sich vor ihm ausbreiteten, so weit das Auge reichte. Hinter dem Haus begannen die Wälder. Normalerweise lag ein Herrenhaus in der Mitte des Besitzes, aber John Obediah Jones liebte die Wälder. Er beugte sich vor und hob die Old Church Gazette vom Tisch. „Die Yankees machen wieder Ärger. Plustern sich auf wie die Fasane.“

Hans nahm die Zeitung entgegen. „Seite vier“, half Jones aus. Der Deutsche schlug die passende Seite auf und las den Artikel. „Gottverdammt“, knurrte er, „diese verdammten Yankees. Wer ist diese verdammte Harriet Beecher Stowe?“

Es war die Besprechung eines Buches. „Onkel Tom´s Hütte“, sinnierte Hans und las sich durch den Artikel. „Gott, dass muss ja eine wahnsinnig rührselige Geschichte sein, die diese Frau da geschrieben hat. Hier steht, sie hat es schon 1852 geschrieben und man käme kaum mit dem Druck nach. Das wird die Abolitionisten wieder richtig anheizen.“

„So ist es“, knurrte Jones. „Schreibt über das Elend der armen unterdrückten Nigger und hat keine Ahnung, was im Süden vor sich geht. Aber die verfluchten Yankees im Norden werden es fressen und wieder Stimmung machen. Verdammte Sklavereigegner.“

„Bei Benson´s Bluff sollen wieder ein paar Abolitionisten Niggern zur Flucht in den Norden verholfen haben“, sagte Hans nachdenklich. „Wenn ich ein paar von den Bastarden erwische, knalle ich sie ab. Verdammtes Diebespack.“

Seit einigen Jahren hatte sich im Norden eine zunehmende Ablehnung der Sklaverei breitgemacht. Meist beschränkte man sich auf Reden und Artikel, in denen die Sklaverei verdammt wurde. Aber es gab auch Menschen, die aktiv wurden und Negern die Flucht aus dem Süden in die Staaten des Nordens ermöglichten. Es gab Bundesstaaten der Union, in denen offiziell die Sklaverei verboten und abgeschafft war. Hier räumte man den Schwarzen Rechte ein, über die man im Süden nur fassungslos den Kopf schütteln konnte.

„Verdammte arrogante Yankees“, zischte Hans. Wütend schlug er mit seinem Hut auf die Balustrade. Staub wirbelte auf. „Den freien Niggern bei denen geht es auch nicht besser, als den Sklaven bei uns. Im Gegenteil. Hier kriegen sie wenigstens ein Dach über den Kopf und genug zu essen. Mensch, Boss, die Arbeiter in den Industrien des Nordens sind doch auch nichts Besseres als Sklaven, oder?“

John Obediah Jones zuckte die Achseln. „Ist schon merkwürdig, wie sehr wir uns auseinander entwickelt haben. Wir alle sind Amerikaner, aber der Norden baut immer stärker auf seine stinkende Industrie. Die haben nicht mehr viel Sinn für Traditionen. Verdammt, von mir aus sollen sie selig werden mit ihren verdammten Maschinen. Aber sie sollen uns in Frieden lassen.“

Hans sah über die Felder. „Jedenfalls werde ich nicht zulassen, dass so ein Niggerfreund unser Eigentum stiehlt.“ Er schnaubte durch die Nase. „Soll ich Sangales und Fiona sagen, dass Sie mit ihrer Hochzeit einverstanden sind?“

Jones schüttelte den Kopf. „Nein, es muss alles den rechten Weg gehen. Der Bursche soll fragen. Ich werde morgen mal zufällig vorbeikommen, dann hat er die Gelegenheit. Ach, Hans, wenn du zur Auktion reitest und Hermes verkaufst, bringe ein Hochzeitsgeschenk für Fiona mit. Irgendetwas Hübsches. Ein Kopftuch oder so etwas.“

„Mache ich, Boss.“ Hans setzte seinen breitkrempigen Hut wieder auf. „Liegt noch etwas an, Boss? Ich wollte noch die Pferdekoppel kontrollieren. Außerdem sagte Sam mir, eine der Stuten wäre trächtig.“

Jones sah dem jungen Baumgart an. Ja, der Bursche machte sich prächtig. Auch Bernd Kahlmann ließ sich gut an. Aber der machte zu viel mit den schwarzen Weibern herum. Vor ein paar Tagen hatte sich einer der Schwarzen beschwert, weil Kahlmann seine Frau vergewaltigte. Jones seufzte. Er hatte den Schwarzen beschwichtigt. Andere Plantagenbesitzer hätten den Mann wahrscheinlich einfach geprügelt und ihm gezeigt, wie er sich seinem Herrn gegenüber zu verhalten hatte. Aber Jones fand, dass zufriedene Nigger die besseren Arbeiter waren. Natürlich hatte der Schwarze eigentlich Recht sich zu beschweren und Jones glaubte dem Mann auch. Andererseits hätte die Schwarze ja nicht so viel Aufhebens machen müssen. Die meisten waren doch ganz froh, wenn sie einmal von einem echten Weißen bestiegen wurden. Jones gab den Frauen immer ein Goldstück und noch keine hatte sich ihrem Massa widersetzt. Nun ja, Kahlmann musste noch einiges lernen.

Im Gegensatz zu Hans. Der war ein guter Mann. Ein etwas heißblütiger Reiter, aber er hatte die richtige Hand für die Schwarzen. Nicht zu fest und nicht zu nachlässig. Ja, der hatte das richtige Händchen. John Obediah Jones seufzte. Von den Politikern konnte er das nicht unbedingt behaupten. Wenn er die Berichte der Zeitungen verfolgte und an den Diskussionen im Kings Inn teilnahm, dann spürte er zunehmend eine Verhärtung der Ansichten. Wo Nachbarn früher noch die Tiraden der Sklavereigegner als Neid der Besitzlosen bezeichnet hatten, da kehrte nun die Stimmung ein, die verdammten Yankees sollten ihre Nasen in den eigenen Dreck stecken. Zum Beispiel in die zunehmende Arbeitslosigkeit im Norden und die Krawalle in den Städten.

Die Niederlage der dem Süden zugeneigten Demokraten in den Wahlen vermittelte vielen Anhängern des Südens das Gefühl, der sich abzeichnenden Stimmenüberzahl der Sklavereigegner durch neue eigene Stimmen begegnen zu müssen. Unter anderem boten sich hier die neuen Territorien im Westen an. Eines der Territorien war Kansas.

Der stellvertretende Senator des Sklavereistaates Missouri brachte die Wahlkampagne der Demokraten auf den Punkt. „Achtet auf jeden Schurken unter euch, der auch nur im Entferntesten nach einem Abolitionisten, einem Feind der Sklaverei, aussieht und macht ihn unschädlich. Euer Leben und euer Besitz sind in Gefahr. Verschafft euch Zutritt zu jedem Wahlbezirk in Kansas und wählt mit vorgehaltenem Bowiemesser oder Revolver. Elfhundert Männer kommen aus dem Süden, euch beizustehen, und wenn das nicht genügt, so schicken wir weitere Fünftausend, bis jeder gottverfluchte Sklavereigegner tot ist.“

Die besonderen „Argumente“ des Wahlkampfes überzeugten und das Territorialparlament von Kansas fiel an die Sklavereibefürworter. Der sklavereifreundliche Leavenworth Herald jubelte: „Heil dem Sieger! Auf, ihr Männer des Südens! Bringt eure Sklaven her und besetzt das Territorium! Kansas ist gerettet!“

Die rüden Methoden in Kansas verstärkten die Kluft zwischen Sklavereigegnern und Sklavereibefürwortern. Idealisten beider Seiten bildeten Banden und Verbände, die gegen den jeweils anders Denkenden die Waffen erhoben, während die Truppen der Union oft tatenlos zusahen, weil die verantwortlichen Politiker befürchteten, ein Eingreifen könne als Parteinahme in der einen oder anderen Weise ausgelegt werden.

Der Abgeordnete Charles Sumner erregte sich über das „Verbrechen an Kansas“ und prangerte an, räuberische Mörder aus Missouri hätten das jungfräuliche Territorium von Kansas vergewaltigt und in die Arme der Sklaverei gezwungen. Die leidenschaftliche Rede führte zu heftigen Debatten, die der Abgeordnete Preston Brooks, ein Südstaatenanhänger, auf seine Weise beendete. Brooks schlug Sumner am Rednerpult rund dreißig Mal den goldenen Knauf seines Spazierstocks über den Schädel, bis Sumner blutüberströmt zusammenbrach. Er erwies dem Süden einen miserablen Dienst, denn neben dem „Blutenden Kansas“ wurde nun auch der „Blutende Sumner“ zu einem Symbol der Sklavereigegner. Während der Süden ungeniert Brooks als Helden feierte, fragte man im Norden lautstark, ob die Massas im Dixieland nun ungestraft ihre „Sklaven“ im Norden züchtigen dürften, wenn diese anderen Meinungen seien.

In dieser sich verstärkenden Atmosphäre von Unverständnis und Hass wurde der 56-jährige Abolitionist John Brown zur Legende. Mit sechs Söhnen und einem Schwiegersohn ging er nach Kansas, um dort zu siedeln. Er war tief religiös und ein fanatischer Gegner der Sklaverei, der das Wort der Bibel bereitwillig durch Blei oder eine blanke Klinge ersetzte. Man müsse mit Feuer kämpfen, um die Herzen der Sklavenschinder mit Angst und Schrecken zu erfüllen. Brown zögerte nicht, dies zu tun. In der Nacht vom 24. auf den 25. Mai 1855 holte er fünf sklavenfreundliche Farmer aus ihren Hütten und schlug ihnen kaltblütig mit der blanken Klinge den Schädel ein.

Die gegenseitigen Morde ideologisierter Fanatiker wüteten, bis über zweihundert Menschen ihr Leben gelassen hatten.

John Obediah Jones in Old Church hoffte, dass die Unruhen sich nicht zu seiner friedlichen Plantage ausweiten würden. Geistesabwesend strich er über sein Kinn und musterte Hans Baumgart nachdenklich. „Sag mal, Hans, was ich dich eigentlich mal fragen wollte… du bist jetzt ein Bursche im besten Alter. Hast du schon mal daran gedacht, eine Familie zu gründen?“

Hans grinste breit. „Ne, Boss, ich denke, das hat noch Zeit. Außerdem braucht man dazu die Richtige.“

„Nun“, John lächelte Hans treuherzig an. „Ich will ja nichts sagen, aber mir fällt auf, dass sich Charlotte für dich zu interessieren scheint.“

„Charlotte?“

„Gesagt hat sie natürlich nichts“, räumte der Plantagenbesitzer ein. Er sah Hans offen an. „Ich könnte durchaus verstehen, wenn du ein gewisses Bedürfnis hast, verstehst du? Ich meine, so als Mann, du verstehst?“

Hans Baumgart dachte an Bernd Kahlmann und wie dieser es den schwarzen Stuten besorgte. Oh, er wusste schon, was der Boss meinte. Bedächtig schüttelte er den Kopf. „So was ist nichts für mich, Boss.“ Hans errötete. „Ich meine, wenn ich mal die Richtige finde… aber die losen Frauenzimmer sind nichts für mich. Ich meine, nicht das ich glaube, Charlotte wäre…“

Hans Baumgart schwieg verlegen und John Obediah lachte auf. „Keine Sorge, ich verstehe schon. Nein, sie ist eine sehr freundliche Person, das versichere ich dir. Und durchaus anständig.“ Der Junge musste nicht unbedingt wissen, wie freundlich Charlotte zu ihm war und wie anständig sie es ihm besorgte. Gut. Er hätte es wirklich bedauert, wenn sich zwischen den beiden etwas Ernsthaftes entwickelt hätte.

„Äh, Boss.“ Hans sah den Plantagenbesitzer unsicher an.

„Ja?“

„Meinen Sie“, Hans schwieg einen Moment unsicher, bevor er fortfuhr, „meinen Sie, Charlotte interessiert sich wirklich für mich?“

Diese Frage machte John Obediah Jones nicht besonders glücklich. Verdammt, jetzt wurde der Bursche vielleicht doch noch scharf auf die hübsche Schwarzhaarige.

Für Freiheit, Lincoln und Lee

Подняться наверх