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Kapitel: 6 Sie hatte einen Unfall

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„Sie hatte einen Unfall.“

„Ist sie verletzt?“

„Sie hat nur am Telefon gesagt, sie wird ein paar Tage im Krankenhaus sein.“

„Sie haben hier also Telefon.“

„Ja selbstverständlich, wir sind hier doch nicht hinter dem Mond.“

„Darf ich mal telefonieren?“

„Das geht leider nicht, meine Tochter hat das Betreten ihrer Räume ausdrücklich verboten.“

„Verstehe, wie machen wir das mit dem Essen?“ „Ich werde ihnen etwas vor die Türe stellen.“ „Das ist aber sehr freundlich. Ich würde mich mit ihnen gerne mal unterhalten.“

„Nein, das will ich aber nicht. Meine Tochter wird ihnen erzählen, was sie wissen sollten, aber mehr auch nicht.“

„Bitte entschuldigen sie nochmals mein plötzliches Auftauchen, und dass ich sie so erschreckt habe.“

„Bitte lassen sie mich jetzt in Ruhe beten.“ Eine seltsame Frau. Wie alt wird sie wohl sein? Nachdem ich sie nur kniend gesehen habe, kann ich auch nicht auf ihre Statur schließen. Aber sie hatte einen dieser seltsamen Mäntel an, so wie ich sie im Kapellenschrank gesehen habe. Diese Kapelle werde ich mir noch genauer ansehen, ich glaube sie birgt mehr als sie so scheinen lässt. Ich entschließe mich erstmal zu frühstücken. Mal sehen, was es überhaupt noch zu Essen gibt. Der Kühlschrank ist so gut wie leer. Oder sagen wir es positiv, er ist nicht mehr sehr voll. Kaffeemaschine an und Milch habe ich auch noch genug. Ich richte es mir gemütlich ein und lese nebenbei die inzwischen gefertigten Pläne. Nun bin ich soweit, dass ich nun die Pläne aufeinander legen kann. Ich werde meine Arbeit auf jeden Fall im Speicher fortsetzen. Ach ja, der Speicher, wie gut, dass ich mich befreien konnte. Es wäre Fatal gewesen, jetzt wo ich weiß, dass Barbara einen Unfall hatte.

Ich stehe erneut an meiner Falltüre. Ich leuchte den Raum nun richtig aus, kann sehen, dass die Falltüre ziemlich in der Raummitte ist. Ich verschließe die Falltüre, diesmal ist mir die Technik ja bekannt. Der nächste Raum gibt mir Hoffnung, endlich mit der übrigen Welt wieder Kontakt aufnehmen zu können. Hier sind ein Funkgerät und ein Radio installiert. Die Antennen sind perfekt. Ich hole also mein Handy und mein Navigationsgerät. Endlich kann ich was von der Umgebung sehen, dieser Raum ist der erste, der eine richtige Dachgaube aufweist. Ich öffne das Fenster und ein frischer Luftzug kommt herein. Nun endlich, normale Arbeitsbedingungen.

Ich schalte das Radio ein, ein mindestens zwanzig Jahre altes Gerät, aber es funktioniert. Bei Radiomusik lässt es sich doch gleich viel angenehmer arbeiten. Ich suche mir ein Kabel, dieses zerschneide ich, die nun freigelegten Kabel verwende ich um eine Verbindung zu meinem Handy herzustellen. So gebastelt habe ich schon lange nicht mehr. Ich hoffe nur, dass ich keinen Kurzschluss baue.

Nach etwa zwei Stunden, der erste Funkversuch. Ich habe Empfang. Zuerst rufe ich meinen Freund in Berlin an. Ich erzähle ihm die ganze Story. Er lacht sich schief.

„Gib mir mal deine Peilung, dann kann ich dir sagen wo du dich befindest.“ Ich gebe ihm Längen und Breitengrad. „Also ich kann dir so viel sagen, du bist sehr nahe an der polnischen Grenze. Der nächste Ort ist in Richtung Westen etwa siebenundzwanzig Kilometer entfernt. In Richtung Osten, also in Richtung Polen, hast du nur Sumpfgebiete. Bitte bleib mir erhalten und meide diese Richtung.“ „Sag mal könntest du mich besuchen kommen?“

„Die nächsten drei Wochen völlig unmöglich, ich habe wie du weißt immer noch mein Projekt in Berlin fertig zu stellen. Wir werden am besten so verbleiben, wenn ich kurzfristig mal Zeit für ein langes Wochenende habe, sende ich dir eine SMS.“

„Super Idee. Es wäre mir lieber, wenn wir zukünftig per SMS in Verbindung bleiben. Barbara hat keine Ahnung, dass ich Kontakt zu dir habe.“

„Okay, bitte sei vorsichtig, wenn man dir die Augen verbindet, du weißt nie was anschließend folgt.“ Nach ausgiebigem Gelächter verabschieden wir uns. Ich hole noch mein Fernglas und genieße den Ausblick in die Ferne. Nur Wald und in der Ferne, flaches Land. Dieser Blick sollte nach meiner Peilung in Richtung Osten gehen.

Mein nächster Blick soll zwei Kisten gelten, welche sich unter der Dachschräge befinden. Sie sind unheimlich schwer. Trotzdem will ich sie richtig öffnen können. Ich ziehe mit aller Kraft und tatsächlich kann ich sie bewegen. Es gibt kein Vorhängeschloss, der Deckel ist mit Nägeln verschlossen. Nachdem ich nun mit Werkzeug gut ausgestattet bin, dauert es nur Minuten bis der Deckel entfernt ist. Zum Vorschein kommen Maschinenteile. Die Teile sehen nach Motorteilen aus. Ich entschließe mich sie genauer zu betrachten. Hier liegt auch ein dickes Kuvert. Nach dem Herausnehmen des Inhalts, sehe ich mehrere Zeichnungen für den Bau eines Motors. Ich vergleiche die Teile mit der Zeichnung und darf die erfreuliche Feststellung machen, dass es sich um einen zerlegten Motor der Marke Horch handelt.

Mein Forscherdrang war nicht mehr zu bremsen. Die Türe steht offen.

Meine Stablampe bestätigte meinen Verdacht, Kotflügel, Kühler, Ledersitze. Ich hatte ja schon viel darüber gehört, dass so mancher Besitzer seine wertvollen Autos einmauerte oder zerlegte um sie vor Plünderung zu schützen.

Heute fallen diese Entdeckungen unter den Namen „Scheunenfund“. Ich vermutete, dass ich hier etwas ganz Besonderes gefunden habe.

Meine Gedanken kreisten nur noch um zwei alte Karren der speziellen Art. Die Fahrgestelle, wo sind sie geblieben? Ich hob noch einige Planen auf, immer dasselbe, Blechteile. Im Lageplan verzeichnete ich „Schrott“. Völlig aufgelöst, versperrte ich die eine und anschließend die andere Türe. Ich blickte in den Hof und sehe vor meiner Eingangstüre einen Korb stehen. Sie hat mich nicht vergessen. Im Korb finde ich ein richtig leckeres Essen. Schnitzel, Bier und gutes Landbrot. Ich verziehe mich in den Salon und beschließe, den restlichen Tag um das Anwesen zu wandern. Aber zuerst mal einen ausgedehnten Mittagsschlaf absolviere. Es geht mir super, in Gedanken baue ich die Fahrzeuge bereits zusammen. Ich sehe mich schon über die Alleen Mecklenburgs gondeln, mit einem Brotzeitkorb und Barbara an meiner Seite, vielleicht mit einem großen Strohhut und einem lang wehenden weißen Schal. Kräftiges Klopfen reißt mich aus meinen Träumen. „Herr … meine Tochter lässt ihnen ausrichten, sie müssen erstmal ohne sie auskommen. Sie muss noch drei Tage im Krankenhaus bleiben. Ein Fuß scheint in Gips zu sein. Ich soll ihnen ausrichten, Unkraut vergeht nicht.“

„Vielen Dank für ihre Mühe.“

„Das hab ich doch gern gemacht.“ Ihr Ton ist nun nicht mehr so ablehnend, eher freundlich. Ich nehme es gerne zur Kenntnis. Gegen Nachmittag spaziere ich nun durch das große Tor und befinde mich in einer Art Außenring. Ich gehe soweit bis ich ein Tor in der Außenmauer ausmachen kann. Es ist total verrostet. Von innen mit einigen Eisenstangen gesichert. Hier ist sicher die letzten zwanzig Jahre keiner mehr durchgegangen. Ein wildes Gewächs rankt sich in dem reich verzierten Tor hinauf. Dann finde ich ein weiteres Tor, welches in den Innenhof führt.

Ebenfalls absolut fest verschlossen. Dies weckt mein besonderes Interesse, sofort fallen mir die zwei Fahrzeug-Fahrgestelle ein, welche mir zu meinem Puzzle fehlten. Hier muss ich rein, koste es was es wolle. Neben dem großen Tor gibt es noch eine kleinere Türe. Die müsste zu knacken sein. Nach einer halben Stunde hab ich es geschafft. Vorsichtig öffne ich die Türe.

So lange kann es nicht her sein, die Scharniere sind weder verrostet, im Gegenteil, sie sind sogar mit Öl verschmiert. Also, schließe ich daraus, dass diese Türe benutz wird. Es waren Hallen, in denen die Fahrzeuge gewartet wurden. Zwei alte Lastwagen stehen dort. Mercedes, ältere Baujahre. Für LKW-Fans sicher Juwelen. Aber ganz hinten am Ende der zweiten Halle glaube ich zwei Fahrgestelle ausmachen zu können. Hier muss ich auf jeden Fall noch mal her. In der Zweiten Halle sehe ich noch eine weitere Türe, welche aber mit Kartons zugestellt ist. Ich öffne die Türe und komme in eine kleine Garage. Hier steht etwas, mit Leinentüchern zugedeckt, könnte noch ein Auto sein? Ich lüpfe die Tücher und traue meinen Augen nicht. Ein vollständig erhaltener Mercedes SSK. Das Fahrzeug ist stark eingestaubt, hier hat sicher niemand die letzten zwanzig Jahre nachgesehen. Es fängt an zu dämmern, ich muss zusehen dass ich rechtzeitig zurückfinde. In meinem Zimmer angekommen, hole ich meine selbst gefertigten Pläne und versuche die Lage der Garagen anzumerken. So langsam wird mir klar, dass es ein Lebenswerk sein wird, hier eine klare Linie zu schaffen. Ich höre jemand rufen, ich gehe in den Gang und da steht die ältere Dame von gestern. „Guten Abend, ich habe mit meiner Tochter gesprochen, sie lässt ihnen viele Grüße ausrichten. Sie wird morgen oder übermorgen kommen. Sie wird von ihrer Freundin hergebracht. Sie hat ein Bein in Gips und diverse Kratzer und Pflaster an den Armen und im Gesicht.“

„Das tut mir aber Leid“, entgegne ich spontan. „Sie sind doch ihre Mutter?“ „Ja so ist es.“ „Wohnen Sie schon immer hier?“ „Na ja, ich soll ja nichts sagen, aber meine Tochter hat gesagt, ich könne Ihnen vertrauen. Also will ich Ihnen so viel verraten, wie sie wissen können. Ich lebe hier seit sechzig Jahren, während der Kriege war ich immer die Köchin, so hatte ich wenigstens zu essen. Die Besatzer waren nicht immer höflich, auch teilweise sehr grob, wenn Sie verstehen was ich meine. Aber jetzt bin ich in einem Alter, wo mir die Ruhe gut tut. Mein Wissensdurst hält sich in Grenzen. Aber nun muss ich wieder nach meinem Schwager sehen, es geht ihm sehr schlecht. Aber er ist ja auch schon vierundneunzig Jahre alt. Hier ist Ihr Abendessen, jetzt hätte ich es beinahe wieder mitgenommen.“

„Vielen Dank und ich hoffe, Sie können mir noch ein wenig bei meinen Nachforschungen helfen.“

„Ich darf ihnen einen Tipp geben, aber sagen Sie nicht zu meiner Tochter, dass Sie es von mir wissen. Sehen Sie mal in den Rollschrank am Speicher. Es wird ihnen helfen.“

„Vielen Dank und gute Nacht, grüßen sie bitte ihren Schwager.“

Das war wohl der Tipp, den ich gebraucht habe. Meine Brotzeit verschlang ich, mein Hunger kam erst bei dem Anblick, eines schönen Schnitzels, der Wein gab mir den Rest. Eigentlich war ich viel zu müde, aber einen einzigen Blick wollte ich doch noch werfen. Mit der Taschenlampe unter dem Arm ging in Richtung Speichertüre. Da hörte ich Schritte, die sich aus dieser Richtung schnell entfernten. Ein Schatten, er war nicht mehr zu sehen. Es gibt also noch jemanden, der sich für die alten Dinge interessiert. Ich höre noch entfernt jemanden eine Treppe herunterlaufen. Das gefiel mir weniger. Sofort kontrollierte ich alles in meinem Zimmer. Zuerst mein Handy mit dem Navi. Ich steige in den Speicher. Alles da, er hat es wohl noch nicht entdeckt. Ich muss es besser verstecken. Aber eine SMS ist auf dem Handy. „Sei vorsichtig, es könnte noch einige „Aktive“ in deiner Behausung geben. Bewaffne dich wenn möglich, wenigsten mit einem Knüppel.“ Ich grinste, dies war der Humor von Richard, eigentlich sagen wir nur Richi zu ihm. Wir kennen uns noch aus der

Sturm-und-Drang-Zeit aus München. Okay - das war wenigsten ein Hinweis. Der Schreck in der Abendstunde!

So jetzt aber noch einen Blick in den Rollschrank. Hier muss er gewesen sein, denn beim letzten Mal, als ich den Rollschrank sah, war alles sehr ordentlich. Nun lagen einige Ordner verstreut herum. Ich fing an, in den Ordnern zu blättern. Es sind Personal-Ordner. Da sehe ich doch einfach mal unter „Reinertshagen“ nach.

Wo ist „ R“? Hier liegt ein Ordner, ganz in der Ecke. Ich blättere darin, der Papierstaub lässt mich kräftig niesen. Da, eine richtig fette Personalakte. Mit Hans Georg als Vorname, aber da, eine zweite Akte, Hans Werner. Es waren wohl Brüder. Aber welcher ist nun Barbaras Vater und welcher der Onkel? Ich nehme die Akten einfach mit auf mein Zimmer, das erscheint mir erheblich bequemer, außerdem steht da mein Wein. Ich studierte die beiden Akten, eigentlich ist es seltsam, dass sich der Onkel diese nicht schon längst besorgt hat. Oder war er so ordnungsliebend, das er in seiner eigenen Registratur keine Unordnung duldete? Also, es war wohl so, dass der Onkel das Ekel der Familie war. Er hatte die gesamten Jahre das Kommando. Der Bruder hatte nur untergeordnete Arbeiten zu tun, sich um die Fahrzeuge zu kümmern, er war wohl der Praktische von beiden, und vielleicht nicht so fies veranlagt. Ich blättere einfach mal nach dem Zufallsprinzip und stoße auf den Namen Reinbacher. Hier ist ein Sterbedatum, Moment mal, der war ja gerade mal zweiunddreißig Jahre. Bei Verhör, Herzinfarkt. Na, da kann man sich ja einen Reim darauf machen. Verhört wurde er vom Onkel. Ich lege die Unterlagen bei Seite und nehme einen kräftigen Schluck. So, noch Duschen und ab in die Koje.

Inzwischen ist es bereits halb zwölf. So gut hab ich schon lange nicht mehr geschlafen. Das Frühstück halte ich kurz. Für diesen Tag habe ich mir die andere Seite vorgenommen. Im Speicher angekommen, schlage ich den Weg nach links ein. Wo ist denn hier der Lichtschalter, ich nehme meine Taschenlampe und leuchte den Raum ab. Auf der anderen, gegenüberliegenden Seite entdecke ich gleich mehrere Lichtschalter in einer Reihe. Der Raum ist ziemlich vollgestellt. Wiederum Kisten, aber auch einige Schränke. Die Schränke erscheinen mir am leichtesten zu öffnen. Alles voller Kleidung, Uniformen, Stiefel und Helme. Sieht nach Ausgehuniformen aus. Mein Interesse wird nun durch die verschiedenen Uniformen geweckt. Es sind welche von der SS und auch Polnische Uniformen sind darunter. Die nächste Türe ist nicht verschlossen, das Licht befindet sich an der Türe. wie angenehm.

Dieser Raum hat keine Seitenwände, keine Raumteiler, wie ich sie in den anderen Räumen vorgefunden hab. Diese Seite des Speichers hat also nicht viel gebracht. Ich will nochmals in den alten Teil des Speichers zurückkehren, mir den Rollschrank und noch die verbleibenden Kisten betrachten. Der Rollschrank ist noch wie am Vortage. Es ist immer dasselbe. Protokolle von Vernehmungen, einige endeten mit Herzinfarkt. Andere enthielten Urteile mit Verbringung in ein Lager. Auch sofortige Erschießung kam vor. Die Ausführung der Befehle fand wohl im Innenhof statt. Was muss hier alles passiert sein.

Es folgen Landkarten und Papierrollen, wieder gleiches Bild. So ging ich Rolle für Rolle durch. Ganz unten in der Kiste ein Plan, so etwa einen Meter auf einen Meter fünfzig. Ich breitete ihn aus. Siehe da, verschiedene Anwesen. Sie waren feinsäuberlich verzeichnet. Sie bilden einen Kreis, verteilt über Mecklenburg-Vorpommern. So jetzt wird die Sache ja recht interessant, die Unterlagen stammen aber aus der Zeit der ehemaligen DDR, also zu Zeiten von Honecker.

Diese Anwesen, waren wohl alle mit einem privaten Telefonanschluss vernetzt. Dies geht wenigstens aus dem Plan hervor. Ein Blick auf die Uhr, da werde ich doch noch die zweite Kiste inspizieren. Diese offenbarte das Langersehnte. Endlich Pläne von diesem Anwesen. Die wichtigsten vier Rollen schnappe ich mir unter den Arm und nahm sie mit auf mein Zimmer. Den Speicher verschließe ich gründlich. Jetzt habe ich viel Arbeit vor mir. Bin gespannt, welche Überraschung auf mich warten.

Ich kann es kaum glauben, es muss noch einen Keller geben. Nicht unter dem ganzen Anwesen, aber trotz alledem gewaltig groß. Ein Gewölbe, wenn also die Maße nur annähernd stimmen, wie unter einer Kirche. Ich gehe mit dem Plan auf den Gang und vergleiche mit den verschiedenen Eingängen. Der größte Kellereingang befindet sich also neben Eingang „A“. Dies würde bedeuten, dass ich nur durch die Räume von Barbaras Teil Zugang bekommen könnte.

Bei „F“ hat es wohl auch mal einen Zugang gegeben. Ich muss einen Kellereingang finden. Was wird mich dort erwarten? Ein wenig Gruseln wird es mich sicher. Vielleicht steht einiges unter Wasser. Fragen über Fragen. Ach, da bin doch ganz froh, dass Barbara noch ein wenig verhindert ist. Gerade als ich mich umdrehen will, sehe ich im Hof eine Person. Die alte Dame ist es nicht. Die Person kommt aber aus dem privaten Teil. Ich schätze eher ein „Er“, vielleicht 35 Jahre alt, könnte aber auch jünger sein.

Er hat einen Gehfehler, vielleicht Kinderlähmung, vermute ich. Er zieht deutlich sein rechtes Bein nach. Auch seine Körperhaltung ist nicht gesund. Ich höre ein leises Rufen. Ach, ich hatte es völlig vergessen, die alte Dame bringt das Abendessen. Ich laufe ihr entgegen und bedanke mich. „Haben sie was von Barbara gehört?“

„Ja sie wird wohl morgen kommen. Aber sie wird für sie keine große Hilfe sein. Aber vielleicht kann ihnen ja ihre Freundin Betti zur Hand gehen.“ Da hat mir doch die nette Dame wieder eine Flasche Wein eingepackt. Ein Zettel liegt ebenfalls dabei. „Gehen sie den Gang im Speicher weiter, bis sie in den Westteil kommen.“ Mein morgiges Programm, stand also fest. Speicher ohne Ende. Auch in den unteren Räumen bin ich ja noch nicht wirklich ganz herum.

Da muss es noch einige Räume geben. Ich richtete mir einen schönen Abendtisch, köpfte die Flasche, sogar mit einer Tischdecke, diesen Luxus gönnte ich mir heute. Später werde ich mich in den Salon begeben und noch ein bisschen Fernsehen. Ich höre Schritte auf der Treppe und sehe eine Person. Er hat mich jetzt ebenfalls gesehen und hat gemerkt, dass ich ihm nichts will. Sicher wird er den Kontakt suchen, vor allem, da ja die Dame das Abendessen gebracht hat. Dies hat er sicher beobachtet.

Diese Nacht sollte meine schlimmste Nacht werden, die ich jemals in einem alten Gehöft erlebt habe. Kurz nach dem Einschlafen hörte ich laute Schreie. Ich glaubte Stimmen von mehreren Personen zu hören. Einige wimmerten laut und unmissverständlich. Sie wurden wohl gequält. Ich musste sofort an die Liege und den Stuhl denken. Sind sie zurückgekommen oder haben sie sich vor mir versteckt? Ich weiß es nicht. Den Stimmen nach sind es Hunderte von Menschen. Ich sprang auf und rannte zum Fenster, welches zum Hof geht. Ich konnte aber keine Personen erkennen. Auf dieser Seite sind sie wohl nicht, so vermute ich wenigstens. Es gibt also noch andere Zugänge und Räume. Dann Schüsse, eine Hinrichtung? Es wird sehr leise. War der Spuk vorbei, oder kommt es noch schlimmer? Was ist passiert, war es ein Alptraum? Ich habe es niemals herausgefunden, was sich hier tatsächlich abgespielt hat. Ich starre an die Decke und beginne zu überlegen, ob ich diesen Auftrag wirklich annehmen soll.

Macht mich dieses Anwesen noch verrückt? Sollte ich besser abreisen? Ich drehe mich nochmals um und schlafe ein.

Am nächsten Morgen verdräng ich die Gedanken an die letzte Nacht und richte mir alles, um den Speicher zu untersuchen. Nun stand ich erneut vor einer Türe. Es war eine Eisentüre. Zwei Riegel sicherten den Zugang, so, wie sie in allen Kellern in der Kriegszeit anzutreffen waren. Sie wurde sicher vor nicht allzu langer Zeit geöffnet. Sie ließ sich ohne Knarren aufschieben. Dahinter befand sich ein komplett ausgebauter Speicher, eigentlich schon eine Wohnung. Neue Fenster, ein Badezimmer, Küche. Einfach toll, ich war sprachlos.

Aber warum meinte die alte Dame, ich müsse mir diesen Raum genauer ansehen. Zuerst kam mir der Gedanke, diese Wohnung liegt über der Wohnung von Barbara, aber ein Blick in den Hof, verriet Anderes.

Am Ende des Ganges kommt wieder eine Eisentüre. Hier fand ich ein Treppenhaus, das nach unten führt. Aber es gab auch eine Türe zu einem weiteren Speicher. Ich entschloss mich, den Speicher zu betreten.

Ein sehr ordentlicher Raum mit einigen abgedeckten Gegenständen, vielleicht Möbel? Aber ich irrte. Ich hob die erste Plane hoch und fand ein großes Ölbild. Ob das echt ist? Ziemlich alter Schinken, urteilte ich respektlos. Von welchem Maler wird es sein? Eine riesige Sammlung wertvollster Gemälde. Ich vermutete Kriegsbeute. Aber warum macht mich die alte Dame darauf aufmerksam? Ich finde keine Erklärung. Es befindet sich noch ein weiterer Raum im Anschluss an diesen.

Einige Regale stehen wie Soldaten an der Wand aufgereiht, der Inhalt ist mit Zeichnungen vollgestopft. Auch Papiere für die Fahrgestelle kann ich erkennen. Es hat wohl jemand beim Zerlegen vor dem Krieg Notizen gemacht, damit man diese Fahrzeuge später wieder zusammenbauen kann. Es sind Vermerke vorhanden über die Lagerung der Teile. Die Unterlagen nehme ich an mich, damit sie nicht in falsche Hände kommen.

Kaum in meinem Zimmer angekommen, höre ich die große Eisentüre im Hof quietschen. Anscheinend kommt Barbara. Ich werfe einen Blick in den Innenhof, tatsächlich fährt ein Auto direkt neben die Eingangstüre von Barbaras Anwesen. Eine junge Frau steigt aus, dies muss wohl ihre Freundin Betti sein. Sie geht um das Auto herum, hilft Barbara aus dem Wagen. Oh Gott, es hat sie schlimm erwischt. Sie wird wohl noch einige Zeit brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen.

Barbara & Betti

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