Читать книгу Ich bin der Sturm - Michaela Kastel - Страница 19
13
ОглавлениеDie Stadt flimmert und gibt Hitze ab. Eine feuchte, dampfende Hitze, als würde im Inneren etwas gekocht werden, Menschenfleisch. Je tiefer man in die Stadt vordringt, desto dunkler werden die Straßen. Gestalten tummeln sich in den Ecken, zusammengerottet wie Insekten unter einem Stein. Es gab eine Zeit, da gehörte ich zu ihnen, war mittendrin in diesem Gewirr, das dir tagsüber alle Kräfte raubt und dir in den Stunden der Nacht Schutz bietet. Und Schutz ist bitter nötig in einer Gegend wie dieser. Bordelle, Nachtclubs und miese Spelunken stehen hier in Reih und Glied. Polizeisirenen und das Brüllen der Betrunkenen vertreiben die Ruhe der späten Stunde. Aber es gibt auch Zusammenhalt. Ein nahezu unzerstörbares Geflecht aus Kriminalität, das uns alle miteinander verbindet. Ob wir es wollen oder nicht.
Zentrum des wilden Treibens ist das dreistöckige weiße Gebäude mit der roten Eingangstür, das in der ganzen Stadt bekannt ist. Nahezu jeder war hier bereits Gast. Vom Straßenkehrer bis zum Bürgermeister. Sie alle schätzen das Wunderland, das hinter der roten Tür wartet und niemals geschlossen hat.
Als ich das erste Mal vor diesem Gebäude stand, war ich dreizehn. Obdachlos, verstört, allein, auf der Flucht.
Wie wenig sich seitdem verändert hat. Immer noch obdachlos. Verstört. Allein und auf der Flucht. Nur das Herz schlägt inzwischen ein wenig langsamer. Gebremst vom Gewicht der Gräueltaten, die ich wie eine Kette hinter mir herziehe. Dreizehn Jahre war ich alt. Ein Kind, das Hilfe brauchte und diese Hilfe auch bekam. Dort hinter der roten Tür.
Der Koloss hinter dem Empfangsschalter winkt mich einfach durch. Offenbar haben Frauen immer noch gratis Zutritt zu Sharks schmutzigem Höllenkabinett. Ich passiere die Garderobe, ohne meinen Mantel abzugeben, und folge dem schmalen, schwach beleuchteten Gang bis zu einer Tür mit einem violetten Samtvorhang. Hinter diesem Vorhang wartet das Chaos. Laute Musik, Spotlights und Unmengen von Menschen. Es scheint heute Nacht eine Veranstaltung zu geben. Alle sind mit Masken unterwegs. Die halb nackten Kellnerinnen gehen von Tisch zu Tisch und servieren Drinks, es ist eng, die Luft riecht süßlich, alles ist rot. Rote Wände, rote Möbel, roter Boden, rot wie Blut. Die Luft fühlt sich samtig an, als hätte auch sie etwas von der klebrig roten Farbe angenommen, hätte sich vollgesogen mit dem Schweiß, der Gier und der Perversion, die von jedem Einzelnen hier ausgedünstet werden.
Kein einziges vertrautes Gesicht. Jeder hier ist mir fremd. In der Mitte des riesigen Raumes bleibe ich stehen. Was früher so normal für mich war, wirkt plötzlich abstoßend und beängstigend: Da hängen Käfige von der Decke. Hoch und schmal, gerade breit genug für eine Person. An schweren Ketten befestigt, schweben sie im Raum und schwingen im Eifer der Tänzerinnen leicht hin und her. Acht Käfige sind es, heute Nacht voll besetzt. Auch ich war einmal eine Käfigtänzerin. Nur die beliebtesten Mädchen durften das Publikum auf diese Weise unterhalten. Mir gefiel es. Es war Freiheit, hinter den Gitterstäben konnte ich machen, was ich wollte. Niemand darf die Käfige berühren. Sie sind tabu, bloß zum Anschauen da, ein Vorgeschmack auf das, was in den oberen Stockwerken auf dich wartet, sofern du es dir leisten kannst.
Ich schaue von Käfig zu Käfig. Von Gesicht zu Gesicht. Mein Blick bleibt an zwei schwarzen Hörnern hängen, an der dunkelroten bestialischen Fratze, die zwischen den Gitterstäben auf mich herabglotzt. Geist?, denke ich erstaunt und trete näher.
Ein schlanker, halb nackter Körper beugt sich zu mir herab. Der Junge im Käfig hebt die Maske an und schaut mir ins Gesicht. Ein Gefühl sagt mir, dass ich ihm helfen sollte, ihn von dort oben rausholen, dabei ist der Käfig der einzig sichere Ort vor der Meute. Er lächelt und streckt den Arm zu mir nach draußen. Schon kommen sie herangestürmt, stoßen mich beiseite, als hätte irgendjemand zum Essen gerufen. Gerade rechtzeitig kann der Junge die Hand zurückziehen, bevor sie ihn packen und annagen können. Streck niemals die Hand aus dem Käfig. Die da draußen sind Raubtiere. Ich weiß nicht, warum er es getan hat. Vielleicht hat er mir ja angesehen, dass wir Geschwister sind, derselben kranken Familie angehören. Ich schaue ihm eine Weile zu. Seine Bewegungen, sein Blick, das alles ist hypnotisch. Er hat sich die Maske wieder aufgesetzt, aber dahinter sehe ich seine Augen. Auch er hört nicht auf, mich anzusehen.
Das Licht geht aus, und die Musik verstummt. Applaus. Jubel. Warten auf die nächste Show.
Es entsteht Bewegung im Raum. Die Leute wollen zur Bar oder auf die Toilette. Durch die ausschwärmende Menge kämpfe ich mich bis an den langen Tresen vor, wo die Schlüssel für die Zimmer ausgegeben werden.
Ein Typ mit orange gefärbten Haaren und Kaugummi im Mund empfängt mich. Ich kenne ihn nicht.
»Ist Shark da?«, frage ich.
»Wer?«
»Shark.«
»Sagt mir nichts.«
Dann muss er den Laden verkauft haben. Aber wieso? Das Funkhaus ist eine Goldgrube. Ich überlege. Es wäre wohl zu schön gewesen, wenn es tatsächlich so leicht gegangen wäre. Einfach zur Tür hereinspazieren und nach ihm fragen. Nach all den Jahren. Ich betrachte die Schlüssel, die hinter dem Typen an Haken an der Wand hängen. Fünfzig Schlüssel. Für fünfzig Zimmer. Eine Nummer sticht mir ins Auge.
»Wer ist auf Nummer 13?«, will ich wissen.
»Das ist Stars Zimmer.«
»Ich will sie buchen.«
»Ihn. Star ist ein Kerl.«
»Gut, dann eben ihn. Was kostet die ganze Nacht?«
»Die ganze Nacht? Hör mal, kleine Lady, ich glaub nicht, dass du dir das leisten kannst. Star ist teuer.«
»Wie viel?«, frage ich gereizt.
Er murrt angepisst und gibt in seinem Computer etwas ein. »Tausendzweihundert. Aber nur das Light-Paket. Kein SM, keine Fäkalien und keine zusätzlichen Personen. Falls du upgraden willst, käme das auf eine Gesamtsumme von –«
»Das Light-Paket reicht völlig.«
»Dreitausendsechshundert«, beendet er seinen Satz. »Exklusive Steuer.«
»Ich nehme das Light-Paket.«
»Bist du sicher?«
»Ja, das bin ich.«
»Schön. Der nächste freie Termin ist in sechs Wochen. Soll ich dich auf die Warteliste setzen?«
»Die Warteliste kannst du dir sonst wohin stecken. Ich bezahle sofort und in bar, also hab ich Vorrang.«
»So funktioniert das nicht.«
»Klar funktioniert das so. Hier hast du das Geld.« Zerknitterte Scheine landen in einem wirren Haufen auf dem Tisch. »Jetzt gib mir schon den Schlüssel.«
Er wirkt überrascht, wendet aber nichts mehr ein. Er zählt die Scheine gewissenhaft durch, überprüft, ob sie echt sind, und stopft sie in die Kassenlade. Das Gerät spuckt einen Beleg aus, den er mir kaugummikauend übergibt. Ich soll etwas unterschreiben. Der Länge nach zu urteilen ist das die zehnseitige Verzichtserklärung, die schon zu meiner Zeit für lange Gesichter gesorgt hat. Ich lese sie mir nicht durch, ich kenne die Regeln hier. Ich unterschreibe mit Linda Burghart und stecke den Beleg in meine Manteltasche.
»Schlüssel«, sage ich.
Ein schäbiges Grinsen. »Ein bisschen musst du dich noch gedulden. Er hat gerade Pause. Ich schick ihn zu dir, sobald er zurück ist. Warte doch einstweilen bei der Bar. Die nächste Show fängt gleich an.«
Bei der Bar warten. Bis der Stricher, für den ich soeben den Großteil meines Budgets verbraucht habe, von seiner Pinkelpause zurück ist. Meinetwegen.
Ich bestelle mir bei der in Latex gehüllten Barkeeperin ein Glas Mineralwasser, das ich reglos mit Blick auf die Barrückwand trinke. Minuten vergehen. Die Käfige werden neu besetzt. Spotlights beginnen zu blinken und zu blitzen.
Mein großherziger Wohltäter fällt mir ein, mein Retter in letzter Sekunde. Ich wende mich noch mal an die Barkeeperin. »Arbeitet hier eine gewisse Flo?«
»Sorry, du musst etwas lauter reden! Wie war der Name?«
»Flo!«
»Nicht dass ich wüsste. Ich mach den Job aber auch noch nicht so lange. Frag mal Speedy.« Sie deutet auf den Typen hinter der Schlüsseltheke.
Ich winke ab. Immerhin habe ich es versucht. Ich muss meine Gedanken fokussiert halten. Shark habe ich nicht gefunden, aber vielleicht hat er mir ja etwas hinterlassen. Ein Stückchen Vergangenheit, das die leeren Flecken in meinem Gedächtnis wieder füllt.
Jemand taucht neben mir auf. Pünktlich auf die Sekunde steht meine tausendzweihundert Euro teure Errungenschaft vor mir, einen guten Kopf größer als ich, aber schmal, fast ein bisschen androgyn. Blitzblaue Augen strahlen mich an, als hätte ich eine Geburtstagstorte mitgebracht. Es ist der Junge aus dem Käfig. Jetzt ohne Maske und mit ein bisschen mehr Stoff am Körper. Das ist also Star. Wenn ich mir sein Lächeln so anschaue, hält er das hier nicht für einen Zufall. Shark würde jetzt sagen: Gute Arbeit, Kleiner. Ein Blick, und sie bucht dich für die ganze Nacht. Weiter so.
»Ich habe noch keinen Schlüssel bekommen«, beginne ich.
Er hält etwas Klimperndes hoch und kräuselt beim Grinsen seine Nase. Ein hübscher Junge. Wahrscheinlich nur halb so alt wie ich. Aber wer weiß schon, wie alt ich bin.
»Musst du gar nicht mehr in den Käfig?«, frage ich, als die Lichtshow von Neuem beginnt.
Er schüttelt den Kopf und beginnt zu gestikulieren. Schnelle, komplexe Bewegungen mit den Händen, denen ich kaum folgen kann. Gebärdensprache. Mein Luxus-Stricherjunge kann nicht sprechen. Kein Wunder, dass er so teuer ist. Schweigsame Sexspielzeuge sind selten.
»Tut mir leid, aber ich verstehe dich nicht«, unterbreche ich ihn.
Er wirkt etwas verwirrt, lächelt aber wieder und deutet mit einem Nicken zum Treppenaufgang auf der anderen Seite.
Ich gehe voraus. Ich kenne den Weg. Über die Treppe hoch in den ersten Stock. Das Zimmer mit der Nummer 13 liegt am Ende des Ganges. Ein langer Gang mit vielen, vielen Türen. Hundertmal entlanggegangen. Immer in fremder Begleitung. Auf dem Weg ins Zimmer lässt sich gut auf den Charakter eines Menschen schließen. Manche sind nervös, wissen kaum, was sie tun sollen, ob sie dich jetzt schon anfassen dürfen oder erst später, ob sie reden oder still sein sollen, und vor lauter Aufregung vergessen sie völlig, warum sie eigentlich hier sind, und kriegen am Ende nicht mal einen hoch. Andere strotzen nur so vor Selbstvertrauen, würden dich am liebsten huckepack nehmen und mit dir durch Wände laufen. Und es gibt jene, die ganz gelassen sind, weil sie das schon oft gemacht haben und es kaum noch etwas gibt, das sie befriedigt. Das sind die Schwierigsten. Die von allem sofort gelangweilt sind und dementsprechend viel von dir verlangen.
Ich frage mich, was Star von mir erwartet, als ich zielsicher auf die letzte Tür zusteuere und ungeduldig darauf warte, dass er aufsperrt. Ich habe mir mit der Zeit ein Pokerface angeeignet, doch sein Gesicht verrät viel. Vielleicht deshalb die Maske im Käfig. Vielleicht hat er sie deshalb auch abgenommen, in dem kurzen Moment, nur für mich, um mir zu zeigen, was er denkt. Ich will dich vögeln – ich weiß, wie sich das anfühlt. Wenn aus der konturlosen Masse jemand heraussticht, den du länger ansiehst als die nötigen Sekunden während Begrüßung und Abschied. Es ist selten. Wie Star, eine Rarität.
Der Schlüssel dreht sich, die Tür geht auf. Plötzlich stehe ich in meinem alten Zimmer. Wo ich gelebt habe. Wo meine Sachen waren, mein kleines Hab und Gut. Wo ich meine Unschuld verloren und neue Freunde gewonnen habe.
Natürlich ist nichts mehr davon da. Alles sieht anders aus. Die Farbe der Wände, die Möbel und wie sie im Zimmer standen. Selbst der Geruch hat sich verändert. Ich gehe in die Zimmermitte, stelle mich unter die Lampe, die als Einziges noch dort ist, wo ich sie vermutet habe. Obwohl mir nichts vertraut ist, spüre ich in diesem Raum einen Sog. Die Vergangenheit scheint nach mir zu rufen, die verschütteten Erinnerungen brechen zaghaft aus ihrem Grab.
Ich schließe die Augen. Ich weiß, hier ist noch irgendwas. Irgendetwas, das mir gehört. Das mir helfen wird, den Weg nach Hause zu finden.
Das Zufallen einer Tür. Schritte in meinem Rücken. Star legt den Schlüssel weg, packt mich bei den Hüften und fängt an, meinen Hals zu küssen. Ich schiebe ihn weg und setze meinen Streifzug durch das Zimmer fort. Das Bett ist größer als meins. Und alles ist schwarz, die Bettwäsche, die Polsterung der Sitzmöbel, der Teppich, die Vorhänge. Mein Zimmer war weiß. Ein jungfräuliches Zimmer für den Engel mit den Rekordzahlen. Meistgebucht, meistbezahlt, meist, meist, meist. Jetzt hat Star meinen Platz eingenommen. Es war bestimmt nicht seine Entscheidung, alles in Schwarz zu dekorieren. Wahrscheinlich fand irgendein Manager, dass es zu ihm passt. Man spielt hier eine Rolle. Star kennt seine Rolle. Er versucht es erneut, kommt mir nach und will mich küssen. Ich weiche ihm aus und halte ihn auf Abstand.
»Hör zu, du musst das nicht machen. Ich bin nicht deswegen hier. Ich will mich nur im Zimmer umschauen.«
So etwas hat er offenbar noch nie gehört. Ich vergrabe die Hand in meinem Rucksack und ziehe einen meiner letzten Scheine heraus.
»Hier, nimm den. Geh doch runter und iss etwas. Auf meine Kosten. Ich gebe dir frei, okay?«
Er betrachtet den Zwanzig-Euro-Schein, den ich ihm in die Hand gedrückt habe. Dann schaut er zurück in mein Gesicht, die Augen voller Fragen. Der Käfig, die Blicke, das Lächeln, all das ist Performance. Er verdient damit sein Geld, vierundzwanzig Stunden pro Tag. Sag einem Hund, der sein Leben lang an der Kette hing, er solle laufen, und er wird dich nicht weniger verzweifelt und verständnislos anschauen.
»Jetzt mach schon«, dränge ich. »Geh, geh raus oder was auch immer du möchtest! Du hast frei für heute. Tu einfach, worauf du Lust hast.«
Er scheint immer noch nicht zu kapieren. In seinen Ausdruck mischt sich Panik. Er will mir den Zwanzig-Euro-Schein zurückgeben, fasst nach meiner Hand, möchte mich zum Bett zerren, irgendwie muss er das hier durchziehen, sonst bringt sein Zuhälter ihn wahrscheinlich um. Erneut schiebe ich ihn weg, und er steht da wie erstarrt.
Großartig. Ich und ein abgewiesener Stricher. Weil ich nicht länger von diesen verwirrten Augen angestarrt werden will, lasse ich ihn stehen und gehe raus auf den Balkon.
Der Ausblick ist etwas vertrauter. Hochhäuser erhellen den Nachthimmel, und mir fällt ein, wie oft ich früher auf diesem Balkon stand und mir vorstellte, ich würde einmal in einem dieser Häuser leben. Mit einem Mann, der viel Geld verdient und uns eine Wohnung im obersten Stock gekauft hat. Es war ein verrückter Traum, das wusste ich schon damals. Ich hätte mich auch mit weniger zufriedengegeben. Solange ich Shark hatte, war mir jede Baracke gut genug.
Ich lehne mich ans Geländer und ziehe die kalte, stinkende Luft ein. Ich muss nachdenken. Mich erinnern. Ich schließe die Augen. Die Treppe hoch, den Gang entlang, nach hinten zu Tür Nummer 13. Was kommt dann? Ich weiß es doch, verflucht. Durch die Tür und in den Raum. Der Raum. Der weiße Raum, der nun schwarz ist. Erinnere dich. Durch die Tür und in den Raum. Hinter das Bett. Nein, nicht hinter das Bett. Daneben. Im Boden, die Dielen. Ein Geheimversteck. Mein Geheimversteck! Jetzt weiß ich es wieder.
Ich reiße die Augen auf und stürme zurück ins Warme.
Ich habe ihm gesagt, er soll tun, worauf er Lust hat. Was ihm als Erstes einfällt, wenn eine komplett Verrückte ihm für eine ganze Nacht Freiheit erkauft. Er hat sich dafür entschieden, schlafen zu gehen.
Bäuchlings liegt er da und rührt sich nicht. Sein rechter Arm hängt über die Kante. Das Gesicht ist tief im Kissen versunken, als wäre er aufs Bett gefallen und einfach so liegen geblieben. Wer weiß, wann er das letzte Mal geschlafen hat. Wer weiß, wie viele Fremde er für gewöhnlich küssen muss, ehe dieses Bett nur mehr ihm allein gehört.
Ich versuche ganz leise zu sein. Ich will ihn nicht wecken, denn er soll nicht sehen, was ich tue.
Es ist noch an derselben Stelle. Der Riss in der Diele, ein kleiner Spalt, gerade groß genug, um mit dem Finger hineinzugreifen. Wie damals ist es erstaunlich leicht. Ein schwacher Zug reicht schon aus. Ich halte vor Angst den Atem an. Ein dunkles, kleines Loch. Ein Bunker, in dem all meine Träume lebten. Ich hatte eine Schatulle mit Geld, mit Schmuck, aber das Wertvollste waren die Fotos. Bilder von meinen Eltern, dem Haus, dem Leben, das ich nie hatte. Alles weg. Das Loch ist leer. Ausgeräumt, gestohlen.
Shark.