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MÖWEN ÜBER DEM EBBW
Unter dem Regenschirm eilte sie übers Kopfsteinpflaster die Skinner Street hinunter und zog dabei ihr Bein nach wie einen Hund, der sich an ihr festklammerte. Oder sie fuhr an der Seite eines jungen Kerls, den er nicht kannte, in einem Speedster an ihm vorbei. Ihr Sommerhut, den sie ab und zu noch immer aufhatte, sah wirklich wie eine Brombeere aus, wenn auch eine sehr große.
Ein Morgen, an dem er sie zufällig sah, war ein im Keim erstickter, im Voraus vergeudeter Tag. Wenn er an so einem verlorenen Morgen im Kontor saß und über Papiergebirge hinweg aus dem Fenster starrte, fiel sein Blick auf die Reihe halb fertiggestellter Bauten gegenüber. Junge Spekulanten in Knickerbockern und Gamaschen hatten seinem Vater und anderen Stadtvätern weisgemacht, für Newport sei es an der Zeit, Cardiff den Rang abzulaufen. Ihre Duesenbergs und Pierce-Arrows kurvten durch den Morast der abgetragenen Victoria-Docks. Meterhoch spritzte der nach Öl stinkende Schlick weg hinter den aufjaulenden Automobilen, denen eine sumpfungeheuerartige Meute Kinder nachjagte.
Seit Kriegsende war überall im Hafen gebaut worden. In den eisigen Regengüssen rotteten die Rohbauten vor sich hin. Zuletzt hatte er Anfang November ein paar Maurerlehrlinge auf den Gerüsten gesehen – Mörtel verstreichend in blinden Fenstern, noch scheibenlosen, Mäulern gleichenden Löchern. Geisterhaftes Dunkel lag dort, wo längst erhellte Zimmer hätten sein sollen, für Sekretärinnen hinter Schreibmaschinen, Schreiber und Prokuristen, wie er selber einer war, Menschen an polierten Tischen voller Rechnungen, Listen und stapelweise unbeantworteten Briefe neben unverständlichen Geräten.
Wenn er so in diese Tristesse blickte, hörte er sie zumeist – die Stimme. Unvermittelt hob das Mädchen zu sprechen an, womöglich um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Erfand er das Kind, um seine Niedergeschlagenheit ertragen zu können?
Da, wo wir hingehen, wollen wir ein besseres Leben haben. Wir wollen nicht mehr nur durch alles durchgucken, sondern wieder anfangen zu sehen. Und miteinander und mit allen Dingen irgendwie wieder reden!
»Und wie soll das gehen?«, fragte er, weniger aus wirklichem Interesse denn aus Neugier, ob das Mädchen etwas erwiderte.
Aber wie erwartet kam keine Antwort.
Wenn er am frühen Abend im Regen durch die Dunkelheit nach Hause ging, waren die Kaianlagen übersät mit Sacktüchern. Wie tote Ratten nach einer ausgestandenen Seuche lagen sie auf dem nassen Pflaster, das im Gaslaternenlicht glänzte. Und wenn er dann den Kopf hob und unter dem Schirm hervor ein letztes Mal hinauf zu den Gerüsten sah, schienen ihm die Neubauten bereits den Schatten ihrer Zerstörung vorauszuwerfen.
Kein Leben würde je in das Kontorhausviertel einkehren und daher auch nie eines in die Gebäude zurückkehren. Erinnerung bewahrte nichts Lebendiges, wie Ennid glaubte. Erinnerung nannte man die tröstliche Beschönigung der Vergänglichkeit. Die Häuser waren wie er, leer und verlassen, egal, wie lange schon oder wie lange noch. Für ihn waren sie ein steinernes Menetekel, und wohl deshalb hatte er irgendwann in diesem Winter eingesehen, dass sie nicht einfach hässlich waren, sondern gerade aufgrund ihrer abscheulichen Sinnlosigkeit irgendwie auch liebenswert.
Jeder musste etwas lieben, da bildete nicht mal er eine Ausnahme. Wer von keinem geliebt wurde, den liebten die Gegenstände. Auf ihre stumme, eigenbrötlerische Weise erwiderten sie die ihnen entgegengebrachte Zuneigung. So war der Blumen- und Kräutergarten in Pillgwenlly nicht nur deshalb eine Pracht, weil ihn seine Mutter neun Monate im Jahr hegte. Schönheit war eine Antwort. Die Endurance und das Packeis waren gütig zu ihm und den 27 anderen Antarktikern gewesen. Die Gegenstände fragten nicht nach wer, wie lang, wie sehr, warum.
An manchen Tagen blieb er morgens nur deshalb nicht liegen und schlief einfach weiter, weil die Kontorbauten mit ihren Fenstermäulern ihn zu rufen schienen. Sie standen im Regen, und dessen Prasseln war kalt, als käme es von den seit Oktober unsichtbaren Sternen. Hinaufzublicken zu den dunklen Baugerüsten tröstete ihn. Es machte ihn wehmütig, aber die Wehmut erfüllte ihn immerhin, sodass sein Leeregefühl verschwand und er meinte, auch selbst noch nicht fertiggestellt zu sein. Wenn er eines der Löcher fixierte, während er so auf dem Fensterbrett saß und hinübersah zu Ruinen, aus denen um ein Haar Häuser geworden wären, wurde er manchmal seltsam ruhig. Dann glaubte er, sie spüren zu können … Mit einem Mal war sie zurück und spielte es keine Rolle mehr, wie viel Zeit vergangen war, seit Ennid ihn ein einziges Mal in diesem Kontorzimmer besucht hatte.
Unter dem Schirm in den Mantel gehüllt, lief er durch die Corn Street, überquerte den Kingsway und kam am City Theatre vorbei, wo laut einem Banner überm Eingang Medea gegeben wurde. Hatte Ennid das Stück gelesen? Regyn ausgeliehen hatte sie es nicht. Wenn sie die Inszenierung gesehen hatte, dann mit keiner ihrer Freundinnen. Wieso war er in sieben Jahren nie im Theater mit ihr gewesen?
Sie las in letzter Zeit viel Tolstoi. Hatte der auch für die Bühne geschrieben? Die Traurigkeit kroch ihm durch die Brust. Er stellte sich unter den Portikus, wo es trocken war, und schüttelte den Schirm aus. Auf den Steinfliesen bildeten die Regenspritzer ein Muster, das einem schwarzen Sternbild glich. Willie-Merce hatte ihm erst vor ein paar Stunden ein ganz ähnliches Bild gezeichnet.
Reg war ins Kontor gekommen und bat ihn und die beiden Sekretärinnen, eine Stunde auf den Kleinen aufzupassen, damit sie ihren Vater zu einem Arzttermin begleiten konnte.
Sein Neffe war seit Kurzem sechs. Er war ein schmächtiger Junge mit weichem, stumpf blondem Haar, der nicht viel sagte, wie sein Vater Herman aber die Phantasie eines Konstrukteurs oder Ingenieurs besaß. Ab und zu glitt Willie reptilartig von dem Ohrensessel, in dem er zusammengesunken saß und zeichnete, dann wirkte er überrascht, schien sich zu fragen, wo er war, rappelte sich auf, kam zum Schreibtisch und hielt seinem Onkel sein jüngstes Buntstiftbild hin.
Ein Urwald war darauf zu sehen, in dem sich ein Löwe mit einer Krone auf dem Kopf versteckte. Willie hatte die Krone aus Ziffern gemalt, und auch der Dschungel, die Bäume, Lianen und Schlingpflanzen bestanden aus kunterbunten Zahlen, die überall in die Höhe wuchsen und von überall herabhingen. Der Himmel auf dem Bild war weiß und voller schwarzer Sternbilder.
Sogar Regyn, die nicht viel bewunderte, hatte die Zeichnung nach ihrer Rückkehr von Dr. Webster als »super« bezeichnet.
»Lauf und zeig das mal deinem Grandpa«, sagte sie, woraufhin der Kleine aus dem Zimmer stürmte, um unterm Gekicher von Mrs. Nelthorpe und Miss Nettleship laut nach seinem Großvater rufend den Flur hinunterzurennen.
Reg schloss die Tür. Sie habe einen Brief bekommen, sagte sie ernst, als sie allein waren. Sie flüsterte und sah ihn mit besorgtem Gesicht und weit aufgerissenen Augen an. Von Ennid.
»Hatte noch nicht die Zeit, ihn zu lesen, aber … Wusstest du, dass sie verreist ist?«
Schlagartig wurde ihm heiß. Der kalte Schweiß der Überrumpelung brach ihm aus.
»Verreist wohin?«, fragte er möglichst unbeteiligt und blätterte dabei in unsinnigen Papieren, die wie Willies Zeichnung mit Zahlen übersät waren.
»Aufgegeben hat sie ihn in Portsmouth.« Reg zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, das interessiert dich – wohl ein Irrtum.«
Sie klopfte sich etwas Unsichtbares von dem Gabardinemantel, den ihr Bakewell von seiner letzten Geschäftsreise mitgebracht hatte, dann öffnete sie die Tür und setzte ihren Hut auf. Es war ein kleiner, grauer, vom Regen dunkel gesprenkelter Hut.
»Umso besser«, sagte sie entäuscht. »Muss los.«
Aus dem Flur war das glucksende Gelächter des Jungen zu hören, offenbar wurde er von seinem Opa durchgekitzelt.
»William-Merce Bakewell, sofort stehst du vom Boden auf! Dad, du sollst dich schonen! Die Sachen, die der Kleine anhat, Gott, liebe Miss Nettleship, wissen Sie, wie teu…«
Damit ging die Tür zu. Den Rest hatte er nicht gehört. Er hatte sich die Ohren zugehalten und, als erneut Stille eingekehrt war, weiter aus dem Fenster gesehen.
Weder auf der Corn Street noch dem Kingsway sah man einen Menschen, und das Theater war dunkel, obwohl für den Abend eine Aufführung auf dem Programm stand.
Er ging weiter. Aber nichts mehr zog ihn jetzt in seine Zimmer, wo nur die Stille, das Dunkel und Mrs. Splaines Katze ihn erwarteten.
»Was man liebt, versucht dem Betrachter zu entkommen«, sagte Shackleton einmal, das war ihm nie aus dem Kopf gegangen.
Um sich zu erholen, lasse das Auge kurz ab von bewunderten, bewegungslos erscheinenden Gegenständen. Suche es diese von Neuem, finde sie das Auge so verblüffend weit weg, als hätten sie den unbedachten Moment genutzt, um mit einem Satz eine riesige Entfernung zu überwinden … Ob Sir Ernest das angesichts der Shag Rocks oder beim Anblick eines Eisbergs sagte, wusste er nicht mehr.
Der Regen floss wie an schrägen Fäden vom Himmel. Es regnete und regnete, und die Wolken, aus denen es so schüttete, sahen aus, als wären sie immer dieselben.
Ohne zu wissen, worauf, schien alles zu warten und stillzustehen.
Wie Ennid da hatte verreisen können, war ihm ein Rätsel.
Miteinander wirklich zu reden, schon das war eine fast unlösbare Aufgabe. Wie sollte man da erst mit den Dingen ins Gespräch kommen?
In grüblerische Selbstgespräche versunken, lief er kreuz und quer durch die Stadt. Nirgends traf er einen Menschen, mit dem er hätte reden mögen. Stattdessen klapperte er die Orte ab, die er mit Ennid verband, zum Beispiel am Ebbw-Ufer die Bank, auf der sie manchmal mit Mari saß und Fish and Chips aß.
Vielleicht wäre es mutig gewesen, zu ihr zu gehen und es ihr ins Gesicht zu sagen: »Ennid, geh nicht weg.« Besuchte sie jemanden in Portsmouth? Er hatte daran seine Zweifel, bloß ein ungutes Gefühl im Grunde, wahrscheinlich nichts als Verlustangst. Der Gedanke, Newport zu verlassen, war ihm nie gekommen. Wo alles stillstand, war wegzugehen da nicht zwecklos?
Sieben Jahre war es her, dass er im Kontorzimmer seines Vaters, das jetzt seines war, mit ihr geschlafen hatte – wenn man es so nennen konnte.
Es war schnell gegangen.
Sie waren noch halbe Kinder gewesen und hatten sich in den Wochen ihrer Verliebtheit immer wieder auch gestritten wie Kinder.
Er erinnerte sich an ihren Taschenspiegel. Sie hatte sich geschminkt und darin betrachtet. Sie setzte sich auf seinen Schoß und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich mag dich wirklich sehr.«
Er spürte ihre Hüften, ihre Beckenknochen, und ihr Kinn war dicht vor seinen Augen. Immer schneller wanderte ihr Gesicht, aus dem der Duft drang wie ein Licht, auf und ab vor seinen Augen, bis es auf einmal stillstand und genau vor seinem ihr Mund aufging.
Leise, dunkel keuchte sie: »Ja!«
Diesen dunklen, warmen Ton hörte er seither in jedem Ja, egal, wer es sagte.
Er spürte, wie sie sich tief im Innern anfühlte, die Hitze, die nicht nach außen drang, die Weichheit, ihren Geruch, etwas Tierisches, zugleich unbedingt Sanftes, nie zu Bändigendes, unfassbar Freies.
Sie hatte aus ihrer Handtasche, die wirklich kaum größer war als eine Hand, ihren Spiegel geholt, ihn fallen lassen, er hatte ihn aufgehoben und ihr gegeben, ein verblüffend winziges Ding, ein lila eingefasstes Spiegelchen. Es schien ihr sehr wichtig zu sein.
Bei diesem einen Mal war es geblieben.
Kein Wort hatten sie je darüber verloren.
Tags darauf ging er an Bord.
Und gleich sein allererstes Schiff, die John London, erwies sich als Seelenverkäufer und sank in einem schweren Sturm vor Uruguay. Er war siebzehn, und gerade war der Krieg ausgebrochen, der vier Jahre dauern sollte.
Währenddessen fuhr er an Montevideo vorbei den Rio de la Plata hinauf und freundete sich in Buenos Aires mit dem amerikanischen Matrosen William Bakewell an, der heute sein Schwager war.
Der Krieg kam übers Meer, und so beschloss er, nicht nach Newport zurückzukehren, sondern mit Shackleton auf der Endurance in die Antarktis zu fahren. Er stahl sich an Bord, wurde erst auf hoher See entdeckt … Und als er zwei Jahre später heimkam, hatten Wales und die Welt sich verändert, wie er sich verändert hatte. Ennid erkannte ihn nicht mal wieder mit seinem Bart, den er auch selbst nicht leiden konnte, doch der immerhin die Narben des Frosts auf der Elefanteninsel verdeckte.
Sie hatte sich in einen Anderen verliebt – einen Flieger, der seinen Dreidecker nach ihr benannte und mit der Fliegenden Ennid abgeschossen wurde. Um ihn vor Mickie Mannocks Schicksal zu bewahren, setzte seine Familie alles daran, dass man den jüngsten Blackboro für untauglich erklärte, und durch Ausdauer und Beziehungen und vielleicht auch, weil er ein Taugenichts, jedenfalls untauglich in vieler Hinsicht war, gelang das schließlich.
So ging er weder nach Merthyr Tydfil in die Fliegerkaserne wie Dafydd, der das Glück hatte, dort bleiben zu können, noch nach Ypern oder Verdun wie Herman, der wie jeder dritte junge Newporter von den Schützengräben auf dem Festland nicht mehr zurückkam.
Drei Jahre lang bildete ihn sein Vater zum Kaufmann aus und machte ihn zu seinem Prokuristen, einem merkwürdigen allerdings, der Zahlen nichts abgewann und auf Rechnungen kryptische Listen kritzelte oder Blumen malte. Nie wieder verspürte er Sehnsucht nach einem Schiff, dem Wind oder der weiten See.
Ihre Väter hatten 40 Jahre lang Geschäfte miteinander gemacht und gemeinsam Schiffe ausgerüstet und eingerichtet, bis Quiltyn Muldoon gestorben war, überraschend für viele, für Ennid jedoch nicht. Ihr Vater sei von der Seuche nur ausgelöscht worden, sagte sie, denn vor lauter Trauer und Trinkerei habe sein Lebenslicht bloß noch sachte geflackert. Er habe an dem Morgen angefangen zu trinken, an dem ihre Mutter nicht mehr aufgewacht war – das einzige Geheimnis, das sie Merce je anvertraute.
Sie sagte: »Ich bin nicht bloß eine Waise, ich bin auch eine Witwe. Ich bin die Witwe von Mickie Mannock, dem Flieger-Ass, auch wenn er keine Zeit hatte, mich zu heiraten, weil die Deutschen schneller waren und ihn vom Himmel geholt haben.«
Sie zog eine Grimasse und versuchte ihre tränennassen Augen zu verbergen.
»Du brauchst dich um mich nicht länger zu bemühen, Merce Blackboro.«
Das sagte sie an einem Sommertag vor gut anderthalb Jahren zu ihm, am 16. Juli 1919 an genau der Stelle, wo er jetzt wieder stand und hinüberblickte zu dem alten, offenbar niederländischen Frachter, der im Dunkel unter der Transporterbrücke lag.
Nur er trieb sich zwischen der Kaimauer und den Speicherhäusern herum. Silbern platterte der Regen in den Usk, ein Geräusch, das eine lückenhafte Empfindung in ihm in Gang setzte. So sehr er sich bemühte, so sehr er es sich wünschte, er erinnerte sich nicht, Ennid je nahegekommen zu sein. Selbst auf dem Lehnstuhl im Kontor seines Vaters, als sie auf seinem Schoß saß und er sich fragte, wie sie so leicht sein konnte, war es ihm vorgekommen, als würde sie unter seinen Lippen zerbröckeln.
Warum konnte er sie da nicht einfach vergessen, so wie man etwas Belangloses oder Beliebiges ohne Scham und schlechtes Gewissen aus dem Gedächtnis strich – einen Mann, der im Bus eingenickt war, ein Kind, das auf einer Mauer saß und etwas aus einer Papiertüte aß, Möwen über dem Ebbw …? Reg hatte recht: Ennid war gefallsüchtig. Sie tat alles, damit man sie nicht vergaß. Manchmal glaubte auch er, dass sie wirklich so herzlos war, wie sie es von sich behauptete.
Im offenen Roadster nahmen die Verehrer ihrer Freundinnen sie zu Pferderennen und Flugschauen mit. Lachend sah sie ihnen bei Twostep und Foxtrott zu. Aber vielleicht machte ihr Bein ihr mehr zu schaffen, als sie zugab, und womöglich erhob sie deshalb eine Vorstellung von Schönheit zum Ideal, der weder sie genügen konnte noch irgendeine andere junge Frau, die sie kannte.
Reg als in alles eingeweihte Freundin hatte ihm nicht ohne Lust an seiner Qual von mindestens drei Bekanntschaften erzählt, die Ennid seit Mickies Tod gehabt habe, allesamt Stutzer aus Swansea oder Cardiff, Fabrikantensöhne, Automobilnarren, Sonnenanbeter, bigotte »freaks«. Jeden habe sie nach ein paar Tagen zum Mond geschossen.
Ennidurance nannte er das Schiff, als es im Packeis eingefroren war.
Was machte sie in Südengland, mitten im Winter? Sie hatte weder Verwandte noch eine Freundin dort. Sie hatte nirgendwo auf der Welt irgendjemanden.
Oder hatte sie jemanden kennengelernt?
Wer lebte in Portsmouth? Entweder holte man in Portsmouth jemanden von einem Überseedampfer ab, oder man ging dort selbst an Bord.
»Du brauchst dich um mich nicht länger zu bemühen, Merce Blackboro.«
»Und wenn ich es trotzdem tue?«
»Wirst du nicht«, hatte sie gesagt und war gegangen, ohne sich anzustrengen, ihr Hinken zu verbergen, und ohne sich noch einmal umzudrehen.