Читать книгу Nordhessisches Radlerglück - Mirko Schäfer - Страница 13
Die Orte und Sehenswürdigkeiten
ОглавлениеOstheim: Ostheim wurde erstmalig urkundlich 1120 in einer Urkunde der Abtei Helmarshausen erwähnt und gehörte zu dieser Zeit zur Grafschaft Dassel. Über 4000 Jahre alte Grabanlagen und Funde weisen aber auf eine deutlich ältere Besiedlung in dieser Gegend hin.
Lamerden: Lamerden blickt auf eine weitreichende Vergangenheit zurück, man fand hier Grabanlagen, die über 4000 Jahre alt sind und dem Neolithikum zugeordnet werden (weitere Funde: vgl. Tour 06 und 07: „Hümme“). Urkundlich wurde das Dorf erstmals 1106 erwähnt. Sehenswert ist neben der Kirche das Haus „Reining“ – ein im Diemeltal typisches „Längsdielenhaus“. Es dient heute als Museum und als Trauungsort der Stadt Liebenau. Das Dorf besitzt 364 Einwohner (Stand 16.11.2020).
Eberschütz: „Everschütte“, 1047 erstmals urkundlich genannt, feierte 1997 seine 950 Jahr-Feier. Heute hat Eberschütz 535 Einwohner (Stand 2016). In der Nähe des Dorfes, am Stadtwaldrand nahe der Eisenbahn, liegen die „Eberschützer Klippen“. Hier hat man auf dem Kalkstein-Felsvorsprung, ca. 220 Meter ü.N.N. am Rande des Stadtwaldes von Hofgeismar, direkt oberhalb vom Dorf, Reste einer alten Fluchtburg aus der Zeit der Karolinger (8./ 9. Jahrhundert) gefunden. Eine 5,7 Kilometer langer Rundwanderweg von Eberschütz führt zu den Klippen und dem Gebiet der Dingel (nahe Hümme).
Sielen: „Silihem“ ist neben Stammen eines der ältesten Diemeldörfer (548 Einwohner, Stand 2016) und wurde 1015 erstmals urkundlich aufgeführt. Die ersten erwiesenen Besiedlungen in diesem noch heute fischreichen Tal sind ca. 4000 v. Chr. datiert. Das bezeugt ein gut erhaltenes Steinbeil, welches hier gefunden wurde. Das Dorf wurde allerdings im 30-jährigen Krieg stark zerstört und wiederaufgebaut. Die 1243 errichtete Mühle am Wasser ist nur noch als Ruine erhalten.
Stammen: Stammen hat eine über 1000 Jahre alte Geschichte (1013 urkundlich erstmalig erwähnt) und gehörte ab 1250 zum Kloster Lippoldsberg (an der Weser gelegen; vgl. Tour 03 und 08) sowie der Grafschaft Schöneberg. Das „Rittergut“ Stammen wurde in alten Chroniken erstmals 1429 erwähnt. 1549 wurde hier zunächst eine Burg errichtet. Die zu einem Schloss im Jahre 1771 umgebaute Burg wurde von der Familie von Pappenheim bewohnt. Die Familie gehört zu den ältesten Ritterfamilien im Diemel- und Oberweserbergland. Durch den gesetzlichen Zwang zur Landabgabe nach dem 2. Weltkrieg - das Land wurde für Siedlungszwecke gebraucht und im Schloss waren Kriegsflüchtlinge untergebracht - musste die Familie das Gut 1946 an das Land Hessen verkaufen. Anfang der 50er-Jahre wurden dann das Land (ca. 130 Hektar) in der „Beispielsmaßnahme Trendelburg“ in mehrere Aussiedlerhöfe aufgeteilt. Die alten Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Ritterguts wurden in den 90er-Jahren wiederaufgebaut. Sie werden heute für den Tourismus genutzt. Dabei wurde der Melkstall zu einfachen Ferienwohnungen umgebaut, der Schweinestall wurde zur Schankwirtschaft „Huckebein“ und aus den Pferdeställen wurden die Quartiere für das heutige „Strohhotel“. Wer hier eine Paddeltour unternehmen möchte, kann vom Hofgut Material leihen und den Shuttle-Service nutzen. Das Schloss selbst dient heute als Alten- und Pflegeheim.
Abb. 3: Stammen (alte Schlossmauer)
Zwei Förstergräber mitten im Reinhardswald am Kampgrund: Das erste Förstergrab liegt direkt in der Abbiegung hinter der Schutzhütte (leicht im Wald versteckt). Das zweite Grab liegt, dem Weg in Richtung Parkplatz „Moosgrund“ folgend, direkt am Weg auf der linken Seite auf halber Strecke und ist bergauf schnell zu übersehen (Staatsförster Max Piesinski; gestorben am 21.12.32).
Hombressen: Das Dorf wurde erstmals 1200 urkundlich erwähnt und entstand 1455 mit insgesamt 11 Bauernfamilien neu als hessisches Dorf. Im Jahr 1571 wurden insgesamt 83 Häuser erwähnt, wovon nach 1648 (Ende des Dreißigjährigen Krieges) nur noch 59 bewohnt wurden. Im Jahre 1686 siedelte der Landgraf Carl von Hessen auch hier mehrere Hugenotten an. Mit der Errichtung der Kirche wurde 1718 begonnen. Der Kirchturm aber konnte aus Geldmangel erst Mitte des 18. Jahrhunderts fertiggestellt werden. Mit ihrem besonderen Dach ist sie nicht nur von außen sehenswert. Ebenfalls interessant ist die alte Mühle, direkt an der Lempe an der Bergstraße.
Basierend auf Informationen aus: (1.) Verein für Heimatgeschichte und Kultur Lamerden e.V.: Museum „Haus Reining“ – Historie. http://www.museum-lamerden.de/; abgerufen am 21.08.21. (2.) J. Nähler (Online-HNA): Lamerden Regiowiki HNA. https://regiowiki.hna.de/Lamerden; abgerufen am 22.0.8.21 (3.) Stadt Trendelburg: Stadtteile. https://www.trendelburg.de/informationen/ stadtteile/; abgerufen am 21.08.21 (4.) Region Kassel-Land e.V.: Unterwegs im Reinhardswald – 52 Weg und Ziele (Kap.12). Kassel, 2011. (5.) J. Valtingojer: Es war einmal – aus der Hofgut-Geschichte! https://www.hofgut.de/hofgut/geschichte/geschichte.html; abgerufen am 22.08.21
Abb. 4: Carlsdorfer Hug.-Kirche: Eingangstür
Carlsdorf und die Carlsdorfer Hugenottenkirche (vgl. Abb. 4): Landgraf Carl von Hessen siedelte im 17. Jahrhundert im ehemaligen Altkreis Hofgeismar und an der Weser zahlreiche Glaubensflüchtlinge aus Frankreich an. Sie hatten aufgrund der Aufhebung der Religionsfreiheit im Jahr 1685 aus ihrer Heimat fliehen müssen. Das Dorf Carlsdorf ist so ein Hugenottendorf. Es hat einen kreuzförmigen Aufbau mit vielen alten Fachwerkhäusern. Die sehenswerte Fachwerkkirche, 1702 erbaut, liegt am Dorfausgang in Richtung Hofgeismar und ist schon aufgrund ihrer „Quersaal“-Anordnung einen Besuch wert (Anordnung der Sitze und des Altars nicht wie gewohnt in „Flucht“ bzw. längs, sondern in Tradition der damaligen niederländisch reformierten Christen seitlich bzw. quer). Das Hauptportal der Kirche ist künstlerisch aufwendig gestaltet und enthält links unten je einen Delphin, das Wappentier aus der Heimat der Erstbesiedler. Oben rechts sieht man den hessischen Löwen. Die Kirche steht i.d.R. im Sommer offen und kann besichtigt werden.
Hofgeismar/Die Altstädter Kirche von Hofgeismar
Die Stadt Hofgeismar wurde erstmalig 1082 unter dem Namen „Hovegeismari“ erwähnt. Besiedlungen fanden aber mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits hier vo 7000 Jahren statt. Die Stadt hat seit dem 13. Jahrhundert Stadtrechte. Im 17. Jahrhundert begann die Besiedlung der Hugenotten aus Frankreich. Die alten Stadttore (Kasseler Tor und Sälber Tor) sowie Reste der alten Stadtmauer sind auch heute noch gut sichtbar. Sie prägen zusammen mit vielen hübschen Fachwerkhäusern, u.a. mit dem Haus im Steinweg 18 aus dem Jahre 1684, das Stadtbild. Die Altstädter Kirche (Abb.4) wurde im 11. Jahrhundert bereits erbaut und zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt. Ein Blick in die Kirche lohnt sich, nicht zuletzt wegen der Flügel des gotischen Passionsaltars.
Basierend auf Informationen aus: (1.) Deutsches Hugenottenmuseum Bad Karlshafen: Hugenottenort Carlsdorf. https://www.hugenottenmuseum.de/museum/ hugenottenorte.php; abgerufen am 22.08.21. (2.) Stadt Hofgeismar: Hofgeismar erlebt – Sehenswürdigkeiten – Altstädter Kirche. https://www.hofgeismar.de/hofgeismar-erleben/sehenswuerdigkeiten/altstaedter-kirche/; abgerufen am 22.08.21. (3.) M. Hollenbach (Deutschlandfunk.de): Deutscher Hugenottentag: Die Spuren französischer Glaubensflüchtlinge in Hessen. https://www.deutschlandfunk.de/deusche hugenottentag-die-spuren-franzoesischer.886.de.html?dramarticle_id=329853; abgerufen am 22.08.21 (4.) Stadt Hofgeismar: Stadtgeschichte. https://www.hofgeismar.de/kurz-buendig/stadtgeschichte/; abgerufen am 22.8.2021