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Die Dörfer

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Abb. 3: Wasserschloss Wülmersen (vorn: Cafe Mehlschwalbe)

Wülmersen: Wülmersen (Abb. 3) gehört heute zur Stadt Trendelburg. Im Jahre 1106 schenkte der Bischof von Paderborn es dem Kloster von Helmarshausen. Von 1316 bis 1844 gehörte das Lehen dann der Ritterfamilie von Stockhausen. Danach wurde das Rittergut verpachtet. Nach dem 30-jährigem Krieg (1618-1648) führte neben der Holzape und dem abgezweigten Mühlenbach ein Wassergraben an der Südseite um das Hofgut, welcher der Sicherung diente. So bekam Wülmersen den Beinamen „Wasserschloss". Das Rittergut, bestehend aus Herrenhaus, Ellerburg, Torhaus, Brauhaus, Schmiede, Schweinestall, Rinderstall, Treppenturm mit Glockenhaube, Remise und diversen Scheunen, verfiel ab den 1950er Jahren und bestand 1986 fast nur noch aus Ruinen, bevor es von 1987 bis 2005 vom Verein Aus- und Fortbildungsverbund des Landkreises Kassel e.V. wiederaufgebaut wurde. Im Jahr 2000 erhielt der Verein dafür den deutschen Preis für Denkmalschutz. Im Scheunenbereich ist heute das „Landmuseum" untergebracht, das über landwirtschaftliches Leben und Arbeiten in früheren Zeiten informiert und jährlich wechselnde Ausstellungen bereithält. Auch das Café „Mehlschwalbe" (Apr-Okt, Mi- So: 11-18 Uhr) ist hier untergebracht. Es hält selbstgebackenen Kuchen und Getränke, aber auch deftige Speisen zu fairen Preisen bereit und bietet dem Radfahrer eine tolle Einkehrmöglichkeit. Seit 2012 kann man im Wasserschloss heiraten, hier gibt es eine Außenstelle des Standesamtes Trendelburg.


Abb. 4: Gottsbüren mit Kirche (rechts: der Radweg)

Gottsbüren (Abb. 4): Gottsbüren ist alt. Es wurde schon 856 in einer alten Urkunde des Klosters Corvey als Siedlung „Buria" erwähnt. Im Jahre 1330 ereignete sich das sogenannte „Wunder von Gottsbüren", denn man hatte, so das damalige Gerücht, ganz in der Nähe den Leichnam des Herrn im Wald gefunden und ihn in der Kirche aufgebahrt. Eine andere Deutung ist, dass man sogenannte „Blutige Tropfen" in der Nähe der Kirche oder gar in der Kirche gefunden hat. Man weiß heute, dass solche „blutigen Tropfen" durch das Wirken einer bestimmten Schimmelpilzart oder einer bestimmten Bakterienart in Verbindung mit einer entsprechenden Feuchtigkeit verursacht werden. Ein Jahr später erkannte der Erzbischof von Mainz Gottsbüren als bedeutsamen Wallfahrtsort an. Der Pilgerstrom an der sogenannten „Königstraße" kannte damals keine Grenzen. Die Pilgerstraße war zugleich eine bedeutende Handels- und Heeresstrasse, die von Rom bis ins schwedische Lund führte. Dabei verlief sie im heutigen Hessen über Fulda bis nach Grebenstein, Hombressen und weiter nach Gottsbüren – von dort ging es durch den Reinhardswald zur damaligen „Weserfurt Lippoldsberg" und weiter hinauf in den Norden. Die Wallfahrtskirche wuchs mit dem Pilgerstrom über die Jahrhunderte deutlich. 1334 wurde die Sababurg in der Nähe errichtet – sie schützte das Dorf und seine Kirche vor Plünderungen und Überfällen. Ihr Bau war dank der zahlreichen Pilger-Einnahmen problemlos möglich, bis zur Reformation waren die Einnahmen üppig. Das Erzbistum Mainz überließ 1332 diese Siedlung mit Wallfahrtskirche dem Kloster Lippoldsberg. 1355 taucht erstmals der Name „Gottsbüren" (das Dorf von „Gottes Bauern“) auf. Vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Gottsbüren zudem für seinen angesehenen Orgelbau bekannt: Mehrere Orgelbauer-Familien siedelten über viele Generationen hier im Dorf. Heute ist Gottsbüren ein beschauliches Dorf. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte es noch 1500 Einwohner sowie (bis 1970) eine eigene Dorfschule. Heute leben etwa 800 Menschen hier (Stand: 2016) – wie viele kleineren Dörfer in Deutschland kämpft auch Gottsbüren mit der Abwanderung jüngerer Menschen in die Ballungszentren. Auffällig sind die schönen Fachwerkhäuser, die den perfekten Rahmen geben für das alljährliche „Brauchtumsfest" mit Maschinen- und Treckerschau.

Basierend auf Informationen aus: (1.) Region Kassel-Land e.V.: Unterwegs im Reinhardswald – 52 Weg und Ziele. Kassel, 2011. (2.) S. Renner-Schmittdiel: Das „Wunder im Reinhardswald“. In: K. Waldeck: Alles ginge besser, wenn man mehr ginge. Vom Gehen – Wandern Flanieren und Pilgern in der nordhessischen Region. Kassel, 2016, S. 46. (3.) Stadt Trendelburg: Stadtteile. https://www.trendelburg.de/informationen/stadtteile/; abgerufen am 23.08.21. (4.) Landkreis Kassel (Pressemitteilung): Wasserschloss Wülmersen – 07.07.2021 - Herrenhausruine vollständig überdacht. https://www.landkreiskassel.de/pressemitteilungen/2021/juli/herrenhausruine-im-wasserschloss-wuelmersen-vollstaendig-ueberdacht.php; abgerufen am 23.08.21 (5.) W. Köhler: Blutwunder und Wunderbakterien (Pressemitteilung v. 15.04.2015, Universitätsklinikum Jena). https://www.uniklinikum-jena.de/Uniklinikum+Jena/Aktuelles/Archiv/PM_Archiv+2015-p-12606.html, abgerufen am 23.08.2021.

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