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Neun

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Sechs Personen sitzen jetzt an einem recht hübschen ovalen Tisch, wahrscheinlich ein Mahagoni-Imitat. Die dunkelgrünen Vorhänge sind zugezogen; man fühlt sich wie in einem kleinen Salon. Ich ahne plötzlich, dass die Konferenz den ganzen Vormittag dauern wird.

Der erste Vertreter des Landwirtschaftsministeriums hat blaue Augen. Er ist jung, trägt eine kleine runde Brille, noch vor Kurzem muss er Student gewesen sein. Trotz seiner jungen Jahre macht er einen überaus seriösen Eindruck. Den ganzen Vormittag kritzelt er Notizen, manchmal in den unerwartetsten Augenblicken. Es handelt sich offenbar um einen Chef oder wenigstens um einen zukünftigen Chef.

Der zweite Vertreter des Ministeriums ist ein Mann mittleren Alters, mit Bartkrause wie die strengen Hauslehrer der Fünf Freunde. Er scheint starken Einfluss auf Catherine Lechardoy auszuüben, die neben ihm sitzt. Ein typischer Theoretiker. In jeder seiner Stellungnahmen betont er eindringlich die Bedeutung der Methodologie; letztlich sind es immer nur Aufforderungen zum Nachdenken vor dem Handeln. In diesem Fall verstehe ich nicht, warum: Die Software ist gekauft, das Nachdenken erübrigt sich – aber das sage ich nicht laut. Ich spüre sofort, dass er mich nicht leiden kann. Wie seine Zuneigung gewinnen? Ich beschließe, ihm mehrmals an diesem Vormittag lebhaft zuzustimmen und dabei einen leicht blöden Ausdruck der Bewunderung aufzusetzen, als würde er mir ungeahnt überraschende, weitgespannte Perspektiven der Weisheit eröffnen. Daraus müsste er normalerweise den Schluss ziehen, dass ich ein junger Mann guten Willens bin, bereit, unter seinem Kommando in die richtige Richtung zu marschieren.

Der dritte Vertreter des Ministeriums ist Catherine Lechardoy. Die Arme schaut ein wenig traurig drein heute Morgen; der Kampfgeist vom letzten Mal scheint sie verlassen zu haben. Ihr hässliches Gesichtchen ist ganz griesgrämig; sie putzt in regelmäßigen Abständen ihre Brille. Ich frage mich sogar, ob sie nicht geweint hat. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie in Schluchzen ausbricht, wenn sie sich morgens anzieht, allein und verlassen in ihrem Zimmerchen.

Der vierte Vertreter des Ministeriums ist die Karikatur eines Agrarsozialisten: Er trägt Stiefel und Parka, als ob er gerade von einer Expedition aufs Land zurückgekommen wäre; er hat einen dichten Bart und raucht Pfeife; ich möchte nicht sein Sohn sein. Vor ihm liegt demonstrativ ein Buch mit dem Titel »Käseerzeugung und neue Techniken«. Ich begreife nicht, wozu er hier ist, denn offensichtlich hat er keine Ahnung vom Thema, um das es geht; vielleicht ein Vertreter der Basis. Wie dem auch sei, er scheint sich das Ziel gesetzt zu haben, die Atmosphäre zu verschlechtern und einen Konflikt zu provozieren, indem er wiederholt die »Nutzlosigkeit solcher Konferenzen, die zu nichts führen«, anprangert oder sich über die Computerprogramme auslässt, »über die in einem Ministerialbüro entschieden wird und die doch niemals den realen Bedürfnissen der Kollegen vor Ort entsprechen«.

Ihm gegenüber sitzt ein Typ aus meiner Firma, der unermüdlich auf seine Einwände antwortet – meiner Meinung nach ziemlich ungeschickt – und dabei so tut, als sei er der Meinung, der andere würde absichtlich übertreiben oder mache bloß Witze. Er ist einer meiner Vorgesetzten; ich glaube, er heißt Norbert Lejailly. Ich hatte nicht gewusst, dass er da sein würde, und ich kann nicht sagen, dass mich seine Anwesenheit besonders erfreut. Dieser Mann hat exakt das Aussehen und das Benehmen eines Schweins. Er ergreift jede sich bietende Gelegenheit, lange und schmierig zu lachen. Wenn er nicht lacht, reibt er seine Hände langsam aneinander. Er ist dick, um nicht zu sagen fett, und seine Selbstgefälligkeit, die sich auf keinerlei Fundamente stützen kann, empfinde ich gewöhnlich als unerträglich. Heute Morgen aber fühle ich mich wirklich ziemlich gut, zweimal lache ich sogar mit ihm, als Echo auf seine Bonmots.

Im Lauf des Vormittags zeigt sich sporadisch eine siebte Person, um die ehrwürdige Versammlung ein wenig aufzuheitern. Es handelt sich um den Leiter der EDV-Studienabteilung des Landwirtschaftsministeriums, denselben, den ich neulich verpasst hatte. Der Mann scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, eine hektische Übertreibung der Figur des jungen, dynamischen Chefs darzustellen. Auf diesem Gebiet schlägt er alles, was ich bisher zu beobachten Gelegenheit hatte, um mehrere Längen. Das Hemd trägt er offen, als hätte er keine Zeit gehabt, es zuzuknöpfen; die Krawatte hängt ihm zur Seite, als wäre sie beim Laufen verrutscht. Tatsächlich geht oder läuft er nicht durch die Gänge, sondern er gleitet. Könnte er fliegen, würde er es bestimmt tun. Sein Gesicht glänzt, sein Haar ist wirr und feucht, als käme er geradewegs aus dem Schwimmbecken.

Bei seinem ersten Auftritt erblickt er mich und meinen Chef und ist in Windeseile bei uns. Keine Ahnung, wie er das angestellt hat: Er muss die zehn Meter in weniger als fünf Sekunden zurückgelegt haben; jedenfalls hatte ich nicht die Zeit, seinen Weg zu verfolgen.

Er legt seine Hand auf meine Schulter und spricht mit sanfter Stimme. Er sagt, es tue ihm leid, dass er mich letzthin umsonst habe warten lassen. Ich setze ein Madonnenlächeln auf und sage, das sei nicht so schlimm, ich könne ihn gut verstehen und wisse, dass unser Treffen früher oder später stattfinden werde. Ich bin ehrlich. Es ist ein sehr zärtlicher Augenblick; er beugt sich zu mir, nur zu mir; man könnte uns für zwei Liebende halten, die das Leben nach einer langen Trennung wieder zusammengeführt hat.

Im Verlauf des Vormittags kommt er noch zweimal herein, aber jedes Mal bleibt er in der Tür stehen und wendet sich nur an den jungen Typ mit der Brille. Jedes Mal entschuldigt er sich mit einem bezaubernden Lächeln für die Störung; er lehnt sich gegen den Türpfosten, auf einem Bein das Gleichgewicht haltend, als verböte ihm die innere Spannung, die ihn beseelt, längere Zeit in aufrechter Position zu verharren.

Von der Konferenz selbst bleibt mir nur wenig Erinnerung; auf alle Fälle wurde nichts Konkretes beschlossen, sieht man von der letzten Viertelstunde ab, als noch rasch vor dem Mittagessen ein Zeitplan für die Kurse in der Provinz erstellt wurde. Davon bin ich unmittelbar betroffen, denn diese Reisen werde ich auf mich nehmen müssen; und so notiere ich eilig die festgelegten Termine und Orte auf ein Blatt Papier, das ich noch am selben Abend verliere.

Das Ganze wird mir gleich am nächsten Tag bei einem Briefing mit dem Theoretiker ein weiteres Mal erklärt. So erfahre ich, dass vom Ministerium (also von ihm, wenn ich recht verstehe) ein ausgeklügelter Ausbildungsgang auf drei Ebenen erstellt worden ist. Es geht darum, durch Komplementärausbildungen, die zwar ineinandergreifen, aber voneinander organisch unabhängig sind, bestmöglich auf die Bedürfnisse der Benutzer zu antworten. Das alles trägt ganz offensichtlich den Stempel eines scharfsinnigen Geistes.

Konkret werde ich auf eine Rundreise geschickt, die mich zuerst für zwei Wochen nach Rouen, dann eine Woche nach Dijon und schließlich für vier Tage nach La Roche-sur-Yon führen wird. Am 1. Dezember soll ich losfahren; zu Weihnachten werde ich zurück sein, damit ich »die Festtage im Kreis der Familie verbringen« kann. Man hat also auch die menschliche Seite nicht vergessen. Das ist wunderbar.

Zu meiner Überraschung erfahre ich außerdem, dass ich nicht allein für die Ausbildung verantwortlich bin. Meine Firma hat nämlich beschlossen, zwei Leute zu schicken. Wir werden als Tandem auftreten. Umgeben von einem beängstigenden Schweigen, zählt der Theoretiker fünfundzwanzig Minuten lang die Vor- und Nachteile der Ausbildungstätigkeit eines Tandems auf. Am Ende tragen die Vorteile über die Nachteile einen hauchdünnen Sieg davon.

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer mein Begleiter sein könnte. Wahrscheinlich jemand, den ich kenne. Wie dem auch sei, kein Mensch hat es für wichtig gehalten, mir vorher etwas davon zu sagen.

Der Theoretiker greift geschickt eine seiner Bemerkungen auf, um die Abwesenheit jener zweiten Person (deren Identität bis zuletzt ein Geheimnis bleiben wird) zu bedauern; er verstehe nicht, dass niemand es für nötig befunden habe, den Unbekannten einzuladen. Er spinnt sein Argument weiter und sagt unausgesprochen, dass so gesehen auch meine Anwesenheit nutzlos oder jedenfalls nur von geringem Nutzen sei. Genau das meine ich auch.

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