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Zwei

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Jede Menge Marcels

Der übernächste Tag war ein Sonntag. Ich habe das ganze Stadtviertel abgesucht, aber der Wagen blieb unauffindbar. Ich erinnerte mich nicht im Geringsten, wo ich ihn abgestellt hatte; alle Straßen schienen mir gleichermaßen in Frage zu kommen. Die Rue Marcel Sembat, Marcel Dassault ... alles Marcel. Rechteckige Wohnhäuser, in denen die Leute wohnen. Ein heftiges Gefühl von Gleichförmigkeit. Aber wo war mein Wagen?

Während ich zwischen all diesen Marcels umherstreifte, überkam mich immer mehr ein Widerwille gegen die Autos und überhaupt gegen die Dinge dieser Welt. Seit ich ihn gekauft habe, hat mir mein Peugeot 104 nichts als Ärger beschert: verschiedenste, kaum verständliche Reparaturen, kleine Zusammenstöße ... Natürlich geben sich die gegnerischen Fahrer in diesen Fällen locker, sie zücken ihre Formulare für gütliche Einigung und sagen: »Okay, nicht so schlimm«, aber im Grunde werfen sie einem hasserfüllte Blicke zu. Ziemlich widerwärtig ist das.

Außerdem, wenn man die Sache genauer betrachtete, fuhr ich ohnehin mit der Metro zur Arbeit; an den Wochenenden fuhr ich kaum noch ins Grüne, weil mir keine Ziele einfielen; hatte ich Ferien, so entschied ich mich meistens für eine organisierte Reise, manchmal für einen Aufenthalt im Club. »Wozu dieses Auto?«, wiederholte ich mir ungeduldig, als ich in die Rue Emile Landrin bog.

Dennoch kam mir erst beim Einbiegen in die Rue Ferdinand Buisson der Gedanke, Anzeige wegen Diebstahls zu erstatten. Zahllose Autos werden heutzutage gestohlen, vor allem in der nahen Banlieue; die kleine Geschichte würde ohne Weiteres verstanden und geschluckt werden, sowohl von der Versicherungsgesellschaft als auch von meinen Arbeitskollegen. Oder sollte ich ihnen etwa gestehen, dass ich meinen Wagen verloren hatte? Man würde mich unweigerlich für einen Witzbold halten, für nicht ganz normal oder für einen Hanswurst. Nein, das wäre nicht klug. Wenn es um so etwas geht, sind Scherze überhaupt nicht gefragt; bei diesen Dingen kommt man zu seinem guten oder schlechten Ruf, Freundschaften festigen sich oder zerbrechen. Ich kenne das Leben, ich bin es gewohnt. Wenn einer zugibt, dass er seinen Wagen verloren hat, erklärt er praktisch seinen Austritt aus dem Gemeinwesen; Diebstahl klingt entschieden besser.

Später am Abend wurde meine Einsamkeit schmerzlich spürbar. Beschriebene Blätter, leicht befleckt von einem Rest Saupiquet-Thunfisch auf katalanische Art, übersäten den Küchentisch. Es handelte sich um Notizen zu einer Tiererzählung. Die Tiererzählung ist ein literarisches Genre wie andere auch, vielleicht sogar höher zu bewerten; wie dem auch sei, ich schreibe Tiererzählungen. Diese hier trug den Titel »Gespräche zwischen einer Kuh und einem Fohlen«; man könnte sie als ethische Betrachtung bezeichnen; angeregt wurde sie durch einen kurzen, berufsbedingten Aufenthalt im Pays de Léon. Hier ein charakteristischer Ausschnitt: »Betrachten wir zuerst die bretonische Kuh. Das ganze Jahr über denkt sie nur ans Weiden, ihr glänzendes Maul senkt und hebt sich mit beeindruckender Regelmäßigkeit, und kein ängstliches Zittern trübt den pathetischen Blick ihrer hellbraunen Augen. Das alles scheint sehr bedeutend; das alles scheint sogar auf eine tiefe existentielle Einheit zu verweisen, auf eine in mehrerlei Hinsicht beneidenswerte Einheit zwischen ihrem Dasein und ihrem Sein. Doch leider sieht sich der Philosoph in diesem Fall bei einem Fehler ertappt, und seine Schlussfolgerungen, obgleich auf eine tiefe und richtige Intuition sich gründend, werden von schweren Gebrechen befallen, wenn er nicht zuvor daran gedacht hat, sich naturkundliche Kenntnisse anzueignen. Tatsächlich ist das Wesen der bretonischen Kuh ein doppeltes. Zu gewissen Zeiten des Jahres, die der unerbittliche Ablauf des genetischen Programms auf das Genaueste festlegt, vollzieht sich in ihrem Wesen eine erstaunliche Veränderung. Ihr Muhen wird kräftiger und anhaltender, und die harmonische Struktur dieses Muhens verändert sich so sehr, dass es manchmal auf verblüffende Weise an gewisse Klagelaute erinnert, wie sie den Menschenkindern entfahren. Die Bewegungen der Kuh werden schneller, nervöser; mitunter trippelt sie. Sogar ihr Maul, das doch in seiner glänzenden Regelmäßigkeit wie geschaffen schien, um die absolute Dauer einer mineralischen Weisheit widerzuspiegeln, verzieht und verzerrt sich unter der schmerzhaften Wirkung eines übermächtigen Begehrens.

Des Rätsels Lösung ist sehr einfach, nämlich wie folgt: Der bretonischen Kuh steht der Sinn danach (und sie manifestiert auf diese Weise – der Gerechtigkeit halber sei es gesagt – das einzige Begehren ihres Lebens), ‹sich stopfen zu lassen›, wie es in der zynischen Sprache der Viehzüchter heißt. Die Züchter stopfen die Kuh, auf mehr oder minder direkte Weise; die Spritze der künstlichen Besamung kann, wenn auch um den Preis gewisser emotionaler Komplikationen, zu diesem Zweck den Stierpenis ersetzen. In beiden Fällen beruhigt sich die Kuh und kehrt zu ihrem bedächtig meditativen Urzustand zurück, mit dem einen Unterschied, dass sie ein paar Monate später einem entzückenden Kälbchen das Leben schenken wird. Was, nebenbei gesagt, für den Züchter ein gutes Geschäft ist.«

Natürlich symbolisierte der Viehzüchter Gott. Von einer irrationalen Zuneigung zum Fohlen getrieben, versprach er diesem schon im nächsten Kapitel die ewige Lust zahlloser Hengste, während die Kuh, der Sünde des Hochmuts schuldig, nach und nach zu den traurigen Freuden der künstlichen Befruchtung verdammt wurde. Das pathetische Muhen des Horntiers erwies sich als ungeeignet, das Urteil des Großen Baumeisters ins Wanken zu bringen. Einer Abordnung von Schafen, die sich solidarisch erklärt hatten, erging es nicht besser. Der in dieser kurzen Erzählung auftretende Gott war, wie man sieht, kein barmherziger Gott.

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