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Neues Kapitel: Konfrontation mit Dionys

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Ayleen wollte gerade ihre Konstruktion im Visualisierungsbereich testen, als Tanja sie telefonisch über die Ankunft von Dionys informierte. Ayleen öffnete die Schiebetür im Visualisierungsbereich, die zum abgeschotteten Besprechungszimmer auf dem Dach der Glaskonstruktion führte, doch Dionys war nicht dort. Sie ging weiter zum angrenzenden Büro von Dionys. Auch ihm standen Teiletagen auf mehreren Ebenen zur Verfügung. Dem Erholungsbereich folgte versetzt und etwas tiefer sein Visualisierungsbereich und ganz unten lag sein Arbeitsplatz. In der Mitte des Raumes hatte er sich einen Pool einbauen lassen, der unter dem Visualisierungsbereichs wie eine Grotte aussah und über eine Wasserbar verfügte.

Dionys stand ausserhalb der Glaskonstruktion auf dem äusseren Durchgang, welcher als Galerie den Blick auf seine darunterliegende Wohnung freigab.

Der Körper von Dionys Basol erlebte seit kurzem sein 38. Lebensjahr. Dass er drei Jahre jünger war als Ayleen erkannte niemand. Er hatte kleine, dunkle und etwas zurückversetzte Augen, die sich schwer betrachten liessen. Trotzdem sah sein Gesicht von alleine freundlich aus, auch wenn er nicht die Kraft aufbringen wollte, zu lächeln. Seine kurzen schwarzen Haare und seine Bräune passten gut zu seiner Freizeitkleidung. Durch seine spassliebende Erscheinung rechnete er damit, unterschätzt zu werden, um dann umso vehementer zu überraschen. Doch seine kraftvolle Erscheinung ermöglichte es ihm auch, Autorität unabhängig von Kleidung auszudrücken - wovon er Gebrauch machte als er Ayleen zur Rede stellte und sagte: „Warum bist du gegen meinen Willen auf die Azoren geflogen?“

Er kam ihr mit dem Angriff zuvor, was sie noch wütender machte. Unbedacht wurde sie persönlich und sagte mit lauter Stimme: „Was blieb mir für eine Wahl? Du musstest ja mit deiner Ehefrau und den unumgänglichen Kindern verreisen und lässt hier alles zurück, wie es dir gerade passt!“

Er schämte sich jedes Mal, wenn sie seine Familie ansprach, da er ihren Schmerz mitfühlte. Er schaute zu Boden, denn er wollte nicht, das sie ihn ansehen konnte. Er hatte seine Emotionen immer unter Kontrolle, ausser bei Ayleen.

Langsam und ruhig sagte Dionys: „Ich dachte du verstehst inzwischen, warum ich dich um etwas bitte. Es geht immer um dein Wohl und um das Wohl der Firma.“

Ayleen bereute ihren persönlichen Angriff. Sie ging auf ihn zu, umarmte ihn und begrüsste ihn erst einmal.

Ayleen: „Das verstehe ich ja. Doch ich musste gehen. Ich konnte nicht auf dich warten. Für die Lösung der Probleme, bei diesem vorletzten Praxistest wäre sonst nicht genug Zeit geblieben. Der Liefertermin war in Gefahr.“

Dionys: „Gut. Sind denn Probleme aufgetaucht?“

Ayleen: „Ja, wir müssen die Seilwinde abändern. Komm ich zeige es dir.“

Im Visualisierungsbereich konzentrierten sie sich sogleich auf die verbesserte Konstruktion und das Ideenfeuerwerk der beiden brachte eine noch bessere Lösung zu Tage, mit der sie vollends zufrieden sein konnten.

Ayleen: „In Portugal habe ich einen unserer Zulieferer besucht. Möchtest du mir erklären, warum sie dort nun auch andere Aufträge annehmen dürfen? 20% der Mitarbeiter produzieren ab nächster Woche Wasserrückgewinnungs-Systeme für eine andere Firma.“

Dionys: „Ich kümmere mich darum. Konzentriere du dich nur weiter auf deinen Arbeitsbereich.“

Seine Ruhe färbte auf sie ab, und ihre Wut über seinen fahrlässigen Umgang mit dem Liefertermin verflog allmählich.

Ayleen: „Und was ist mit dem Ausbau des Kellers? Brauchen wir Wandverkleidungen aus purem Gold oder warum ist das derart teuer? Vergiss nicht, es ist nicht nur dein Geld, das du ausgibst!“

Dionys: „Wir beide hatten unseren Anteil daran, dass Move heute ist was es ist. Und ich denke, wir können damit zufrieden sein. Also lass mich meine Arbeit tun. Auch dieses Investment wird uns weiterhelfen. Und im schlimmsten Fall gehen wir pleite, leben vom Sozialamt und besaufen uns täglich mit Billigwein vom Discounter! Egal.“

Er lächelte verstohlen. Ayleen setzt sich auf seinen Schreibtisch und musste das Lachen ebenso unterdrücken. Sie sagte: „Ich warne dich...“

Ayleen war nicht mehr wütend und verstand nicht wirklich, wie es dazu kam.

Dionys: „Nun lass mich bitte alleine, ich muss mich um einige Dinge kümmern.“

Ayleen fragte verdächtigend: „Und was genau sind das für Dinge?“

Dionys: „Ich kümmere mich um meine Angelegenheiten und du dich um deine. Es ist nicht notwendig, das wir über alles sprechen. Die Hauptsache ist, dass es das Unternehmen weiter bringt, was es tut. Oder frage ich dich über deine privaten Projekte aus, welche die Firma finanziert?“

Ayleen erwiderte nichts darauf, sondern wandte sich von ihm ab und stolzierte aus seinem Büro.

Dionys rief sogleich Noel, seinen Assistenten, zu sich in den Visualisierungsbereich.

Dionys: „Ich will sofort Ayleens Reise rekonstruieren.“

Noel: „Gut, ich bereite es gleich vor.“

Mit grösster Besorgnis sagte Dionys: „Nein, jetzt und hier. Ich helfe mit. Das hat oberste Priorität.“

Sofort erschien an der Wand eine Landkarte. Ein roter Punkt bewegte sich darauf. Fortlaufend kamen Daten hinzu, sowohl visuelle, als auch akustische. Die Daten stammten von Handys und Computern, aber auch von öffentlichen Überwachungskameras und aus Blickwinkeln, die nicht erklärbar waren. Der rote Punkt war Ayleens Handy, dem sie während der ganzen Reise im Schnelldurchlauf folgten. Jede Begegnung die sie machte, verfolgten die beiden Männer detailliert und Dionys befahl manchmal, eine Person zu markieren.

Nach dem Ende der Reise, folgten sie den Handys der sechs markierten Personen bis zur Gegenwart.

Dionys zeigte auf eine Frau und sagte: „Folge ihr weiter. Ich will wissen was sie tut.“

Noel: „Natürlich.“

Dionys sagte besorgt: „Du schläfst nur wenn diese Frau da schläft. Du darfst keine Sekunde verpassen! Sie dürfen nie herausfinden wer Ayleen ist.“

Noel ging und liess Dionys in Ruhe einige Anrufe tätigen.

Als der Buchhalter Andreas, Dionys Büro betrat, lief gerade ein Bericht über eine Demonstration im Fernsehen. Die Demonstrationen richtete sich gegen den weltweiten Aufkauf von Wasserquellen durch private Konzerne.

„Unsere Freunde und unsere Feinde schreiten voran, also dürfen wir nicht zurückbleiben.“, sagte Dionys zur Begrüssung und fuhr fort: „Wie kommst du mit der Übernahme voran?“

Andreas: „Die Kredite stehen, die Verträge warten nur noch auf wenige Unterschriften. Das Tiefkühlimperium ist schon bald deins, wenn du das wirklich wünschst.“

Dionys: „Auch die Expansionskredite für die Tiefkühlfirma stehen?“

Andreas: „Ja, heute gewährt worden. Es ist mir immer noch ein Rätsel wie du das hinbekommen hast, in Anbetracht dessen, dass du kaum Sicherheiten besitzt. Willst du wirklich ein solches Risiko eingehen? Move ist selber noch nicht stabil. Du könntest alles verlieren.“

Dionys: „Es gibt keinen anderen Weg. Schau bitte, dass Ayleen nichts von diesem Investment erfährt.“

Andreas: „Klar. Doch Ayleen ist nicht das Problem. Die Steuerverwaltung ist das viel grössere Problem. Wenn jemand herausfindet, was hier alles getrieben wird, gehst du ins Gefängnis! Mach dir lieber deswegen Sorgen!“

Dionys sagte abfällig: „Ich bin wirklich kein sorgloser Mensch, doch die Steuerverwaltung oder eine andere Regierungsbehörde interessieren mich nun wirklich nicht.“

Andreas: „Das wird sich gewiss ändern, wenn du so weiter machst. Nimm diese Sache hier: Wie um alles in der Welt soll ich den Ausbau des Kellers rechtfertigen? 23 Millionen die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben, bei einem Unternehmen, das steuertechnisch noch immer Verlust schreibt. Wofür brauchen wir diese Kühlaggregate eigentlich?“

Inzwischen fragte sich Andreas, warum er diesen Job überhaupt angenommen hatte.

Dionys: „Ich zahle dir ein Vermögen, damit du dir deinen Kopf wegen solcher Details zerbrichst. Ich würde jetzt spontan sagen, dass die Aggregate für die Kühlung der Move-Server bestimmt sind.“

Dionys Aufmerksamkeit war inzwischen auf den Bildschirm seines Computers abgewandert.

Andreas: „Aber klar doch. Die sind zwar erst vor drei Monaten ersetzt worden, doch das fällt bestimmt nicht auf.“

Noel stürmte aufgeregt herein, sodass Dionys sich gezwungen sah, den Buchhalter weg zu schicken. Sobald sie ungestört waren, berichtete Noel: „Die markierte Frau sass in einem Kaffeehaus auf São Miguel und tippte eine Mail in ihr Handy, als jemand aus heiterem Himmel eine Waffe auf sie richtete und abdrückte.“

Dionys fragte ungeduldig: „Hat sie die Mail abgeschickt? Was stand darin?“

Noel: „Ich weiss nicht, ich war zu abgelenkt. Aber ich kann nachschauen.“

Dionys kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Noel sich endlich Zugang zum Mobiltelefon der markierten Frau verschafft hatte.

Dionys las die Nachricht so schnell es nur ging: „Ich frage mich, wer neben Dionys über die Befugnis verfügt, stellvertretend für das Move-Unternehmen zu sprechen, Entscheidungen zu treffen und Einrichtungen zu besuchen, die der Geheimhaltung unterstehen. Bitte versichern Sie mir, dass diese Frau Namens Ayleen Luvis einer ausreichenden Überprüfung unterzogen wurde, denn mir ist sie nicht bekannt. Dieser Umstand bereitet mir grosse Sorgen.“

Dionys: „Hat sie die Nachricht abgeschickt?“

Noel prüfte es nach und sagte: „Nein, der Text endet hier weil sie nicht weiter geschrieben hat. Die Nachricht ist definitiv nicht verschickt worden.“

Dionys stand noch immer unter Strom und sagte: „Wo befindet sich das Handy in diesem Moment?“

Noel: „Es befindet sich am Tatort. Der Bildschirm ist im Ruhezustand. Die Polizei hat es noch nicht angefasst.“

Dionys: „Sofort alles auf dem Handy löschen! Nichts darf rekonstruierbar sein.“

Noel leitete den Vorgang umgehend ein.

Noel: „Du scheinst nicht weiter schockiert zu sein, über die Tatsache, das gerade ein Mensch getötet wurde.“

Dionys: „Das interessiert mich nicht. Diese Nachricht ist genau das, was ich unbedingt verhindern wollte. Nur dem gilt meine derzeitige Sorge. Ist das Handy endlich gelöscht?“

Noel sagte schockiert: „Oh nein! Der Löschvorgang ist unterbrochen worden.“

Dionys: „Was ist da los? Wiederhole es und zeig mir die Liveaufnahme der Handykamera auf meinen Bildschirm!“

Auf dem Video liess sich ein Defekt erkennen. Das Glas vor der Kameralinse musste zerbrochen sein. Das Handy fiel kürzlich zu Boden, wie die Bewegungssensoren meldeten. Genau auf den Senden-Knopf.

Dionys schrie: „Ist es gesendet worden?“

Noel: „Teile sind weg, ich versuche sie zu löschen. Sei still.“

Dionys drehte vor Sorge fast durch und es gab nichts was er tun konnte, ausser den Mund zu halten und Noel arbeiten zu lassen.

Dann sagte Noel endlich: „Das Handy ist gelöscht. Bis auf einen Baustein konnte ich das Mail vollständig löschen.“

Dionys: „Also erreicht doch ein Teil der Mail seinen Empfänger?“

Noel: „Ziemlich sicher kommt es als Spam an, wenn überhaupt. Und es enthält nur Bruchstücke der Nachricht, die zunächst aufwendig entschlüsselt werden müssten. Das wird ganz sicher niemand machen.“

Dionys: „Diese Empfängeradresse ist nicht gerade leicht herauszufinden. Wenn sie eine Mail kriegen, werden sie keinen Aufwand scheuen, herauszufinden was darin steht. Was steht in der entschlüsselten Nachricht?“

Noel: „VI MOV AY und jede Menge wertlos gewordene Sonderzeichen.“

Dionys schrie, riss seinen Monitor vom Tisch und warf diesen in den Pool.

Dionys: „VI ist ein Teil von Luvis, MOV ist Move und AY steht für Ayleen. Das ist der verfluchte Kern der Nachricht!“

Tief besorgt fügte Dionys an: „Sie werden das Handy untersuchen und feststellen, dass jemand es merkwürdigerweise gelöscht hat. Was wenn sie die Nachricht entschlüsseln können?“

Noel: „Das Handy ist leer, alle Aufzeichnungen sind gelöscht, niemand wird nachvollziehen können wo diese Frau sich aufgehalten hat oder mit wem sie gesprochen hat. Beruhige dich, niemand wird die Nachricht je lesen oder entziffern können.“

Dionys: „Hast du genau überprüft, dass sie mit niemandem über Ayleen gesprochen hat?“

Noel: „Das hat sie ganz sicher nicht. Sie traf sich mit einer Freundin, die ihr von einer Kollegin berichtete, die sie als herablassend bezeichnete. Darauf hin muss ihr Ayleen wieder in den Sinn gekommen sein und sie begann mit dem Schreiben der Nachricht. Glaube mir, es ist alles wieder in Ordnung.“

Beim verlassen des Büros fügte Noel an: „Und der neue Bildschirm ist schon bestellt.“

2025 Der letzte Milliardär

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