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Neues Kapitel: Zwischenstation auf einer Abwärtsspirale

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Das Jahr 2021 - vier Jahre später

Schwester Maria wartete am Flughafen in Buochs (Schweiz, Kanton Obwalden). Der Privatjet rollte gerade die letzten Meter zu seinem Standplatz. Gespannt und mit einem Lächeln im Gesicht schaute sie zu der sich öffnenden Flugzeugtüre. Sie war einen Nonne, diese Art der Vorfreude auf einen Mann geziemte sich nicht, also unterdrückte sie ihr Lachen. Ein chinesischer Geschäftsmann, vielleicht vierzig Jahre alt, trat aus dem Flugzeug und stieg die wenigen Stufen hinunter. Maria lief auf ihren Gast zu. Sie reichte ihre Hand zur Begrüssung und sagte: „Dylan, es freut uns, Sie wieder in der Schweiz willkommen zu heissen.“

Auf dem Rücksitz des Rolls Royce Phantom, den ein Chauffeur nach Engelberg lenkte, wandte sie sich erneut an Dylan und sagte: „Wie schon in den Mails besprochen, gibt es da ein Problem mit der Studiengebühr für Ihre Tochter Siara Zhao. Wir haben eine Verzögerung festgestellt.“

Dylan: „150‘000 Franken das Semester, so lautet doch die Vereinbarung.“

Maria: „Gewiss, das ist die Studiengebühr. Doch Sie erinnern sich an unsere private Vereinbarung. Der Spezialservice für Ihre Tochter. Die Lebensmittel, die gemäss Ihrer Anweisung für sie importiert werden sollen, sind nicht gerade günstig.“

Dylan: „Fisch aus dem Meer, Quellwasser, Algen und mindestens drei Jahre alte, tiefgefrorene Lebensmittel. Das kann doch keine Million im Jahr kosten.“

Maria: „Das nun wiederum nicht, doch denken Sie nur mal an das Wasserrückgewinnungs-System für Siara. Das muss auch in Stand gehalten werden.“

Dylan: „Natürlich. Ich habe jedes Jahr bezahlt. Bitte haben Sie noch etwas Geduld. Im Moment habe ich mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen.“

Maria: „Ich bitte Sie. Das ist Ihr Fahrzeug, Sie sind mit einem Privatflugzeug angereist, da werden Sie wohl noch diese bescheidene Gebühr für Ihre Tochter aufwenden können.“

Dylan lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf an seinem Hemd. Mit einem Lächeln wandte er sich seiner Beifahrerin zu und sagte so charmant er konnte: „Maria. Eine so zauberhafte Frau wie Sie, die sich verpflichtet hat, in Armut zu leben und Gott zu dienen, wird gewiss ein wenig Verständnis für meine Lage aufbringen können. Haben Sie etwas Geduld.“

Maria konnte es nicht verhindern, sie lächelte und fühlte sich geschmeichelt. Sofort schaute sie weg, auf den Bildschirm am Vordersitz, wo gerade die Nachrichten liefen.

Maria: „Ich werde sehen, was sich machen lässt.“

Dylan folgte ihrem Blick auf den Bildschirm und drehte die Lautstärke auf.

Nachrichtensprecherin: „Die vermehrt auftauchenden Gerüchte über die Ursache der explosionsartig gestiegenen Krankheitsfälle von der Eisgrippe mit Millionen von Todesopfern, haben den Bundesrat dazu bewegt, in Zusammenarbeit mit anderen Regierungen weltweit, eine detaillierte Untersuchung der jüngsten Vorfälle einzuleiten. Wir schalten in wenigen Augenblicken live zur Pressekonferenz nach Genf, wo Staatsoberhäupter der Welt ihre Bevölkerung gleichzeitig über die Erkenntnisse dieser bislang streng geheim gehaltenen Forschungsarbeit informieren.“

Dylan: „Schau an, es ist ihnen also doch aufgefallen.“

Maria: „Schweigen Sie, ich möchte das hören.“

TV-Bericht, Bundesrat: „In den letzten beiden Jahren erkrankten weltweit zahlreiche Menschen an der Eisgrippe. Typisch für diese Krankheit sind unerklärliche Erfrierungsmerkmale an der Haut oder den unterschiedlichsten Organen. In vereinzelten Fällen kann die Krankheit sogar zum Tode des Patienten führen. Die Zahl der Erkrankten hat kontinuierlich zugenommen und wir können leider auch heute noch nicht ausschliessen, dass sie weiter zunehmen wird. Wir setzen weltweit unsere Ressourcen ein, um ein Heilmittel zu finden, doch bisher blieben unsere vereinten Bemühungen vergebens. Zur Ursache dieser Krankheit gibt es einiges richtig zu stellen. Entgegen anders lautenden Gerüchten, ist es unserem internationalen Forscherteam sehr wohl gelungen, den Krankheitserreger zu identifizieren. Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um eine Art von feinem Sand, der in unser Wassersystem gelangt ist und sich darüber weltweit verbreitet. Die chemische Zusammensetzung, aus der dieser Sand besteht, ist unbekannt - also bisher auf der Erde nicht entdeckt worden. Daher gehen wir gegenwärtig davon aus, dass dieser Sand beim Meteoritenabsturz im Jahr 2018 in das Ökosystem der Erde gelangte und sich seither auf der Erde verbreitet. Entgegen anders lautender Behauptungen, ist der Regen, der vom Himmel fällt, absolut ungefährlich. Der Sand ist dort in zu geringer Konsistenz enthalten, als dass er dem Menschen etwas anhaben könnte. Der Sand lagert sich allerdings in gewissen Pflanzen und Tieren ab, jedoch ohne diesen etwas anzutun. Die Substanz kann deshalb aber, über die Nahrung zum Menschen gelangen, wo sie bei gewissen Menschen krankheitserregend ist. Dies betrifft nicht alle Menschen, gegenwärtig laufen die Forschungen auf Hochtouren, um herauszufinden, wer und warum jemand gegen den Sand immun ist. So erhoffen wir uns, baldmöglichst ein Medikament zu entwickeln. Es sind auch nicht alle Lebensmittel kontaminiert, es gibt bereits effektive Tests, die feststellen können, ob ein Lebensmittel vom Sand kontaminiert ist. Ich kann Ihnen garantieren, dass dies in der Schweiz nicht der Fall ist. Nichtsdestotrotz erarbeiten wir derzeit ein Notfallszenario. Die Ernährung der Menschen auf diesem Planeten muss auf jeden Fall sichergestellt sein, daher können wir im schlimmsten Fall auf Algen-Nahrung umstellen. Algen können den Sand auf natürliche Weise ausscheiden. Darüber hinaus ist uns die Entwicklung einer kostengünstigen Abdichtungsmasse auf Quantriniumbasis gelungen, die Wasser überall effektiv und dauerhaft abweisen kann. Sie sehen, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Diese Situation ist eine Herausforderung für die Welt, doch vereint werden wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen können, davon sind wir alle überzeugt.“

Maria hielt sich die ganze Zeit über ihre Hand vor den Mund, schockiert über das Gehörte.

Maria: „Das ist schlimm!“

Dylan: „Hier ist es nicht schlimm. In Teilen der USA ist es schlimm. Auch vielerorts in China und anderen asiatischen Ländern. Doch hier ist es vergleichsweise harmlos.“

Maria: „Bezahlen Sie deshalb für die Sonderbehandlung?“

Dylan: „Darauf darf ich nicht antworten.“

Maria: „Wissen Sie mehr über diese Sache?“

Dylan: „Angeblich soll der Regen unbedenklich sein, bloss die Lebensmittel nicht. Dennoch arbeiten sie am Versiegeln von Räumen. Wozu das, wenn der Regen nicht gefährlich ist?“

Maria: „Ich habe keine Ahnung. Ich weiss nur, das Ihre Diät für Siaras Gesundheit hilfreich ist. Sie war nicht einmal krank im Gegensatz zu anderen Kindern. Auch aufgrund dieser Informationen vom Bundesrat scheinen Sie vorausschauend gehandelt zu haben. Zu vorausschauend, wenn Sie mich fragen.“

Dylan: „Seien Sie vorsichtig. Darüber dürfen Sie mit niemandem reden. Versprechen Sie mir das. Ausserdem waren auch Sie niemals krank. Haben Sie Siaras Diät ebenfalls mitgemacht?“

Maria: „Eine Unterstellung ist das. Unerhört!“

Dylan sagte nichts, zog bloss seine Augenbraue hoch.

Maria: „Nun gut, ich verspreche es. Ich werde schweigen, wenn Sie mir im Gegenzug verraten, was Sie wissen.“

Dylan: „Das etwas nicht stimmt auf dieser Welt, ist gewiss vielen aufgefallen. Irgendwas transportiert diese Substanz, doch das mal ausgeschlossen. Woher kommt diese Substanz eigentlich? Das ist eine gute Frage, die der Bundesrat gestellt hat. Was denken Sie?“

Maria: „Es erscheint mir plausibel, dass der Meteorit diesen Sand brachte.“

Dylan: „Woher kam der? Sie als Astronomin sollten das doch wissen.“

Maria: „Ich würde sagen aus dem Asteroidengürtel.“

Dylan: „Gerade erst kürzlich hab ich doch was dazu gelesen. Genau! Haben Sie gewusst, dass man früher der Überzeugung war, dass sich an diesem Ort mal ein Planet befand? Der Planet Phaeton. Er soll bei einer Kollision mit einem grösseren Asteroiden in Stücke gerissen worden sein.“

Maria: „Ach ich bitte Sie, diese Theorie ist längst überholt. Als nächstes wollen Sie mir noch weiss machen, dass dort die Vorgänger der Menschen lebten und vor der Zerstörung des Planeten auf die Erde flüchteten, um Atlantis zu bauen. Das ist lächerlich.“

Dylan: „Ziehen Sie für einen Moment die Möglichkeit in Betracht, dass es vor uns schon einmal eine Zivilisation gegeben hat. Hier oder hier in der Nähe. Es ist möglich, dass in diesem Milliarden Jahre alten Sonnensystem schon zuvor eine hochkultivierte Zivilisation gelebt hat. Und es ist möglich, das sie - genau wie wir heute - ihren Planeten verseucht haben. Wenn nun ein solcher Rest, ein Steinbrocken eines verseuchten, gesprengten Planeten plötzlich auf der Erde landet, dann ist es durchaus möglich, dass so etwas passiert, wie es heute passiert. Denken Sie nicht?“

Maria: „Grundsätzlich ist diese Theorie möglich. Doch sie scheitert daran, dass die Gesamtmasse aller Objekte des Asteroidengürtels kleiner ist, als die des Erdmonds.“

Dylan: „Ja, das ist natürlich wahr.“

Er schaute nachdenklich aus dem Fenster.

Maria sagte schmunzelnd: „Es sei denn, die Theorie stimmt, dass viele Planeten innen hohl sind. Wenn dem so ist, wäre auch der Planet Phaeton innen hohl gewesen und die Masse würde wieder stimmen.“

Dylan drehte seinen Kopf blitzartig um und schaute Maria an.

Er sagte langsam: „Eine vergangene Zivilisation und ihre - auf der Erde - toxisch wirkenden Überreste, bescheren uns diesen Sand. Könnte es wirklich da her kommen?“

Maria begutachtete Dylan ungläubig. Zu ihrer Überraschung schien er sich tatsächlich Gedanken über ihre Worte zu machen.

Maria: „Sie ziehen mich auf, hab ich recht? Ich hatte das im Scherz gesagt.“

Dylan: „Natürlich.“

Maria: „Kann es sein, dass Sie einfach meiner Frage ausweichen wollen? Woher kommt der Sand nun?“

Dylan: „Genau auf diese Frage habe ich ehrlich auch noch keine Antwort. Man braucht jedoch kein Professor zu sein um zu merken, dass mit dem Wasser etwas nicht stimmt. Doch ich sollte umkehren, ich muss dringend etwas nachprüfen.“

Maria: „Jetzt kommen Sie schon, in fünf Minuten sind wir beim Internat. Ihre Tochter freut sich schon so sehr auf Sie.“

Dylan: „Sie haben recht. Ich bin extra hergeflogen, um Siara unsere Wohnung in Hong Kong zu überschreiben. Sie ist jetzt volljährig. Vielleicht ist das die letzte Gelegenheit, meiner Tochter überhaupt noch etwas vermachen zu können. Niemand kann sagen, wie sich alles entwickeln wird.“

Maria: „So ist es, allerdings war es auch schon immer so und wird gewiss für immer so bleiben.“

Dylan lächelte, auch wenn er durch ihre Worte nicht wirklich beruhigt wirkte.

Maria: „Ich mag Sie, Dylan. Darum werde ich für den Rest der Zeit, in der Siara bei uns ist, für sie sorgen. Auch wenn Sie die Gebühr nicht aufbringen können. Schliesslich haben Sie mit Ihrem Wissen sowohl Siara geholfen, als auch mir.“

Dylan: „Ach Maria, Sie sind die Beste. Wenn nur Ihr Orden nicht wäre, wir wären morgen verheiratet.“

Beschämt und trotzdem geehrt blieb Maria zurück im Wagen, während Dylan ausstieg und seine Tochter begrüsste. Die beiden sahen glücklich aus und Maria war stolz, Dylan zum Bleiben überredet zu haben. Das durfte sie auch sein, schliesslich sollte es das letzte Zusammentreffen zwischen Dylan und Siara sein.

2025 Der letzte Milliardär

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