Читать книгу Lebensgeschichten - heiter bis wolkig - Monika Anders - Страница 8
Motorradfahren strengstens verboten
ОглавлениеMein Vater hatte in der Nachkriegszeit ein Motorrad von BMW mit Beiwagen gefahren. Darin fuhr er später gerne meine Mutter spazieren. Die Gefahren des Motorradfahrens waren ihm allerdings ebenfalls bestens bekannt.
Mein erster Freund, der sowieso für meinen Vater völlig unsichtbar sein musste, besaß ein Moped. Er war 18 – mein Freund, nicht das Moped – und ich 17, gerade aus der Schule raus und ins Berufsleben eingestiegen.
Er besuchte mich oft in seiner Mittagspause auf meiner Arbeitsstelle in Köln und wir aßen dann eine Kleinigkeit zusammen an einer Frittenbude. Abends kam er auch zu unserem Haus, was selbstverständlich strengstens verboten war. Niemand bemerkte aber etwas davon, weil er prima den Schrei eines Käuzchens nachahmen konnte und mein Schlafzimmer zur Straße hin lag. So saß ich also Nacht für Nacht in meinem geöffneten Schlafzimmerfenster, während meine Eltern im Parterre auf der gegenüberliegenden Seite vor dem Fernseher saßen.
Einmal geschah es aber, dass mich mein Vater sonntagsmittags mit meinem Freund an der Ecke zu unserer Straße sah. Dass es nur ein Bekannter sei, konnte ich ihm erklären, denn er kannte meinen Freund ja nicht. Aber er sah mir eindringlich in die Augen und befahl mir: Steig mir bloß nicht auf das Ding.
Er ging wieder in Richtung Haus. Wir warteten noch eine kurze Zeit, dann stieg ich auf und wir fuhren los. Plötzlich sagte mein Freund: „Dein Vater steht an der Ecke.“ Er hatte ihn im Rückspiegel entdeckt.
Oje, dachte ich, das gibt Stücke.
Später erfuhr ich von meiner Mutter, dass sie „Blut und Wasser“ geschwitzt hätte, weil mein Vater wütend und aufgebracht durchs Haus gelaufen und gebrüllt hätte: „Da steigt die doch einfach auf das Ding. Wenn die nach Hause kommt, dann kann die was erleben.“ Er konnte sich nicht beruhigen.
Meine Mutter dachte schon an Mord (kleiner Scherz), aber sie hatte furchtbare Angst um mich und fürchtete sich vor dem Moment, wo ich wieder nach Hause kommen würde.
Ich klingelte an der Tür und allen Gewohnheiten zum Trotz öffnete mein Vater. Er stemmte beide Arme in die Seiten und sah mich mit puterrotem Kopf an.
Ich sagte nur leise: „Papa“. Und schon lagen wir uns in den Armen und ich weinte. Alles war wieder gut. Meine Mutter war noch sehr lange böse mit mir, weil ich ihr solche Sorgen bereitet hatte.