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White Lies und Black Lies

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Im angloamerikanischen Raum unterscheidet man zwischen »White Lies« und »Black Lies«. Sehr treffend. Weiß ist die Farbe der Unschuld, Reinheit, Erleuchtung. Schwarz verbinden viele Menschen mit Unglück, Verbotenem und Unrecht. Erstere Lügen sind nicht schädlich, moralisch vertretbar und folgen positiven Beweggründen. Es sind gut gemeinte Lügen. Sie sind sozial akzeptiert und werden daher auch prosoziale Lügen genannt oder auch erwünschte Lügen. So gesehen ist die Fähigkeit zu lügen auch eine Sozialkompetenz. Sie schützt uns davor, andere unnötig zu verletzen. Prosoziale Lügen kommen zum Einsatz, wenn wir anderen ein gutes Gefühl geben möchten und wissen, dass es uns auch selbst nutzt. Mittels subjektiver Kosten-Nutzen-Berechnungen überlegt sich jeder blitzschnell, ob sich eine prosoziale Lüge rentiert oder nicht. Je größer die Erwartung bezüglich des eigenen Nutzens der Lüge ist und je geringer ihre Kosten sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie erfolgt. Wir schmeicheln Vorgesetzten, da wir insgeheim hoffen, dass sie uns bei der nächsten Gehaltserhöhung berücksichtigen. Teenies loben den trockenen Kuchen der Tante, da sie auf eine kleine Taschengeldaufbesserung aus sind. Wir loben das Aussehen unserer Freundin, obwohl sie ausgemergelt und fahl wirkt, weil wir ihr ein gutes Gefühl geben wollen. Wir loben das Essen unseres Mannes, obwohl wir uns insgeheim denken: »Uah, versalzener geht es kaum noch.« Wir wollen aber seinen Aufwand wertschätzen. Diese Art der prosozialen Lügen wird von der Bevölkerung als moralisch vertretbar, ja als willkommen angesehen.

Prosoziale Lügen sind der unausgesprochene Code für ein respektvolles Miteinander. Mit diesen Lügen bewirkt man häufig Gutes.

Auch in Unternehmen wird jede Menge gelogen. Wir loben den Kollegen für seine Präsentation, die in Wirklichkeit eine Folienschlacht war; wir rühmen den Chef für seine Strategie, obwohl er die Idee geklaut hat; wir belügen die Kollegin, den Rangniedrigeren, den Azubi, Kunden, Lieferanten – und warum? Weil wir dadurch die Basis für ein respektvolles und harmonisches Miteinander schaffen. »White Lies« fallen sozusagen in die Kategorie Flunkern oder Schwindeln. Wir lügen für einen guten Zweck und mit besten Absichten.

Und dennoch kann eine prosoziale Lüge auch Negatives bewirken: Wenn ein Ehemann die Trennung von seiner Frau hinauszögert, weil er das gemeinsame Kind vor den bevorstehenden Abschlussprüfungen nicht belasten will. Stattdessen macht er gemeinsam mit seiner Noch-Frau weiterhin neue Anschaffungen fürs Haus, bucht Urlaube und erwidert jedes »Ich liebe dich« mit einem »Ich dich auch«. Wäre es da nicht besser, auf solch eine Lüge zu verzichten und Frau und Kind nicht in einer Scheinwelt zu lassen, die irgendwann ohnehin zerstört wird?

Das Gegenteil der weißen Lügen sind die sogenannten »Black Lies«, die antisozialen Lügen, die allgemein als moralisch inakzeptabel angesehen werden. Es sind egoistische, betrügerische Lügen. Es wird bewusst getäuscht, meist mit einer bösen Absicht. Diese bösen Lügen sind solche, mit denen man seinem Gegenüber oder einer Drittperson schaden will. Das kann eine bewusste Täuschung sein oder das absichtliche Verschweigen wichtiger Informationen. Ob eine Lüge gut oder schlecht ist, hängt von der Motivation ab. Denken Sie nur an Heiratsschwindler. Bis zur Hochzeit spielen sie den perfekten Partner, nach der Eheschließung jedoch zeigen sie ihr wahres Gesicht und nutzen die Situation schamlos aus.

Die Körpersprache der Lügner

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