Читать книгу Die Körpersprache der Lügner - Monika Matschnig - Страница 7

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Ich täusche, also bin ich: Unaufrichtigkeit als gesellschaftlicher Kitt

»Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab.«

WILLIAM SHAKESPEARE,

Auszug aus: Wie es euch gefällt (As You Like It)

Haben Sie sich in dem einen oder anderen Beispiel wiedererkannt? Haben Sie das Lügen mal aus einer anderen Perspektive betrachtet? Ist Lügen wirklich immer böse?

Denken Sie an die zehn Gebote, explizit an das achte: »Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.« Früh maßregeln Eltern ihre Kinder: »Du darfst nicht lügen.« Das prägt sich ein. Wer einen Menschen bewusst belügt, »versündigt« sich gegen die Wahrheit und raubt, davon sind viele überzeugt, seinem Mitmenschen die Würde. Lügen ist also offenbar immer noch eine Sünde. In Epheser 4, Vers 25 steht geschrieben: »Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.« Doch im selben Atemzug steht in Vers 29: »Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, auferbaut, und denen, die es hören, Nutzen bringt!«

Differenzieren wir das mal: Wir sollten andere nicht grundlos beschuldigen, ihnen Schaden zufügen oder gegen das Recht arbeiten. Doch selbst in der Bibel, in dem oben zitierten Vers 29, steht ja ebenfalls: Soziale Lügen sind erlaubt, denn sie sind der Kitt der Gesellschaft.

Es geht nicht ohne die Wahrheit, aber auch nicht immer ohne die Lüge. Das Leben ist ein Balanceakt zwischen beiden.

Das Interessante jedoch ist: Spricht man mit Menschen, dann sehnen sie sich stets nach der Wahrheit und sind gegen die Lüge. Oder haben Sie schon einmal jemanden getroffen, der anderes behauptet hätte? Dabei laufen die Lügen bei fast jedem von uns im Alltag mit, ob mehr oder weniger bewusst.

Viele Menschen bestehen darauf, ihre Wahrheit nach außen tragen zu dürfen, und sie fordern sie auch von anderen ein. Doch beides hat seinen Preis. Denn etablierte Lügen wie Komplimente, Höflichkeitsfloskeln, gesellschaftliche Rollenspiele, zurückgehaltene Emotionen oder Hierarchietoleranz gewährleisten den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Ohne all das scheitern Ehen, zerbrechen Familien und Freundschaften, gehen Geschäftsbeziehungen in die Brüche, misstrauen Mitarbeiter. Das Paradox: Die so gelobte Wahrheit baut häufig keine Nähe auf, sondern erzeugt Distanz. Sie isoliert und macht uns mitunter recht einsam.

Sie sehen: Die Lüge ist eine Art gesellschaftliches Bindemittel. Doch gilt das für alle Lügen? Welche Arten von Lügen gibt es überhaupt? Und was hat jemand, der lügt, für Motive? Welche Lüge ist tolerierbar und welche nicht? Wann sollten Lügen aufgedeckt werden? Tauchen wir ein in die Welt der guten und der bösen Lügen.

Was ist die Wahrheit?

Die Wahrheit gibt es nicht. Der Philosoph Friedrich Nietzsche sagte schon, dass Wahrheiten Illusionen sind. Erinnerungen sind immer subjektiv und Worte haben für jeden eine andere Bedeutung. Somit ist Wahrheit auch immer ein Stück Lüge, Wirklichkeit immer auch Trug.

Die Körpersprache der Lügner

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