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Tourthema A „Kammergräber“

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Etwas wirklich Besonderes und für die Besichtigung Lohnenswertes sind die vielen individuell ausgestalteten Kammergräber in Apulien. Sie haben sich in Tarent, Gravina di Puglia, Manfredonia, Arpi bei Foggia, Tiati, Salapia, Monte Sannace bei Gioia del Colle, Canosa, Egnathia/Fasano, Mesagne, Rudiae und Cavallino bei Lecce erhalten und sind glücklicherweise an einigen Orten zu besichtigen. Steigt man in diese Grabkammern hinab oder besichtigt im Museum ihre Rekonstruktion, besonders ihre Malereien und ihre reiche Ausstattung, bekommt man einen besonderen Einblick in die Gesellschaftsstruktur jener Zeit und in die antiken Vorstellungen von Luxus.

Es handelt sich nicht um einfache Bestattungsorte, sondern um große unterirdische Kammergrabanlagen, ausgeschmückt mit Wandmalereien, Mosaiken, Reliefen, Stuckdekorationen und Bauskulpturen. Sie dienten jeweils größeren Gruppen oder Familien über einen längeren Zeitraum als Grablege. Die Toten wurden darin auf aufgemauerten Steinbetten (Klinen) gebettet und mit zahlreichen Beigaben für ihre Reise ins und den Aufenthalt im Jenseits ausgestattet. Auffällig ist die Individualität der Anlagen, keine gleicht der anderen. Einige besitzen säulengeschmückte Fassaden, andere entfalten erst im Inneren ihre Pracht. In Canosa kann man eine Führung zu den im modernen Stadtraum verteilten Anlagen bestellen, in Egnathia (Abb. 22), Gravina di Puglia und in Monte Sannace sind sie am ursprünglichen Ort zu besichtigen, und die besonders prächtigen Gräber aus Arpi wurden im Museum von Foggia teilweise wiederaufgebaut. Auch die prachtvoll ausgemalten Halbkammergräber aus Mesagne wurden im dortigen Museum für den Besucher rekonstruiert. Die meisten besitzen einen langen Zugang (Dromos) mit oder ohne Treppenstufen. Er wurde nach jeder Bestattung zugeschüttet und mußte für Nachbelegungen erneut geöffnet werden. Die Umbauten und unterschiedlichen Aufmauerungen der seitlichen Stützwände sowie die verschiedenen Putzschichten wie z.B. bei der Tomba della Medusa in Arpi belegen diese Praxis. Nicht alle dieser Gräber waren zugänglich. Die sogenannten Halbkammergräber wie in Monte Sannace und Mesagne konnten ebenso dekorativ ausgemalt und ausgestattet werden, besaßen jedoch keinen Dromos und waren meist nur für eine Bestattung vorgesehen.

Die wenigen spätarchaischen Kammergräber in der griechischen Kolonie Taras/Tarent aus dem späten 6./frühen 5. Jh. v. Chr. sind die ältesten Apuliens. Sie bestehen aus solidem Quadermauerwerk. Die Decke größerer Kammern wird von Säulen getragen. Entlang der Wände wurden steinerne Sarkophage aufgestellt. Die Beigaben für die Verstorbenen werden in Inneren und in den Dromoi plaziert. Die im Kammergrab entlang der Wände aufgestellten Särge erinnern an die ebenso aufgestellten Klinen (Speisesofas) im Andron, dem Speiseraum eines griechischen Hauses und somit an das Symposion, das gemeinsame Mahl. Die Kammergräber dieser Zeit scheinen keine Familiengräber zu sein, sondern die einer politisch-gesellschaftlich zusammengehörigen Schicht, möglicherweise einer aristokratischen Oberschicht. Die Anlage der Kammergräber in Apulien beginnt also mit den besondern Exemplaren in Taras im späten 6. Jh. v. Chr. Im Hinterland finden wir sie erst ab dem 4. Jh. v. Chr. als noch relativ unregelmäßige Anlagen mit meist ovalen Kammern wie in Gravina di Puglia. Im späten 4. und vor allem im 3. Jh. v. Chr. ist dies dann ein verbreiteter Grabtyp in Apulien und erfährt verschiedenste Ausschmückungen. Er wird bis ins 2. Jh. v. Chr. verwendet.

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