Читать книгу Tara - Nancy Omreg - Страница 12

10 Nachfeier im Viertel

Оглавление

Ein Wasserfall überflutete mich am nächsten Mor-gen in meinem Bett. Das Zimmer über mir schien einen Rohrbruch zu haben. Bei dem Versuch aus dem Bett zu springen rutschte ich auf dem nassen Boden aus und fiel hin… und wachte auf.

Ich lag im Bett. Der vermeintliche Wasserfall war lediglich ein Traum gewesen, hervorgerufen durch das Duschgeräusch von Fine. Ich streckte meine Beine unter der Decke heraus um mir ein wenig Abkühlung zu verschaffen und rieb mein Gesicht. Ein böser Fehler wie ich beim Anblick meiner nun geschwärzten Hände feststellte.

Ich setzte mich im Bett auf, streckte mich und ließ meinen Kopf kreisen um den Nacken zu entspannen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Ich griff nach meiner Uhr, welche mir anzeigte, dass es bereits um elf Uhr war. Fine schien richtig fertig gewesen zu sein, so lange wie sie geschlafen hatte, wo sie sonst so eine Frühaufsteherin war.

Als ich herzhaft gähnte und mich zurück in die Kissen fallen ließ, kam Fine gerade aus dem Bad.

„Oh guten Morgen. Na hattest du schön geträumt? Du redetest im Schlaf von irgendeinem Typen.“ Fine grinste.

Ich dachte nach. Langsam fiel mir ein, dass ich von dem fremden Mann aus der Bar geträumt hatte. Jedoch hatte ich keine weitere Erinnerung mehr an diesen Traum, außer das ich sein Gesicht deutlich vor meinem geistigen Auge betrachtete. Als Antwort zuckte ich nur die Schultern. Fine wusste ja, dass ich ohne Kaffee morgens nicht ansprechbar war.

Ich beschloss erst einmal ausgiebig zu duschen. Ich hoffte in ein paar Tagen auch die seltsame Begegnung mit dem Fremden vergessen zu haben. Ich brauchte jetzt keine weitere Aufregung nach der Trennung von Max und schon gar nicht, das meine Gedanken sich nur noch um einen Mann drehten, den ich nicht kannte und wo ich noch nicht einmal wusste, ob ich ihn nun gestern erneut zweimal gesehen hatte oder nicht. Als ich merkte, dass meine Gedanken bereits wieder zu ihm wanderten, schüttelte ich heftig den Kopf, als ob ich sie abschütteln könnte. Fine klopfte an die Tür.

„Tara? Es tut mir leid, aber du musst dich ein bisschen beeilen. Wir müssen um Punkt zwölf Uhr draußen sein, sonst berechnet uns Hilde noch eine Nacht. Ich weiß, es ist meine Schuld, ich habe zu lange geschlafen. Aber ich war so fertig. Naja, aber beeil dich.“

Da ich nicht wusste, wie lange ich bereits unter der Dusche stand und keine Lust hatte ungeschminkt die Pension zu verlassen, trocknete ich mich schnell ab und stürmte aus dem Bad.

Fix sammelten Fine und ich unsere Klamotten ein, schminkten uns etwas und verließen fünf vor zwölf überpünktlich das Zimmer.

Der Mann von gestern saß wieder auf einem Stuhl neben der Rezeption und las eine Zeitung.

Wahrscheinlich war er hier Stammgast. Von Hilde war jedoch nichts zu sehen. Wir drückten auf die Pen-sionsklingel. Niemand kam. Gebannt verfolgten wir den Minutenzeiger der Uhr, welche hinter der Rezeption an der Wand hing.

Sechs Minuten nach um zwölf tauchte Hilde auf. Mit einem raschen Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass es bereits nach zwölf Uhr war.

„Da werd’ ihr wohl noch ne Nacht blechen müssen“, meinte sie.

Ich wollte gerade schon protestieren, als der Mann hinter der Zeitung bereits sich wieder einmischte.

„Die Mädels steh’n bereits seit fünf vor zwölfe hier. Die könn nich dafür, wenn du dich ewich nich aus-mährst. Die ham schon jeklingelt jehabt.“

Mit zusammengebissenen Lippen erledigte Hilde die letzten Formalien zum Ausbuchen.

„Juuten Tach noch“, sprach sie und verschwand gleich wieder in der Küche.

„Hat ja nix mit euch zu tun. Wir ham uns imma in de Wolle wenn ich mich in ihr Jeschäft einmische. Aba ich kann nich zuseh’n, wenn se Leute unjerecht behan-deln tut", murmelte der Mann hinter der Zeitung. Wir meinten, dass es schon in Ordnung wäre, bedankten uns und wünschten ihm einen schönen Tag. Er murmelte dies ebenfalls zurück.

„Es war richtig schön gewesen. Ich bin froh, dass du mich zu diesem Wochenende überredet hast und ich bin jederzeit bereit wieder hierher zu fahren“, meinte ich zu Fine als wir draußen waren. Freudestrahlend schaute sie mich an.

„Siehst du, ich habe doch gesagt, dass dir das gut tun wird. Aber Vorsicht, ich könnte dich jedes Wochenende nach Berlin schleppen“, neckte mich Fine.

„Kein Problem“, meinte ich. Fine machte große Augen und fing schelmisch an zu grinsen. „Na, nicht dass da doch der Tobi hinter deiner Berlinbe-geisterung steckt?!“

„Ne ne, keine Angst…“, ich senkte den Blick‚

,…der nicht’, fügte ich im Stillen noch hinzu und gab mir innerlich eine Ohrfeige für diesen Gedanken.

Während der Zugfahrt versuchten wir unsere Augen offen zu halten. Die Müdigkeit steckte uns noch immer in den Knochen. Da halfen auch der Kaffee und das Brötchen nicht, die wir am Bahnhof zu uns genommen hatten.

Ich war sehr froh, als ich in meine Straße einbog und bedauerte Fine, die noch ein paar Minuten länger mit der Straßenbahn unterwegs war. Filou wartete bereits auf meinem Schuhabtreter als ich die Treppen hoch kam.

Mehr als ein kurzes Streicheln konnte ich ihm jedoch nicht bieten. Ich schloss meine Wohnungstür auf, ließ die Tasche fallen, während ich mit dem Fuß die Tür wieder schloss. Auf dem Weg zum Schlafzimmer entledigte ich mich bereits meiner Klamotten und stürzte nur im Slip in mein Bett. Das ewige Wachliegen und Grübeln eh ich einschlafen konnte und dazu der unruhige Schlaf hatten mir einige Kraft geraubt. Drei Sekunden später schlief ich bereits wieder tief und fest.

Als ich wieder zu mir kam, war es bereits achtzehn Uhr und dreißig Minuten. Ich streckte mich. Leider war ich nun zu munter, als mich wieder herumzudrehen und bis zum Morgen weiter zu schlafen. Also stand ich auf und stellte mich unter die Dusche, um den restlichen Schlafschleier gänzlich zu beseitigen. Ein Blick in meinen Spiegel sagte mir, dass meine Schminke beim Schlafen super gehalten hatte, nichts war verwischt oder entfernt wurden. Wenn das nur immer so wäre.

Manchmal, wenn ich neben Max aufgewacht war und mich am Vorabend nicht abgeschminkt hatte, sah ich aus wie ein Clown. An einem Auge saßen Lidstrich und Lidschatten noch perfekt, dafür fehlte die Wimpern-tusche. Das andere Auge hatte nur noch stellenweise einen Lidstrich oder gar keinen mehr und der Lidschatten hatte sich in meinem Gesicht verteilt. Die Wimpern waren jedoch noch perfekt gestylt gewesen. Ich wickelte mich in mein großes Badehandtuch ein und wollte gerade meinen Kühlschrank inspizieren, als es an der Tür klingelte.

Ich schaute zum Fenster hinaus, um zu sehen, wer es war. Draußen stand Sabine. Freudig winkte sie mir hoch. „Na, was gibt es denn?“, rief ich hinunter.

„Ralle fand, dass Wölfchen letztes Wochenende fiel zu glimpflich weggekommen war. Er hatte noch soviel Schnaps übrig, weil viele schon vom Bier total bedudelt waren und nichts weiter geschafft hatten. Da hat er gemeint, wir überfallen Wölfchen heute, machen noch ein Abschlussgrillen und vernichten seine Schnapsreste. Hast du Lust mitzukommen?“

Oh weh, nicht noch mehr Alkohol. Aber ich hatte schon letztes Wochenende mich nicht bei Wölfchen blicken lassen und mich überhaupt in meinem Viertel in letzter Zeit sehr rar gemacht. Also rief ich Sabine zu, dass ich mitkomme und sie kurz warten solle, damit ich mir was anziehen konnte. Gut, dass ich noch geschminkt war, so brauchte ich nur fix in Hosen und einen Pulli schlüpfen, Mantel darüber und ich war fertig.

Freudestrahlend umarmte mich Bine, so wie wir sie nannten.

„Ich freue mich, dass du mitkommst.“ Sie hakte sich bei mir unter und wir schlenderten die paar Schritte bis zum Haus von Wölfchen.

An der Ecke Benkertstraße, die wir überqueren mussten, saß Jan auf einem Stuhl bei einem Tee. Bine errötete leicht, als Jan sie strahlend begrüßte. Es liefen bereits Wetten, wann die beiden endlich zueinander finden würden. Er betrieb eine kleine Glasbläserei und schrieb lustige Kurzgeschichten. Das passte zwar überhaupt nicht zusammen, wenn man den muskulösen Jan mit seinen kurzen blonden Haaren so betrachtete, aber es passte super zu Bine, die gerne Gedichte schrieb. Überhaupt hatten die beiden viel gemeinsam. Ihre ruhige und freundliche Art, sie konnten stundenlang über Gott und die Welt philosophieren und sie waren beide so schüchtern.

„Hast du nicht gehört, dass Wölfchen heute noch eine Fete gibt?“, fragte ich ihn.

„Doch schon, aber ich wusste nicht so genau, ob ich hin gehen sollte. Ich hatte nicht so die Lust.“ Er lächelte Bine an, sie lächelte verlegen zurück.

„Willst du heute da nur so hier herum sitzen und Tee trinken?“ Er zuckte die Schultern und lächelte weiter Bine an. Ich spielte zwar ungern Amor, aber das konnte sich echt niemand anschauen. Also packte ich ihn am Arm und versuchte ihn hochzuziehen. Es war nicht gerade einfach bei seinem Gewicht auf Grund seiner Muskelmasse. Bine wirkte wie eine zarte Elfe neben ihm.

„Los du kommst jetzt mit“, meinte ich und meine Stimme zeigte ihm, dass ich keinen Widerspruch dulden würde. Er stellte seine Tasse ab und ließ sich bereitwillig mitziehen, immer noch Bine anlächelnd.

Zwei Häuser weiter waren wir schon bei Wölfchen. Er hatte seine Haustür zu beiden Seiten geöffnet, frei nach dem Motto „Mi casa is su casa“ konnte jeder kommen und gehen wie er wollte.

Wir gingen durch den Hausflur in den Hof, wo Bänke und Stühle aufgebaut waren und in die Erde gesteckte Laternen und aufgehangene Lampions brannten. Die Kinder von Robert, genannt Robse und seiner Frau Lisa kamen auf uns zugerannt, gefolgt von ihrem großen Familienhund „Charlie“, ein Mischling zwischen Leonberger und Schäferhund. Der kleine Timmi, welcher der Sohn von Peter und Nele war, tapste ebenfalls auf uns zu. Für seine eineinhalb Jahre lief er schon sehr gut. Ich nahm den Kleinen hoch und kitzelte ihn. Er lachte und strampelte.

Am Grill stand Ralle und versuchte „Ratte“, den Mischlingsrüden von Ella und Frank aus der Benkertstraße zu erklären, dass er keine Wurst bekam, egal wie viel Männchen er machte. Links vom Grill war auf einem Tisch die ganze Schnapssammlung aufgebaut. Ole und sein Kumpel Toto begutachteten gerade die Flaschen und überlegten wohl, was sie als nächstes probieren wollten. Rechts vom Grill, am Stamm des großen, alten Kastanienbaums waren auf zwei Tischen Salate, Brot und Ketchup und Senf aufgebaut. Ich setzte Timmi bei Nele und Peter ab und ging zu Wölfchen, um ihn zu begrüßen.

„Ne, die Tara!“, brüllte er mich an und hob mich gleich hoch, sodass meine Füße den Boden verließen. Und das obwohl er, sogar gut fünf bis zehn Zentimeter kleiner war als ich. „Oh ich freue mich!“, und schon drückte er mir einen dicken feuchten Schmatzer auf die Wange.

Ich lachte und wischte mir die Sabber ab. „So Mäusl, nun must du aber mit mir was trinken. Du hast ja noch gar nicht auf meinen Geburtstag angestoßen.“

Erschrocken stellte ich fest, dass ich ihm noch gar nicht gratuliert hatte. Schnell holte ich das nach.

„Jaja, schon gut Mäusl.“ Er legte seinen Arm um meine Schultern, drückte mich an sich und führte mich zum Schnapstisch. „Also du hast die 'Wahl der Qual'. Magst du es eher natura oder süß oder herb oder mit Kräutern oder in irgendwelchen Geschmacks-richtigungen, wie Pfeffi, Kirsch oder Apfel, hoch-prozentig oder soft…?“

Ich atmete tief durch und stieß die Luft hörbar aus. Das war echt eine Auswahl. Ich wusste kaum wo ich anfangen sollte. Ich entschied mich als erstes für einen sauren Apfel. Großzügig schenkte mir Wölfchen ein. Der halbe Plastikbecher voller Schnaps. Gut, dass ich mich für sauren Apfel entschieden hatte. Sich selbst goss er einen Sambuca ein. Er hielt ihn mir unter die Nase und ich roch den puren Alkohol. Der zählte eindeutig zu der Sorte, die sich anbrennen ließ.

Zufrieden stieß Wölfchen mit mir an. Ich trank darauf, dass er mal eine Freundin finden würde, die ihn unter den Tisch trinken könnte und er meinte, das wäre auch sein sehnlichster Wunsch. Wir lachten. Dieser kleine Suffkopp.

Wir redeten noch bisschen und dann entschuldigte ich mich, dass ich mir erst einmal etwas zu essen suchen musste. Ich stellte mein Glas an den freien Platz neben Paula ab, die sich auch riesig freute mich zu sehen und ging zu den Salaten.

Ein paar andere Bekannte aus der Benkertstraße standen ebenfalls gerade dort. Wir begrüßten uns und schnappten einander die Löffel zu den Salaten weg. Mein Pappteller sah gefährlich beladen aus. Vorsichtig balancierte ich den Teller zurück zu meinem Platz.

„Da hat aber jemand ganz schönen Hunger. Und ich dachte ich würde für zwei essen“, staunte Paula. Mir fiel ein, dass ich den ganzen Tag bis auf das Brötchen vom Bahnhof noch nichts gegessen hatte. Ich bedankte mich noch einmal bei Paula für das schöne Halsband, das ich beim Konzert getragen hatte und sie wollte alles genau vom Wochenende wissen.

„Hast du auch jemanden kennen gelernt?“, fragte sie mich und ihre Augen glitzerten wissend. Ich über-legte, ob und in wie weit ich ihr von dem Fremden erzählen sollte. Vielleicht könnte sie mir sogar helfen ihn wiederzufinden, mit irgendwelchen esoterischen Mitteln, wie Pendeln oder so. Aber letztendlich entschied ich mich doch dafür, von ihm nichts zu erzählen. Nach den Erlebnissen beim Konzert und vor der Pension war ich mir nicht mehr so sicher, was davon wirklich real gewe-sen war.

„Ja, na ja, da gab es schon einen der mir gut gefiel“, druckste ich daraufhin herum und konzentrierte mich wieder auf meinen Teller.

„So, so“, meinte Paula und ich spürte ihren zweifelnden Blick, aber sie bohrte nicht weiter nach.

Stattdessen lenkte sie das Thema auf sich und erzählte, dass sie gerade dabei waren ein paar Umbauten in ihrem Haus vorzunehmen für das erwartete Baby. Das war das Tolle an Paula, sie merkte sofort, wenn man über ein Thema nicht sprechen wollte und ging dann auch nicht weiter darauf ein. Ihre mitreisende Art zu erzählen lenkte mich von meinem geheimnisvollen Fremden ab und ich konnte den Abend mit viel Spaß und meinen Nachbarn genießen.

Ich hatte ungefähr zehn Schnapssorten inzwischen probiert. Allerdings zog ich es vor, mir die Mengen selbst einzuschenken, denn bei Wölfchens Einschenkeart wäre ich bereits nach fünf Schnäpsen restlos hinüber gewesen. So war ich zwar genug angeheitert um nicht zu frieren und meinen Spaß zu haben, aber nicht genug um auf die Anmachversuche von Ralle und Wölfchen einzugehen, die sich inzwischen wie eifrige Hähne um mich bemühten.

Auf einmal bekam ich einen Tropfen auf die Nase. Ich schaute nach oben und der nächste tropfte mir direkt ins Auge. Ich blinzelte. Der nächste traf mich auf der Stirn. Gerade als ich die Handfläche nach oben drehen und sagen wollte, dass ich glaube, dass es regnet, ergoss sich ein Wolkenbruch über uns. Selbst die fast über den ganzen Hof reichenden Äste der Kastanie konnten diesen monsunartigen Regenschauer nicht abhalten.

Die Leute, die trotz vorgerückter Stunde noch geblieben waren, da sie entweder keine Kinder hatten, am nächsten Tag nicht arbeiten mussten oder einfach noch keine Lust hatten nach Hause zu gehen, schrien auf und sprangen nach einander hoch. Sie hielten sich ihre Jacken, Kissen oder Teller über den Kopf und rannten in den Hausflur.

Zusammengedrängt standen wir, ungefähr fünfzehn übrig gebliebenen Nachbarn da und drückten uns aneinander, damit diejenigen, die an den offenen Seiten stehen mussten nicht noch nasser wurden. Aber es half nicht, der Wind bließ den Regen direkt zu uns herein. Wir hatten es alle nicht weit. Wir alle wohnten entweder auf der Benkertstraße oder Mittelstraße, doch ganz in den Regen treten wollte irgendwie dennoch niemand.

Wir hielten unsere mit Schnaps gefüllten Becher in der Hand und tranken und redeten noch in der Hoffnung, dass der Regen bald nachlassen würde.

Nach einer viertel Stunde fingen wir jedoch an einzusehen, dass es sich einregnen tat und es nicht so schnell aufhören würde. Die ersten verabschiedeten sich und nach und nach gingen immer mehr.

Auch ich verabschiedete mich und bedankte mich bei Wölfchen für die schöne Feier und „Speis’ und Trank“. Ich zog meinen Ledermantel über meinen Kopf und rannte so schnell es ging nach Hause. Als ich an Jans Haus vorbei kam, hielt ich kurz inne. In seiner Wohnung brannte noch Licht und er hatte wohl vergessen seine Fensterläden zu schließen. Ich wusste nicht warum, aber ich riskierte einen neugierigen Blick hinein und fing an bis über beide Ohren breit zu grinsen.

Auf dem Sofa saßen Jan und Bine Arm in Arm bei einer Flasche Wein und küssten sich zärtlich. Die beiden hatten heute auch auffällig oft und lange nebeneinander gesessen bei Wölfchen, jedoch waren sie getrennt gegangen. Wahrscheinlich sollte es noch niemand mit bekommen. Aber ich wusste es.

Uuuuiiii. Jeder konnte es wissen, der hier vorbei-gegangen war, denn jeder hätte rein schauen können. Und es mussten viele hier vorbei. Naja, hier konnte man sowieso nichts geheim behalten.

Der Regen tropfte mir von der Nase und ich nässte immer mehr durch, also löste ich mich von dem süßen Anblick der Beiden und rannte weiter nach Hause. Jetzt spürte ich auch die Kälte, nicht einmal Filou trieb sich noch auf meinem Fußabstreicher herum, sondern zog es vor in seiner warmen Wohnung zu sein. Schnell schloss ich die Tür auf, zog mich aus und meinen warmen Schlafanzug an und sprang ins Bett.

„Mist“, fluchte ich und stand wieder auf. Mit den nassen Haaren konnte ich so nicht schlafen. Also föhnte ich mir meine Haare trocken, wobei sich die Wärme bei dem Schnapsgenuss nicht gerade gut auswirkte und ging danach zurück ins Bett. Bis zum Kinn deckte ich mich zu und gähnte herzhaft. Wie schön, dass ich morgen erst um elf Uhr die erste Vorlesung hatte, dachte ich mir und fing an sorglos einzuschlummern. Während ich einschlief hörte ich in der ferne eine samtweiche, dunkle Stimme meinen Namen rufen.

Tara

Подняться наверх