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Seefahrer

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Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf die Federn der Schwalben, als Jack sich auf den Heimweg zum Haus des Barden machte. Auf dem Meer, das immer noch von weit entfernten Stürmen aufgewühlt war, lag Schaum. Die Luft war jedoch wundervoll klar, und alle Geräusche waren meilenweit zu hören. Jack hörte, wie Bruder Aiden in seiner kleinen Hütte, die die Form eines Bienenkorbs hatte, die Glocke läutete. Der Ton vibrierte wie eine singende Harfensaite, bevor er im tief dunkelblauen Himmel verklang – ganz anders als eine Kuhglocke. Diese Glocke hatte mit einer Kuhglocke so viel gemeinsam wie eine Kuh mit einer Nachtigall.

König Brutus hatte diese Glocke tief unten in einer alten Truhe im Kloster des heiligen Filian gefunden. Und da das Kloster schon eine Glocke besaß und die neu gefundene ohnehin zu klein für eine so große Anlage war, hatte der König sie ins Dorf geschickt. Bruder Aiden war begeistert davon. Noch vor einer Woche hatte er ein rostiges Instrument benutzen müssen, das eher gescheppert als geklungen hatte.

Jack hörte die neue Glocke jetzt zum ersten Mal, und ihr Klang erfüllte ihn mit einer Sehnsucht, die er nicht recht begreifen konnte. Es läutete wieder. Bruder Aiden kniete wahrscheinlich schon und betete; die Glocke sollte diejenigen herbeirufen, die am Gottesdienst teilnehmen wollten. Jack fand es merkwürdig, dass Geräusche weiter getragen wurden, als er sehen konnte, denn Bruder Aiden war so weit weg, dass Jack nicht einmal das Feuer vor seiner Hütte ausmachen konnte.

Thorgil sagte, dass Laute niemals starben. Sie behauptete auch, dass die Nordmänner in Nächten, wenn Lichter am Himmel tanzten, ihre Toten rufen hörten. So etwas hatte Jack noch nie erlebt, und er konnte auch gut darauf verzichten.

Die Glocke läutete zum dritten Mal, und gleich im Anschluss ertönte vom Meer ein grauenvolles Heulen. Jacks Hand fuhr zum Messer. Das Heulen verblasste zu einem Schluchzer, dann verstummte es. Jack stand da wie erstarrt, und sein Blick suchte die Wellen ab. Er sah einen langen, andersfarbigen Fleck im Meer, der sich aufs Land zubewegte, doch dann verschwand er wieder.

Wahrscheinlich Seetang, dachte Jack. Trotzdem starrte er aufs Meer hinaus, bis die einbrechende Dunkelheit ihn zum Aufgeben zwang.

Im Haus des Barden brannte ein Feuer aus Treibholz mit grünen, roten und gelben Flammen. In einem Eisentopf brodelte es, und der Duft von Pilzen stieg daraus auf. Alles war so, wie es sein sollte. Die gemalten Vögel an den Wänden bewegten sich im Feuerschein, und die Blätter eines ebenfalls gemalten Blumengartens schienen in der Brise zu wehen.

Jack wollte den Barden fragen, ob er den Schrei gehört hatte, als ihm auffiel, dass der alte Mann einen sehr großen, zerrupft aussehenden Vogel mit Fischstückchen fütterte. Thorgil hockte neben ihm und schien sich – dem Gekrächze nach zu urteilen – angeregt mit ihm zu unterhalten. Sehr glücklich sah sie nicht aus, und Jack vermutete, dass der Barde sie mit Drohungen dazu gebracht hatte.

„Sieh mal, was der Sturm hergetrieben hat“, sagte der Barde. „Hol uns etwas von dem Eintopf, während ich unseren Freund zu Bett bringe.“ Er drängte den Vogel in eine mit Stroh ausgelegte Ecke. Jack fiel auf, wie unsicher der Vogel hüpfte und dass einer seiner Flügel auf dem Boden schleifte.

„Was ist das?“, fragte er.

„Ein wahres Wunder“, antwortete der Barde begeistert. „Er ist ein – was sagtest du, Thorgil?“

„Ein Albatros“, knurrte sie mürrisch. Sie war blass und hatte eine schlimme Prellung im Gesicht, aber davon abgesehen schien sie sich erholt zu haben.

„Er ist ein Besucher aus dem fernen Süden, und damit meine ich sehr fern“, sagte der Barde. „Stell dir das vor! Es gibt ein Land, von dem selbst ich noch nie gehört habe. Es ist ein Land voller Berge aus Eis, die den ganzen Winter ächzen und in Inseln zerbrechen, wenn es Sommer wird.“

„Das klingt wie Jötunheim“, stellte Jack fest.

„Das dachte ich anfangs auch, aber Seefahrer – das ist der Name des Vogels – sagt, dass dort nur Vögel und Robben leben. Es ist so abgelegen, dass ich seine Sprache nicht verstehe. Zum Glück kann Thorgil ihn verstehen.“

Jack holte die Schalen, legte ein Stück Brot in jede und löffelte den Eintopf darauf.

„Der arme Kerl hat die volle Wucht des Sturms abbekommen und sich dabei den Flügel ausgerenkt. Thorgil hat ihn in der Brandung herumzappeln sehen und ihn hergetragen.“ Der Barde war ganz aufgeregt wegen ihres neuen Gastes, und Jack nahm an, dass Grund dafür nicht der Vogel an sich war, sondern die Geschichten über ein ganz neues Land, die sie zu hören bekommen würden. Der Barde war an Neuem immer sehr interessiert.

Jack und Thorgil setzten sich zum Essen auf den Boden. „Eine so große Möwe habe ich noch nie gesehen“, sagte Jack und beobachtete den Vogel, der unruhig in seiner Ecke herumhüpfte.

„Etwas wie ihn habe ich auch noch nie gesehen“, bestätigte der Barde. „Als er hier ankam, war er auch nicht besonders freundlich – er hat versucht, mir die Augen auszuhacken –, aber ich habe ihn mit einem Angstzauber unter Kontrolle gebracht. Jetzt herrscht zwischen uns eine Art Waffenstillstand. Er braucht meine Hilfe, aber er wird sie nur bekommen, wenn er sich benimmt.“

„Diesen Angstzauber würde ich gern lernen“, bemerkte Thorgil und spießte ein Fleischstück mit dem Messer auf.

„Nicht im Traum würde ich daran denken, ihn dir beizubringen“, sagte der Barde. „Du würdest damit jedes Mal das ganze Dorf in Angst und Schrecken versetzen, wenn du schlechte Laune hast.“

Der Albatros klackte mit dem Schnabel. Jack hielt ihm auf Armeslänge ein Stückchen Fleisch hin. Der Vogel schnappte es sich, bevor er sich wieder in den Schatten zurückzog.

„Er vertraut dir“, sagte der Barde anerkennend. „Das ist sehr interessant. Deine Kräfte sind gewachsen, seit du deinen Stab verloren hast.“

Jack konzentrierte sich auf sein Essen. Es tat immer noch weh, wenn er an seinen Stab dachte. Er hatte ihn vom Baum Yggdrasil abgeschnitten. Es war ein echter Bardenstab gewesen, aber leider hatte er, Jack, nie die Chance gehabt, herauszufinden, welche Kraft tatsächlich in ihm steckte. Er hatte mit ihm die Kluft zwischen Leben und Unleben überbrückt, um Din Guardi von einem Fluch zu befreien. Und jetzt war der Stab verschwunden wie Asche im Wind.

„Diese Tat hat dir eine Tür in die unsichtbare Welt geöffnet“, sagte der Barde, der mal wieder wusste, was in Jacks Kopf vorging. „Ein Opfer, zur rechten Zeit dargeboten, ist stärker als jede Magie.“

„Die Nordmänner opfern Sklaven“, mischte sich Thorgil ein. „Aber ich habe nie gesehen, dass es denen etwas Gutes gebracht hätte.“

„Ich spreche hier nicht vom Abschlachten wehrloser Sklaven. Ich spreche von einem Mann, der sein Leben opfert, damit andere leben, oder von einer Frau, die sich zu Tode hungert, nur um die Münder ihrer Kinder zu füllen.“

„Ihr klingt wie einer von diesen jämmerlichen Christen“, sagte die Schildmaid verächtlich. Jack hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Es dauerte zwar eine ganze Weile, bis der Barde wütend wurde, aber es war trotzdem nicht ratsam, ihn zu weit zu treiben.

„Ich würde die Christen nicht so abtun, Thorgil Spatzenhirn“, sagte der alte Mann. „Sie mögen schwach wirken und einige von ihnen sind zweifellos Spitzbuben, aber sie haben oft genug Situationen überstanden, bei denen selbst dem größten Helden das Blut in den Adern gefroren wäre.“

„Die taugen doch nur, um Mistkarren zu ziehen“, sagte Thorgil unvorsichtig. „Die Zukunft gehört immer den Starken.“

„Genau dieser Glaube wird der Untergang der Nordmänner sein.“

„Untergang?“ Thorgil sprang auf. „Mein Volk wird nie besiegt werden! Unser Ruhm wird niemals sterben!“

Einen kurzen Moment loderten die Flammen im Herd hoch auf, und der Schatten des Barden wurde riesengroß. Thorgil sank auf den Boden, die Augen weit aufgerissen und verängstigt. Der Albatros stöhnte, und Jack war plötzlich ganz verschwitzt. Dann nahmen die Flammen wieder ihre normale Größe an. Der Barde war wieder der freundliche alte Mann, normal groß und ein bisschen gebrechlich.

„Guter Angstzauber“, murmelte Jack.

„Danke“, sagte der alte Mann. „Ich habe ihn von einer Seehexe auf den Orkney-Inseln gelernt.“

Die Schildmaid rappelte sich auf und setzte sich so würdevoll hin, wie sie nur konnte. Ihre Augen schossen Blitze auf den Barden.

Er achtete nicht darauf und sprach weiter. „Hier sind viele merkwürdige Dinge geschehen: die wilde Jagd, der Verlust von Gog und Magog, die Ankunft von Seefahrer, dieser Schrei vom Meer.“

„Dann habt Ihr ihn auch gehört, Herr?“, fragte Jack.

„Er war ja nicht zu überhören. Ich war auf den Klippen und habe die Wellen beobachtet“, berichtete der Barde. „Ich hatte gehofft, noch einen Albatros zu finden. Der Schrei ertönte direkt unter mir, und als ich gerade hinuntersteigen und nachsehen wollte, hat etwas den Kopf aus dem Wasser gestreckt. Es war so lang wie ein Nordmann-Schiff und hatte einen langen geringelten Schwanz.“

„Eine Seeschlange?“, rief Jack entsetzt.

„Ein noch viel selteneres Wesen. Es war eine piktische Bestie.“

„Ich wusste doch, dass wir vom Pech verfolgt sind“, sagte Jack.

„Du meine Güte“, schalt der Barde. „Nicht alles Piktische ist schlecht. Nun, jedenfalls schien die Bestie von dem Schrei angelockt worden zu sein. Sie schwamm direkt auf den Strand zu, und ich rannte zu meinem Stab. Man weiß ja nie, ob ein Monster hungrig ist oder nur neugierig. Aber es war verschwunden, als ich zurückkam.“

„Und die andere Kreatur?“

„Die konnte ich nicht finden“, antwortete der Barde. „Ich weiß aber, dass ich diesen Schrei schon einmal gehört habe … Wenn ich mich nur erinnern könnte, wo das war.“

„Wir sollten es jagen“, sagte Thorgil. Sie zog ihr Messer und hielt es ins Licht des Feuers. Ihre Bewegungen waren nach einem Jahr des Übens mit der linken Hand viel fließender geworden, aber so geschickt wie früher würde sie sicher nie werden. Ihre rechte Hand sah ganz normal aus, wenn man von dem merkwürdigen silbrigen Schimmer absah, aber sie war ungefähr so nützlich wie ein Holzklotz.

Jack wusste nicht genau, ob Thorgils Lähmung aus ihrem Kopf kam oder ob der Dämon, den sie attackiert hatte, ihr irgendeine furchtbare Krankheit verpasst hatte. Der Barde hatte versucht, sie zu heilen. Sogar Bruder Aiden hatte für sie gebetet (allerdings als sie schlief und ihn nicht anspucken konnte). Nichts von alldem hatte geholfen.

„Da draußen ist es so schwarz wie in einer Bleimine“, sagte der Barde. „Es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass du von diesem Etwas gefunden wirst als umgekehrt. Außerdem muss ich Jack einen neuen Zauber beibringen.“

Jack war begeistert. Endlich! Er hatte die letzten Monate nur damit verbracht, die Zauber zu wiederholen, die er schon kannte. Er hatte Feuer gemacht, den Wind beruhigt und das Herbeirufen von Visionen geübt. Wobei seine Visionen immer nur bedeutungslose Strände und nichtssagende Felsen gewesen waren. Der einzige neue Zauber, den er gelernt hatte, war, die Spreu vom Weizen zu trennen, indem er die Erdmagie in den Körnern anrief.

„Was ist mit mir? Wieso kann ich nicht zaubern lernen?“, fragte Thorgil bockig.

„Weil ich nicht dich als meinen Lehrling ausgewählt habe. Aber falls es dir ein Trost ist – du hast bereits gewisse Kräfte. Als du das Drachenblut geschluckt hast, wurdest du zum Teil Drache. Deswegen verstehst du jetzt die Sprache der Lüfte.“

„Ein Teil Drache?“, wiederholte Thorgil interessiert. Jack konnte beinahe sehen, was in ihrem Kopf vorging. Wenn sie zum Teil Drache war, konnte sie über ihre Feinde hinwegfliegen und Feuer auf sie speien.

Der Barde lächelte etwas gezwungen und bewies damit, dass auch er ihre Gedanken erkannt hatte. „Rechne nicht damit, dass dir in nächster Zeit Flügel wachsen. Du hast eine nützliche Fähigkeit erhalten, und als du deine Hand geopfert hast, vermutlich noch einige weitere. Vielleicht wird aus dir einmal eine Heilerin.“

Jack konnte nicht anders, er musste losprusten.

„Ganz sicher nicht“, fauchte Thorgil. „Ich bin keine Heilerin, die Zaubersprüche über Schwächlingen murmelt. Ich bin eine Schildmaid und werde eines Tages im Kampf fallen – mit dem Schwert in der Hand, auch wenn es die falsche Hand ist.“

„Dieser Weg steht dir nicht länger offen“, sagte der Barde. „Ich habe gesehen, wie die Pferde zu dir kommen und jeden deiner Befehle befolgen. Und ich habe gehört, wie du die Krähe aus dem Schlamm gehoben und Hoffnung in ihr Gefieder geblasen hast.“

„Welche Krähe? Niemand hat mich gesehen. Das habe ich nicht getan“, rief Thorgil.

„Sie ist am Haus vorbeigekommen und hat es mir erzählt“, widersprach der Barde amüsiert.

„Sie gehörte zu Odins Gefolge. Das war das Mindeste, was ich tun konnte“, gestand die Schildmaid.

„Du brauchst dich deines Mitgefühls nicht zu schämen, Thorgil. Sogar der große Olaf Einbraue hat einmal einem Mädchen die Hand hingestreckt, das sonst keiner wollte. Und jetzt werde ich Jack einen Schlafzauber beibringen. Wir müssen Seefahrers Flügel richten, bevor er für immer in dieser Haltung bleibt.“

„Das kann ich auch lernen“, sagte Thorgil eifrig.

„Nein, kannst du nicht. Aber du kannst Seefahrer für mich aus seiner Ecke holen.“

Seefahrer war nicht in der Stimmung, jemanden an seinen verletzten Flügel zu lassen. Er schnappte und schrie, als Thorgil ihn zu greifen versuchte. Sie musste ihn schließlich mit einer Spur aus getrockneten Fischstücken aus der Ecke locken. Er verschlang das Futter, hielt dabei aber immer ein Auge auf die Menschen gerichtet und stieß eine stetige Folge von Zisch- und Grunzlauten aus. Sogar Jack, der keine Vogelsprache verstand, erkannte darin einen Schwall von Beleidigungen.

„Jetzt kommt der schwierige Teil“, sagte der alte Mann, als sie den Vogel herausgelockt hatten. „Ich muss Seefahrers Flügel wieder einrenken und das wird höllisch wehtun. Ich wage es aber nicht, ihm Mohnsaft zu geben. Die Mixtur ist zu stark und könnte ihn umbringen.“

„Soll ich ihn festhalten?“, fragte Jack und betrachtete misstrauisch den scharfen Schnabel.

„Zu gefährlich. Selbst intelligente Vögel geraten leicht in Panik, wenn man ihre Bewegungsfreiheit einschränkt. Thorgil, du musst Seefahrer ablenken. Wir brauchen ihn entspannt, damit der Zauber wirken kann. Frag ihn nach dem Land, aus dem er kommt. Du kannst ihm auch von Nordland erzählen.“

Thorgil grinste, und Jack wusste ganz genau, dass sie fest entschlossen war, diesen neuen Zauber zu lernen. Sie begann, in der Vogelsprache zu sprechen. Es war eine merkwürdige Sprache voller Stöhn- und Klicklaute, und Seefahrer antwortete ihr mit Krächzern und Seufzern. Manchmal hörte es sich an, als käme seine Stimme aus weiter Ferne, wie etwas, das einem der Nachtwind zutrug. Dann wieder schrillte sie einem in den Ohren. Worüber die beiden sich auch unterhielten, der große Vogel schien davon fasziniert zu sein.

„Jetzt, Junge. Achte auf meine Hände“, wies ihn der Barde leise an. „Ich werde den Zauber nicht nur sprechen, sondern auch in die Luft malen. Seefahrer kann unsere Sprache zwar nicht verstehen, aber bei Tieren ist der Tonfall wichtig. Hör also gut zu.“

Der Barde hockte sich vor Seefahrer und begann seine Hände zu bewegen wie Seetang in ruhiger See. Es war eine schöne Bewegung, so fließend und friedvoll, dass man ihr stundenlang hätte zusehen können. Jack fand, dass es aussah wie sichtbar gemacht Musik. Der Barde begann in einer einschläfernden Stimme zu sprechen, bei der Jack sich innerlich plötzlich warm und sicher fühlte. Die Worte waren dabei nebensächlich. Der Barde hätte genauso gut „tra-la-la“ sagen können, aber sein Singsang ergab tatsächlich einen Sinn.

Du treibst auf einem stillen Teich … treibst … und treibst … es ist das weichste Bett, das du jemals hattest und … treibst … treibst … weicher als die Schwingen deiner Mutter … sicherer als deines Vaters Schatten … niemand kann dir etwas tun … alles ist friedlich … du treibst … du wirst seeeeehr müüüüüde …

Jacks Kopf fuhr hoch. Vor seinen Augen verschwamm alles, und er musste sich zur Konzentration zwingen. Einen Moment lang sahen die Hände des Barden tatsächlich genau wie Seetang aus, und Jack erkannte, dass der Zauber ihn zu überwältigen drohte. Er kniff sich selbst mit aller Kraft.

Seefahrer hockte mit halb offenem Schnabel da. Er blinzelte das langsame Blinzeln der Seevögel, bei dem sich eine milchige Haut von der Seite über die Augen schiebt, bevor sich die Lider schließen. Seine Beine klappten langsam unter ihm zusammen, bis er auf dem Boden saß. Jack kniff sich noch einmal. Warm … sicher … du treibst …

Thorgil kippte um, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie wird einen neuen blauen Fleck haben, dachte Jack vage und versuchte, seine Sinne beisammenzuhalten. Dann fiel auch Seefahrer auf die Seite.

„Schnell, bevor er aufwacht“, murmelte der Barde. „Drück seinen guten Flügel dicht an den Körper.“ Jack gehorchte, und während er den Anweisungen folgte, umfing sie der langsame Singsang des alten Mannes wie in einer riesigen schimmernden Spirale. Der Barde packte den anderen Flügel und zog ihn mit einer schnellen Bewegung lang. Es ertönte ein hörbares Klicken. Seefahrer schrie auf, aber seine Augen blieben geschlossen. Er lag immer noch auf dem Boden und schlief.

„Das ging doch gut“, sagte der Barde energisch und klopfte sich die Hände ab. „Ich lasse ihn noch eine Weile schlafen. Du solltest Thorgil auf die Seite drehen, Junge. Sie liegt auf dem Gesicht und wenn ich mich nicht irre, steckt ihr ein Strohhalm in der Nase.“

Nebelrache

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