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Warum gute Ratschläge meist scheitern.

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Die meisten guten Ratschläge sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil Menschen sich – stark vereinfacht gesagt – nur dann ändern, wenn die in Aussicht stehende Belohnung größer ist als die erforderliche Anstrengung. Wichtig dabei: Wie verführerisch eine Belohnung (bzw. ein Zielzustand oder Zielverhalten) ist, entscheidet die Adressatin oder der Adressat eines guten Ratschlags, nicht etwa die Rat gebende Person! Vielleicht mögen Sie Ihre Kinder so lebhaft, wie sie sind, und Sie legen gar keinen Wert auf einen Waschbrettbauch. Da ist sie wieder: Die persönliche Brille, durch die jeder von uns die Welt sieht. Die meisten Ratgeber/-innen blicken mit ihrer Brille auf das Leben des anderen, was in Formulierungen wie »Also, ich an deiner Stelle würde ja xy machen!« oder »Wenn ich du wäre, würde ich …« ziemlich deutlich durchschimmert. Ich bin aber nicht du. Auch Sätze wie »Warum machst du nicht einfach …?« leiden unter diesem Fehlschluss, denn was für Person A »einfach« ist, muss es für Person B noch lange nicht sein. Sonst hätte B es vielleicht ja schon probiert. Je unterschiedlicher die Lebensmodelle und Werte sind, desto krasser unterscheiden sich die Dioptrien unserer Wertungsbrillen. So kommt es dann zu unfreiwillig komischen Ratschlägen, nach denen der Punkrocker die E-Gitarre in die Ecke stellen, sich die Haare kämmen und bei Onkel Werner als Azubi anheuern soll.

Wenn der Änderungswunsch an eine andere Person gleich mit einem guten Ratschlag kombiniert wird (also einer Empfehlung, wie die oder der andere die Änderung hinkriegen kann), macht man oft alles nur noch schlimmer. Gründe für das Scheitern guter Ratschläge gibt es viele:

•Die oder der andere möchte vielleicht gar keinen Rat. Auch wenn sie/er das Thema selbst angesprochen hat, will sie/er vielleicht gar keinen Lösungsvorschlag, sondern sich nur etwas »von der Seele reden«. Mein Eindruck ist, dass viele Wortgefechte zwischen Frauen und Männern auf diesem Missverständnis beruhen. Frauen wollen reden, Männer präsentieren zackig Lösungen. Dann ist Frau enttäuscht, weil Mann nicht geduldig zuhört, und Mann findet die Reaktion zickig. Ein Klischee, sicher, aber oftmals beobachtet.

•Mit einem Ratschlag manövriert man sich in eine überlegene Position (ich sage dir, was du tun sollst). Insbesondere bei ungebetenen Ratschlägen weckt dies häufig Abwehr oder sogar Aggressionen. Der Inhalt dringt dann gar nicht mehr durch.

•Die oder der andere ist gerade emotional so aufgewühlt, dass sie/er keinen klaren Gedanken fassen kann und den Ratschlag gar nicht richtig versteht bzw. nicht in der Verfassung ist, ihn aufzunehmen.

•Der Ratschlag geht an der Lebenswirklichkeit und an den Werten des Gegenübers vorbei. Sie oder er fühlt sich unverstanden und reagiert enttäuscht (»Wie kann der/die mir so etwas raten? Das passt doch gar nicht zu mir!«).

•Der Ratschlag wird überlagert von einer (momentan oder dauerhaft) problematischen Beziehung: Von meinem unfreundlichen Chef lasse ich mir gar nichts sagen; meine Mutter hat schon immer versucht, sich in alles einzumischen; im Moment bin ich nicht gut auf meinen Kollegen zu sprechen usw.

•Der Ratschlag streut Salz in eine offene Wunde: »Genau das habe ich schon vergeblich versucht! Das funktioniert bei mir nicht.« (Oder aggressiver: »Meinst du nicht, da wäre ich auch schon selbst draufgekommen?!«)

Es ist also heikel, jemanden mit Ratschlägen zu beglücken. Ratschläge sind eben auch Schläge, wie ein Sprichwort warnt. Das gilt zumindest häufig und trägt dazu bei, dass mehr oder weniger »gut gemeinte« Ratschläge verpuffen. Was Sie dagegen tun können? Erteilen Sie Ratschläge nur dann, wenn Sie darum gebeten werden. Wenn Sie unsicher sind, ob der andere jetzt gerade einen Rat möchte, fragen Sie ihn: »Willst du meine Meinung dazu hören?« Und seien Sie nicht beleidigt, wenn die Antwort »Nein« lautet.

Warum es Bullshit ist, andere ändern zu wollen

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