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1. Polygamie in Schwarzbärbach
ОглавлениеMitten in Deutschland treibt doch tatsächlich ein sehr potenter Urbayer mit mehreren Frauen ganz ungeniert Polygamie. Dass heißt mitten in Deutschland stimmt nicht ganz. Es passiert genauer gesagt am nordöstlichen Stadtrand einer bekannten Oberbayerischen Großstadt. Wo anders wäre so etwas allerdings wohl auch niemals denkbar. Ein höherer Bayerischer Staatsbeamter, Hautfarbe natürlich weiß, ist dort offensichtlich schon viele Jahre nicht nur mit einer rassigen Dunkelhäutigen von den Kapverdischen Inseln verheiratet, sondern auch noch mit anderen dunkelhäutigen Frauen ‚verbandelt’. Die Kinder dieser Frauen haben nämlich unverkennbar alle seine Gesichtszüge. Er ‚treibt’ es gleich mit drei solchen rassigen Kreolinnen (in Worten, ‚D r e i’ rassige Kreolinnen mit den Namen Corazon, Maricel und Yannina), die mit ihm und den merklich hellhäutigeren, gemeinsamen Kindern, die sie natürlich alle nur von ihm empfangen haben, irgendwo verschwiegen in einem Weiler (sehr kleines Dorf) wohnen.
Wolfgang heißt der glückliche Zeitgenosse, den die überaus hübschen und reizenden Vollblutfrauen geradezu anbeten und ständig nur glücklich machen wollen. Unschwer erkennen kann man das auch nahezu ständig daran, dass sie meist Umstandskleider tragen. In ihren Gesichtern dominiert stets ein fröhliches Lächeln. Zu sehen bekommen sie nur die Bewohner der beiden Höfe des Weilers und etliche Familien, die etwas abseits wohnen. Nie drang bisher auch nur eine Silbe über diese ‚ungewöhnlichen’ Verhältnisse nach Außen. Der Hof gegenüber, das fast schlossähnliche ‚Hofmarkrichtergut’, ein uralter Rittersitz, gehört Wolfgangs Bruder Klaus. Aus dem in dem Weiler etwas weiter davon entfernt gelegenen zweiten Bauernhof, der ‚Beim Grundhofer’ genannt wird, stammt Wolfgangs Mutter. Sie ist eine Schwester des verwitweten Hofeigentümers Hans Bittner (61), der mit seinen betagten Eltern und drei Helferfamilien den sehr großen Hof bewirtschaftet. Er selbst wohnt in einem großen, neu gebauten, Bauernhaus.
Der Grundhofer und seine Familie haben also allen Grund, wenn man sie um die sonderbaren Verhältnisse um Wolfgang und seine Frauen fragt, sich unwissend zu stellen. Die übrigen Bewohner in dem Weiler verhalten sich ähnlich. Auch die Familien in den Wohnungen der früheren ‚Zubauanwesen’, ehemaligen ‚Gesindehäusern’, die alle zum Hofmarkrichtergut gehören, und der drei Mehrfamilienhäuser, haben nämlich gute Gründe, zu diesen Verhältnissen nie rein gar nichts zu wissen. Eigentümer der Häuser ist zum Teil Wolfgang oder sind seine beiden Brüder Klaus und der Albert. Der Albert ist ein sehr erfolgreicher Schreinermeister, hat seinen stattlichen Betrieb im Nachbarort und wohnt dort auch. Bei so viel ‚Zusammengehörigkeit’ und ‚Abhängigkeiten’ ist es nicht verwunderlich, dass danach gefragt, alle in dem Weiler nie zu sagen wissen, ob dieser Wolfgang Schwaiger überhaupt jemals existiert hat. Nie drang und dringt ein Sterbenswörtchen über Wolfgangs etwas ungewöhnliche ‚Wohngemeinschaft’ mit seinen Frauen aus dem kleinen Ort hinaus.
Noch ein Wort zur Lebensform, ‚Polygamie’ oder Vielweiberei, wie man sie wohl nennen muss, des Wolfgang Schwaiger mit seinen drei Mädchen. Der kritische Leser sieht das schon richtig. Die mag ja vielleicht in moslemisch geprägten Ländern, bei den Mormonen u.a. in ein paar Südstaaten der USA und eben auch in Schwarzbärbach, Markt Guntramszell, so heißt der kleine Ort übrigens tatsächlich, etwas völlig Normales sein. Im restlichen Freistaat Bayern, in Deutschland und darüber hinaus wäre sie auch in multikulturellen Zeiten absolut undenkbar. Außerhalb von Schwarzbärbach hätte man zumindest im außerordentlich toleranten Südbayern nach Außen eine solche Konstellation höflich bestenfalls als ‚scheinbar ein wenig ungewöhnlich’ bezeichnet und nach angemessener offizieller (vor allem gedanklicher Be -) Ver - wunderung schließlich gesagt ‚Na und, wenn es denen gut tut, und die das brauchen, warum denn auch nicht? Manche Männer brauchen das halt. Außerdem ist das doch so eine Art Entwicklungshilfe!’ Nur hinter der vorgehaltenen Hand hört sich doch vor allem von ein paar missgünstigen Zeitgenossinnen im Marktflecken zeitweilig Manches eine Kleinigkeit anders an. Wolfgangs Mutter hält natürlich von der ersten Stunde an vorbehaltlos zu ihm. Nach dem ersten dreiminütigen Schock und einer etwas länger dauernden sprachlosen ‚Eingewöhnungsphase’ meint sie nur noch ernsthaft „Mein Gott, was ist denn da schon dabei, wenn es halt mein Sohn Wolferl so oft braucht und das ihm so gut tut. (Na also, eben. Er braucht es halt und es tut ihm doch so gut. Das ist Altbayerische, höhere Philosophie!) Er schaut schon darauf, dass es seinen Frauen auch immer ganz besonders gut tut und die auch sehr oft eine schöne Freud haben. Das ist doch so was Schönes, wenn sich die Menschen so lieben. Die sind ja alle so was von nett und so lieb. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich so gute Schwiegertöchter bekomme. Von drei Buben gleich fünf Schwiegertöchter, ja, da schauts, gell? Was soll es, bei den lieben Kindelein ist es dem Herrgott doch sowieso wurst, ob die kaffeebraun, grün, gelb oder weiß, von einer oder von zehn Frauen sind. Da ist ihm jedes lieb und recht, je mehr, desto gut. Diese Schokokrümel sind ja so was von süß. Meine Buben können es halt und tun was für das Bevölkerungswachstum und die Völkerverständigung auf der Welt. Die bösen Leut sind denen ja nur alle so neidig um die rassigen Frauen. Logisch, da, wo die herkommen, da ist die Stopferei was Wunderbares, ein von Gott gegebenes Geschenk, das man nicht oft genug sich geben kann. Und bei uns, häää, ja, da wissen doch die ganzen Weiber nicht mehr, was das ist und kriegen ihren Arsch dafür nicht mehr hoch. Die haben alle vergessen, dass es eine vom lieben Gott auferlegte besondere Pflicht der Frauen ist, eine Ehe ständig zu vollziehen und sich dem Mann immer willig und wollüstig hinzugeben, wenn ihre Körper danach verlangen. Die (Lästerer) sollen doch froh sein, dass wenigstens meine Buben etwas für die Gemeinde sehr fleißig tun. Die arbeiten damit 50 andere faul sein können. Ja, so schaut es aus in Guntramszell und Drumherum.“ Hier ist jetzt etwas vorzugreifen, um Verwirrung zu verhindern: Nicht nur Wolfgangs Brüder Klaus und Albert verlieben sich in die noch sehr jungen Schwestern der Corazon, nämlich Muriel und Monja. Auch deren beide schließlich noch unbemannten Schwestern Luecienne und Sherylinn machen schon bald zwei deutsche Männer in Schwarzbärbach und in der nahen Großstadt sehr glücklich.
Wolfgangs Bruder Klaus denkt anfangs, wie er noch nicht selbst in der Muriel ‚involviert’ ist, genau so, zuckt gefragt immer nur lachend die Schultern und meint ernsthaft „Dass der Wolfgang drei Kreolinnen als seine Frauen haben soll, das glaub ich nicht. Da haben wir doch glatt bisher noch nie nicht etwas gespannt.“ Wolfgangs Vater grinst zu solchen Fragen nur und fragt zurück „Bist vielleicht neidig? Die täten dir wohl auch schmecken?“
Und der alte Großvater sagt nur grinsend zum Wolfgang immer wieder bewundernd „Bub, du bist aber schon ein ganz großer Hundling, ein richtiger Sauhund. 1) Sax’n di aber a. Ja mi host ghaut. Da legst di nieda, 2) ich möcht auch noch mal auf die Welt kommen, und nur eine einzige von euren rassigen Weibern für ein paar Stunden erleben dürfen, gescheit herstopfa, verstehst, und dabei sterbn. Weißt, bei solchdene Weiber komm ich ja sogar in meinem Alter noch auf so saudumme Gedanken. Aber mit meinem Resei geht da nichts mehr zsamma, verstehst?! Die bringts einfach nimma.“
Die Resei meinte dazu nur „Ja, ja, ja, die täten ihm gefallen, dem alten Deppen. Da wird er lebendig. Schaut nur hin, im Kopf hätt er es noch, und wie, aber … Unglaublich! Der Hansdampf soll besser an sein Ischias und sein Rheuma denken, und nicht im Hof um die Frauen herumkasperln. Ich kann ihn gleich wieder einreiben. Dann bin ich ihm wieder gut genug, dem alten Zausel!“ Es klang nach Eifersucht und passte zur Therese, die immer schon die Überzeugung hatte „Einem Mann musst immer alles zutrauen und zum Sex höllisch auf ihn aufpassen damit er keinen Unfug machen kann bis seine Kiste zugenagelt ist und schließlich zwei Meter Erde auf ihm liegen.“
1) Altbayerischer Ausruf der Bewunderung, besonderer Ehrentitel, Ritterschlag
2) Auch eine Art Ausruf großer, spontaner Überraschung und besonderer Bewunderung (Beides ist sehr viel mehr wert als der höchst selten verliehene 'Bayerische Verdienstorden' (maximal 2.000 lebende Ordensträger).