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MEIN EINSTIEG IN EIN VEGANES LEBEN

Früher habe ich gerne Wiener, Briekäse oder eine Bratwurstsemmel auf dem Weihnachtsmarkt gegessen. Fleisch und tierische Produkte haben für mich – wie bei ganz vielen Menschen – ganz automatisch dazu gehört, ohne mir weiter darüber Gedanken zu machen.

Auf der anderen Seite mochte ich schon immer sehr gerne Tiere: wollte immer einen eigenen Hund, konnte an keinem Tier vorbeilaufen, ohne es zu streicheln oder zumindest für eine Weile zu bewundern. So ruhig und kraftvoll sehen auf der Wiese weidende Kühe aus, so zufrieden grunzend liegen Schweine in ihren feuchten Kuhlen. Ich fand jede Art von Lebewesen schon immer faszinierend und trotzdem habe ich diese Tiere lange Zeit wie selbstverständlich konsumiert.

FRIENDS – NOT FOOD

Irgendwann ist mir dann klar geworden, dass ich mit meinem Konsum und meinen Essgewohnheiten aber genau diesen Lebewesen, die ich so bewundere, Leid zufüge. Das war dann der Punkt, warum ich mit etwa 15 Jahren Vegetarierin geworden bin. Ich war glücklich und habe mich gut gefühlt: Für mich muss kein Tier mehr leiden! Käse- und Milchprodukte habe ich weiterhin konsumiert. Vegan zu leben, habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht verstanden und konnte es ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehen: Kühe geben doch sowieso Milch – warum dann nicht nutzen?

Vor ziemlich genau fünf Jahren habe ich dann angefangen, mich mehr mit der Milchindustrie zu beschäftigen und war schockiert: Auch (m)ein vegetarischer Lebensstil verursacht sehr viel Tierleid: Kühe werden zwangsbefruchtet, weil sie eben nicht »einfach so«, sondern nur mit einem neugeborenen Kalb Milch geben (ein »Aha-Moment« für mich) und werden geschlachtet, sobald die Milchleistung abnimmt. (Männliche) Kälber sind nur ein Abfallprodukt der Milchindustrie, werden kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und nach kürzester Zeit zu Kalbfleisch verarbeitet.

Genauso in der Legehennenindustrie: Legehennen werden ausgebeutet, alleine eine hohe Legefrequenz ist bedeutsam, männliche Küken werden geschreddert, vergast oder (im »besten Fall«) zu Masthähnen herangezüchtet. Für mich war damit die einzige logische Konsequenz: vegan werden!

Anfangs ist mir die Umstellung ehrlich gesagt nicht so leicht gefallen – war ich doch schon immer ein großer Käsefan und hatte zu Schulzeiten die größten Käsebrote dabei. Lange Zeit war ich auch genau die Art Person, die immer gesagt hat: »Auf Käse könnte ich niemals verzichten.« Und doch habe ich einfach mal angefangen: weniger Käse essen, mich mehr über die Massentierhaltung informieren und nach und nach Ersatzprodukte finden, bei denen nicht das »Verzicht-Gefühl« bei mir aufkommt.

Mittlerweile lebe ich seit knapp fünf Jahren vegan und für mich persönlich war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich ernähre mich viel ausgewogener und gesünder und habe dadurch zahlreiche neue Lebensmittel für mich entdeckt. Außerdem verursache ich durch meinen Konsum kein Tierleid mehr und reduziere meinen ökologischen Fußabdruck für unser Zuhause, die Erde.

Vegan leben fängt bei mir auf dem Teller an, hört dort aber keineswegs auf. Mit der Zeit habe ich gemerkt, wie viele tierische Produkte beispielsweise auch in der Mode oder der Kosmetikbranche zum Einsatz kommen, und habe mich mit tierfreundlichen nachhaltigen Produkten und verschiedenen Materialien beschäftigt.

Was mir dabei immer ganz wichtig ist: Ein veganer Lebensstil stellt keinen Verzicht dar! Es geht vielmehr um die spannende Suche nach tollen Alternativen, die dein Leben (und das der anderen Lebewesen auf unserer Erde) verschönern!

Ich freue mich darauf, mit dir all das in diesem Ratgeber zu teilen, was ich in den letzten fünf Jahren lernen durfte.

MEIN EIGENES SCHWEIN WILMA WUTZ

… Und dann ist da noch die Sache mit (m)einem Schwein, die ich euch nicht vorenthalten möchte: Seit Herbst 2019 bin ich stolze Patin meiner Schweinedame Wilma Wutz.

Wilma ist ein Bioschwein, das für den Privatbedarf eines Bauern auf dessen Hof gehalten und gemästet wurde. Im Spätherbst sollte sie schließlich für den Eigenbedarf geschlachtet werden.

Bei jedem Einkauf auf dem Bauernhof (es gibt dort viel regionales und saisonales Obst und Gemüse) konnte ich nicht anders, als sie zu besuchen. Und jedes Mal brach es mir mehr das Herz: Wilma war zutraulich, neugierig und hat es geliebt, mit der Bürste gestreichelt zu werden. Und dieses Lebewesen, das mich so an unsere beiden Hunde erinnerte, sollte geschlachtet werden?


Mein Schwein Wilma Wutz

Nach sehr vielen Gesprächen mit dem Bauern, der mir Wilma zuerst nicht verkaufen wollte, einem viel zu hohen Preis für sie und zahlreichen Anrufen bei verschiedensten Lebenshöfen in ganz Deutschland, habe ich es dann geschafft: Ich konnte die aufgeweckte Schweinedame freikaufen, habe sie Wilma Wutz getauft und sie fand einen neuen Lebensplatz: Sie lebt nun in einer Schweineherde mit anderen geretteten Artgenossen auf einem der Höfe des Rüsselsheim e. V., eines Vereins, der ehemaligen »Nutztieren« einen schönen Lebensabend beschert.

Mir ist bewusst, dass man nie alle Tiere retten und sich deshalb die Frage stellen kann, was die Rettung eines einzelnen Tieres bringt. Meine Antwort: Für das einzelne Individuum verändert sich dadurch die ganze Welt – es darf weiterleben und ein artgerechtes Leben führen.

Vegan Life

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