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Berlin, sechs Tage vor der Wahrheit
Schwester Martha öffnete mit ihrer Karte die Sicherheitstür und hetzte ihren schweren Körper durch den Gang. Als sie die Tür von Zimmer 414 erreichte, war er wieder da, der vertraute Geruch, den sie im Treppenhaus vergeblich gesucht hatte. Der Geruch nach betäubter Wut, Verzweiflung und Todesangst.
Als sie das Zimmer betrat, stürzte sich Johnny gleich hinter ihr gegen die Tür. „Schliessen Sie die Tür, schnell, schliessen Sie die Tür mit ihrem Schlüssel!“, Johnny stand in der Unterhose vor ihr und stemmte sich gegen die Tür, seine Beine und Arme zitterten und er war von oben bis unten mit Blut überschmiert.
„Haben Sie den Mann gesehen, ist er noch da draussen?“
„Was für ein Mann Johnny, da ist niemand.“
„Der CIA-Agent im schwarzen Anzug. Der Mann mit Sonnenbrille. Ist er noch da?“
„Beruhige dich Johnny. Da ist niemand, glaub mir. Niemand kann in diese Abteilung einfach hineinspazieren.“
Schwester Martha schaute sich Johnny genauer an.
„Woher kommt das ganze Blut, hast du dich wieder aufgekratzt?“
„Da, sehen Sie, da, das hat er an die Wand geschrieben. Und dann hat er gesagt...“, Johnny japste nach Luft und fing an zu husten. Schwester Martha traute ihren Augen nicht, als sie Johnnys starrem Blick zur Wand folgte.
15 x 4 + 13 GEH DURCH DAS 1. TOR DORT FOLGE MIR
Woher hatte Johnny das ganze Blut? Sicher nicht von ein paar aufgekratzten Wunden. Schwester Martha griff nach ihrem Mobiltelefon und alarmierte die Zentrale.
„Ich brauche Verstärkung auf der Geschlossenen in Zimmer 414.“
Als der Arzt und der Pfleger die Tür aufstemmten, fiel ihr Johnny beinahe in die Arme. Sie setzten ihn auf das Bett und Dr. Becker suchte nach einer stark blutenden Wunde, aber da war nichts, kein einziger Kratzer.
„Herr Kunze, wo kommt das ganze Blut her?“, fragte Dr. Becker, „Woher ist das Blut, wer hat das an die Wand geschmiert? Reden Sie bitte mit mir.“
Aber Johnny sagte kein Wort mehr. Mit offenem Mund starrte er auf die Buchstaben und zitterte am ganzen Körper.
„Okay, ich gebe ihm eine Beruhigungsspritze und dann fixieren wir ihn zur Sicherheit für die restliche Nacht. Morgen sehen wir weiter.“
Nachdem sie Johnny festgebunden hatten, setzte ihm Dr. Becker eine Infusion mit 20 mg Valium. Schwester Martha wischte ihm gerade mit einem nassen Lappen das Blut aus dem Gesicht, als über ihren Pieper der zweite Alarm in dieser Nacht losging. Sie stürzte auf den Gang und sah, dass die Lampe über dem Zimmer 412 aufleuchtete. Das Zimmer, in dem Charlotte von Stuck untergebracht war.
„Was zum Henker war bloss los in dieser Nacht!“, fragte sich Schwester Martha, als sie die Tür des Zimmers 412 öffnete. Charlotte von Stuck sass zitternd auf dem Boden in der Dusche, auch ihr Köper war von oben bis unten mit Blut überschmiert. An der Kachelwand stand mit Blut geschrieben:
GEH DURCH DAS 2. TOR ICH FÜHR DICH NACH SOLANIA 4