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Berlin, sechs Tage vor der Wahrheit

Schwester Martha trug Charlotte von Stuck als Erstes in ihr Bett. Dann suchte sie vorsichtig den Körper ab, aber auch bei Charlotte war keine Wunde zu finden. Durch die dünne, blasse Haut schimmerten die Knochen zwischen den blauen Äderchen. Ausgestreckt auf dem Bett mit dem starren Blick an die Decke sah sie in dem Kunstlicht aus wie eine Wachsfigur in einer makabren Inszenierung. Dr. Becker war inzwischen dazugekommen und stellte bei seiner Untersuchung eine leichte Unterkühlung und einen sehr hohen Puls fest.

„Nichts Bedrohliches, aber wir werden diese Nacht mal ihren Kreislauf im Auge behalten. Schwester Martha, schauen Sie so jede Stunde mal nach ihr.“

Der Pfleger deckte die Patientin zu, als Charlotte von Stuck plötzlich die Arme und Hände zu Hilfe nahm, um sich mit dem Oberkörper zu erheben und zu jemandem zu sprechen, den sie in der Tür sah.

„Ich bin soweit. Bringen Sie mich nach Solania 4.“

„Frau von Stuck, legen Sie sich wieder hin.“, versuchte Martha sie zu beruhigen, als Dr. Becker, der sich über seinen Ärztekoffer gebeugt hatte, sich plötzlich auch erschrocken aufrichtete und zur Tür starrte.

„Sehen Sie? Nun habe ich auch Lea getötet. Wie es Dr. Petrowski vorausgesagt hatte.“

Die Worte kamen von dem jungen Mann, der nackt in der Tür stand.

„Da schauen Sie. Schauen Sie, meine Hände, alles voll Blut. Sagen Sie das Dr. Petrowski.“ Der nackte Mann streckte ihnen die Hände hin, aus den Pulsadern tropfte das Blut auf den weissen Linoleumboden.

„Wer sind Sie?“, fragte Dr. Becker, als er vorsichtig auf den Mann zuging.

„Das ist Jan Zehnder“, antwortete Schwester Martha leise, „ein Jungunternehmer, der vor vier Wochen mit seltsamen Wahnvorstellungen von Dr. Petrowski eingeliefert wurde.“

Der Klarträumer

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