Читать книгу Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit - Nikil Mukerji - Страница 12

Philosophie in Echtzeit braucht Wissenschaft in Echtzeit

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Ein Großteil der besten verfügbaren Informationen stammt auch in der aktuellen Krise aus der Wissenschaft. Allerdings sollten wir – anders als in empirisch gut und ohne Deadline-Druck erforschten Bereichen – nicht erwarten, in einer dynamischen Katastrophenlage mit vollständig gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeiten und uns auf den Goldstandard der begutachteten Fachveröffentlichung stützen zu können. Zum aktuellen Zeitpunkt sind wichtige wissenschaftliche Fragen zwangsläufig offen, relevante Studien befinden sich erst im Stadium der Vorveröffentlichung. Die Wissenschaft von Covid-19, auf die wir uns stützen, wird gerade erst entwickelt. Und auch sie findet in Echtzeit statt.

Natürlich wäre es wünschenswert, erst einmal abzuwarten, wie sich die entsprechende wissenschaftliche Diskussion entwickelt, um sich dann auf einen etablierten Konsens stützen zu können. So ließe sich gewährleisten, dass die philosophische Diskussion der anstehenden Entscheidungsfragen empirisch robust ist. Doch diesen Luxus können wir uns im Katastrophenfall eben nicht leisten. Wichtige Entscheidungsprobleme müssen jetzt – nach bestem verfügbaren Wissen und Gewissen – diskutiert und geklärt werden. Deswegen sind wir, die wir Philosophie in Echtzeit zu praktizieren versuchen, ebenso auf Wissenschaft in Echtzeit angewiesen. Glücklicherweise lassen sich aus der angewandten Epistemologie und Risikoethik Richtlinien bzw. Heuristiken gewinnen, die uns dabei helfen, mit Unsicherheit und Dissens in der wissenschaftlichen Expertendiskussion vernünftig umzugehen.

Covid-19: Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit

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